Bürgerbräu: Namenswechsel belegen turbulente Zeiten
Autor: Siegfried Sebelka
Kitzingen, Montag, 29. August 2016
Im Rathaus in Kitzingen dreht sich in einer Ausstellung alles ums Bier. Eine der Traditionsbrauereien ist die Bürgerbräu. Im Herzen der Altstadt wurde bis 1998 gebraut.
Noch bis Sonntag, 4. September, läuft die Sommerausstellung 2016 des Kulturvereins PAM – zur Feier des 500-jährigen Jubiläums des bayerischen Reinheitsgebots. In der Rathaushalle in Kitzingen dreht sich bis dahin alles ums Kitzinger Bier.
Die Ausstellung „Hopfen und Malz – Kitzinger Brautradition“ begleiten wir mit einer kleinen Serie. Sie bietet kurze Einblicke in eine lange Geschichte. Heute geht es um die Bürgerbräu und da geht es in dem von den Ausstellungsmachern Renate Haass und Klaus Christof zur Verfügung gestellten Text bis ins 19. Jahrhundert und zum Vorgänger Ehemann Bräu.
Der Weg zur Aktiengesellschaft
Nach dem Tod Thomas Ehemanns führten dessen Schwiegersöhne Carl Reichard und Oskar Deuster die Brauerei 13 Jahre lang fort. 1885 verkauften sie die Ehemann Bräu an das Kitzinger Bankhaus Bachmann, das das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umwandelte und an der Münchner Börse platzierte.
Für die Aktienbrauerei Kitzingen – vormals Thomas Ehemann – folgte eine turbulente Zeit, geprägt von zwei Konkursen und einem verheerenden Mälzereibrand. Erst ab 1909 kam die Brauerei wieder in ruhiges Fahrwasser: der Marktredwitzer Unternehmer Heinrich Rockstroh brachte alle Anteile der unter dem Namen Bürgerbräu Kitzingen, früher Ehemann Bräu GmbH, firmierenden Brauerei in seinen Besitz.
Die Ära Rockstroh
Die Brauerei stand jetzt auf gesunden Füßen, was dem neuen Besitzer ermöglichte, 1912 die Brauerei Gaßner mit ihrem großen Kundenstamm zu erwerben. Nach der umgehenden Stilllegung des Gaßnerschen Brauhauses und entsprechenden Umbauten entstand auf dem Gelände eine eigenständige Mälzerei. Später bekannt als Frankenmalzfabrik Reiter & Co arbeitete diese erfolgreich bis in die 1950er Jahre. Mit großem Engagement führte Heinrich Rockstroh die Bürgerbräu bis zu seinem Tod 1931 fort.
Sein Enkel, Siegfried Heinrich Rockstroh (1905 bis 1970), übernahm das florierende Unternehmen als Geschäftsführer einer Erbengemeinschaft, bis er 1936 die als Bürgerbräu Kitzingen Siegfried Heinrich Rockstroh firmierende Brauerei in Besitz nahm, die beim Bombenangriff auf Kitzingen am 23. Februar 1945 großen Schaden erlitt. Der notwendige Wiederaufbau und eine Modernisierung erfolgten in den folgenden Jahren unter enormen Anstrengungen. Das Sudhaus, eine neue Flaschenabfüllanlage, Gär- und Lagerkeller, die Dampf- und Kälteversorgung, alles musste erneuert werden. Die Erweiterung der Produktpalette 1950 mit Fruchtlimonaden und die ständigen Bemühungen, das Biersortiment und dessen Absatz zu optimieren, führten zum Erfolg.
Mit der Traditionsmarke Bayerisch Gold traf man den Geschmack der Biertrinker ebenso, wie ab den 1960er Jahren mit der Marke Hadla Pils, die sich sogleich großer Beliebtheit erfreute. Das Leben Siegfried Heinrich Rockstrohs war bis zu seinem Tode im Jahr 1970 angefüllt mit dem steten Bemühen, die Brauerei auf dem neuesten Stand der Technik zu halten und den Absatz zu expandieren.