"Kitzingen im Ausnahmezustand": Stadt und Landkreis mit Bilanz zu Mega-Flut
Autor: Isabel Schaffner
Kitzingen, Dienstag, 04. Juni 2024
Alleine in der Stadt Kitzingen gab es am vergangenen Wochenende aufgrund der Überschwemmungen innerhalb von 24 Stunden so viele Einsätze wie in einem Jahr. Die städtische Feuerwehr und das Landratsamt ziehen Bilanz.
Heftige Starkregen haben am Wochenende in Stadt und Landkreis Kitzingen sämtliche Feuerwehren und weitere Rettungseinheiten in Atem gehalten. Insgesamt 863 Personen waren laut Landratsamt im Einsatz. Während sich im Landkreis 100 Einsätze ereigneten, lag der Schwerpunkt mit 270 Einsätzen in der Stadt Kitzingen und Ortsteilen. "So viele Einsätze, wie wir sie normalerweise innerhalb eines Jahres zu erledigen haben", erklärte die städtische Feuerwehr am Montag (3. Juni 204) in einem Bericht mit dem Titel "Kitzingen im Ausnahmezustand". Dabei wurde Anwohnern der Stadt ein unscheinbarer Bach zum Verhängnis.
Mit etwas Abstand blickt die Feuerwehr in einer finalen Bilanz zurück auf ein Wochenende, an das sich die Einsatzkräfte "noch viele Jahre erinnern werden". Das Landratsamt informiert indes über einen überschwemmten Kindergarten und nennt einen Gesamtsachschaden für den Landkreis in zweistelliger Millionenhöhe.
Kitzingen "von den Wassermassen überrollt" - Feuerwehr kämpft Tag und Nacht gegen Fluten
"Dass wir [...] derart von den Wassermassen überrollt werden, hat sämtliche Befürchtungen übertroffen. Ab dem Abend des Samstags führten die starken Regenfälle dazu, dass sich kleine Bäche in reißende Fluten verwandelten und Keller überschwemmten, Felder und Straßen überfluteten und eine Spur der Verwüstung in Kitzingen hinterließen", fasst die Feuerwehr zusammen. Bevor sich die Einsatzkräfte auf andere Orte konzentrieren konnten, mussten sie an ihrem eigenen Gerätehaus "massive Schäden" feststellen und eindämmen. inFranken.de berichtete bereits.
"Wir waren anschließend die ganze Nacht und den ganzen Tag im Einsatz, um nach und nach die Einsatzstellen abzuarbeiten", heißt es weiter. Auch im Landkreis Coburg spielten sich dramatische Szenen ab. Der Feuerwehreinsatz ging manchen Personen nicht schnell genug. Der Kommandant zeigt sich ob der Beschwerden fassungslos. Nach Kitzingen kamen zur Unterstützung "unzählige Feuerwehren aus den Landkreisen Kitzingen, Würzburg und Main-Spessart [...], ebenso das THW aus Kitzingen, Würzburg, Ochsenfurt und Lohr". Das BRK sicherte den Einsatz ab und versorgte die Einsatzkräfte mit Mahlzeiten.
"Wir hoffen, dass es eine für uns einmalige Erfahrung bleibt und wissen trotzdem, dass wir uns im Fall der Fälle auf eine riesige Gemeinschaft aller Blaulichtorganisationen verlassen können. Allen Betroffenen wünschen wir viel Kraft in diesen schweren Stunden", lautet der Abschluss der Bilanz.
20 Millionen Euro Schaden - Landratsamt froh, dass "kein Mensch zu Tode gekommen ist"
Neben einem Hangrutsch in Hohenfeld, einer leicht verletzten Person aus Volkach und vollgelaufenen Kellern nennt das Landratsamt Kitzingen unter anderem einen stark betroffenen Kindergarten in der Kitzinger Alemannenstraße: "Der komplette Neubau stand teilweise unter Wasser, sodass Möbel und Böden überschwemmt sind sowie die Spielgeräte nicht mehr benutzt werden können." Im Laufe dieser Woche solle eine Notgruppe für Krippe und Kindergarten eingerichtet werden.
Die vorläufige Schadenshöhe durch das Unwetter betrage rund 20 Millionen Euro. Bereits am Freitagmorgen hätten Landrätin Tamara Bischof (Freie Wähler) und Kreisbrandrat Dirk Albrecht den Krisenstab des Landratsamtes Kitzingen zu einer ersten Lagebesprechung einberufen, erklärt das Landratsamt weiter. Am Samstagabend sei ab 22 Uhr dann der Artikel 15 der Bayerischen Katastrophenschutzgesetzes in Kraft gesetzt worden. Dabei handele es sich um Einsatzlagen mit erhöhtem Koordinierungsbedarf (unterhalb des Katastrophenfalls).