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Bunte Ballons für mehr Toleranz


Autor: Dagmar Ungerer-Brams

Volkach, Donnerstag, 30. Juli 2015

Die neonazistische Partei „Die Rechte“ sorgte in Stammheim für großes Aufsehen. Einige Schülerinnen der Mädchenrealschule Volkach wohnen dort und bekamen die ganze Aufregung hautnah mit. Grund für sie, dies als Thema in der Klasse 9a anzusprechen und aufzubereiten, heißt es in einer Presseerklärung der Schule.
Für mehr Toleranz: Die Klasse 9a der Mädchenrealschule Volkach zeigt mit mehreren Aktionen: „Wir sind bunt“.


Die neonazistische Partei „Die Rechte“ sorgte in Stammheim für großes Aufsehen. Einige Schülerinnen der Mädchenrealschule Volkach wohnen dort und bekamen die ganze Aufregung hautnah mit. Grund für sie, dies als Thema in der Klasse 9a anzusprechen und aufzubereiten, heißt es in einer Presseerklärung der Schule.

Bereits während der Projektpräsentation im Winter beschäftigten sich einige Schülerinnen mit dem Thema „Asylbewerber“. Dabei wurde klar, mit welch ablehnender Haltung manche Menschen den Flüchtlingen gegenübertreten und mit welchen Vorurteilen und Schwierigkeiten diese Menschen vor Ort zu kämpfen haben. Beendet wurde der Vortrag mit der Aufforderung: „Und jetzt stell' dir vor, du brauchst Asyl!“, die zum Nachdenken anregen sollte, ob der eine oder andere seine eingefahrenen Vorstellungen in Anbetracht der schrecklichen Dinge, die die Menschen in ihrem Heimatland und auf der Flucht erleben mussten, überdenken sollte.

Nationalsozialismus als Thema

Doch woher kommen diese eingefahrenen Vorstellungen? Sie seien eindeutig einer politischen Richtung zuzuordnen – dem Rechtsextremismus. Doch seit wann gibt es diese ausgeprägte Form des rechtsextremen Denkens in Deutschland, durch das Menschen aufgrund ihrer Herkunft und Religion als „minderwertig“ betrachtet werden?

Diese Ansicht habe leider eine lange „Tradition“. So wurden bereits im Mittelalter Juden verfolgt, später sorgte die soziologische Theorie des Sozialdarwinismus für die Art von Denken, die schließlich im wohl bekanntesten Beispiel gipfelte: dem Nationalsozialismus.

„Aber ich habe mich schon immer gefragt, wie das alles passieren konnte…“, sagte eine Schülerin im Unterrichtsgespräch bei der Behandlung des Nationalsozialismus im Geschichtsunterricht. Diese Thematik der Deutschen Geschichte steht am Ende der 9. Klasse auf dem Plan. Dabei wurde den Schülerinnen bewusst, was passieren kann, wenn sich nur wenige trauen, sich aktiv für die Demokratie einzusetzen.

Eine andere Schülerin fragte: „Hätten sich nicht einfach ein paar gegen diesen Hitler wehren können?“ So einfach war es nicht. Denn Gegner des NS-Regimes wurden mit Gewalt unterdrückt, sodass es zu Verfolgungen, Verhaftungen und Ermordungen von Regimegegnern kam.

Welche schrecklichen Ausmaße die Herrschaft Adolf Hitlers annahm, sei mit zwei Schlagworten zusammenzufassen: Zweiter Weltkrieg und Rassismus. Beide Ereignisse forderten zusammen etwa 60 Millionen Tote.

Mit diesem Hintergrundwissen beschloss die Klasse 9a, ihre Klassenkameradinnen und das Dorf Stammheim mit einer Aktion zu unterstützen und Solidarität zu zeigen. Möglichst viele Menschen sollten darauf aufmerksam gemacht werden. Also veranstalteten die Mädchen kürzlich an der Mädchenrealschule in Volkach eine Aktion, die unter anderem den Zusammenschluss „Stammheim ist bunt“ unterstützen solle. Durch lange und sorgfältige Planung gelang es den Schülerinnen, einen Beitrag für die Öffentlichkeit zu leisten.

Bunter Staub als Symbol

Mit großer Freude wollten sie ein Zeichen setzten: „Die MRS ist bunt!“. So wurden zunächst zahlreiche bunte Luftballons in Szene gesetzt. Konfetti und Luftschlagen durften natürlich auch nicht fehlen. Nachdem die Haare bunt gefärbt wurden, folgte schließlich der wohl beeindruckendste Teil: das Hochwerfen von leuchtend bunter Farbe, die die Luft in färbte. Die Idee, die dahinter steckt: Der Wind sollte den bunten Staub als Symbol für Toleranz in die ganze Welt tragen.

Dank sagen die Schülerinnen der Feuerwehr Volkach, die ihr Grundstück zur Verfügung gestellt hatte, um diese Aktion durchzuführen. Dank gelte auch der Stadt Volkach, insbesondere Bürgermeister Peter Kornell, der schnell und unbürokratisch das Stadtgrundstück zur Verfügung gestellt hatte sowie Christian Schwab vom Amt für öffentliche Sicherheit und Ordnung, der die Mädchen mit praktischen Tipps unterstützte.

Ziel sei es nun, einen kleinen Film zuzuschneiden, mit dem die Schülerinnen die Menschen ansprechen wollen. Darüber hinaus ist geplant, sich ab dem kommenden Schuljahr mit konkreten Aktionen für mehr Toleranz einzusetzen.

Denn „Wir sind BUNT“, schreiben die Schülerinnen und sie wollen Flüchtlingen beistehen.