Tattoos sind mittlerweile zu Kunstwerken gereift. Sie zu stechen ist das eine, sie ästhetisch zu fotografieren das andere. Der Kitzinger Fotograf Hans Will hat sich daran gewagt. Seine Fotografien sind ab sofort in der Szene-Kneipe KulTur ausgestellt.
Wenn das richtige Model zum richtigen Tattoo passt, entsteht ein erotischer Blickfang, dem man sich nur schwer entziehen kann. Diese Kunstwerke künstlerisch noch zu verfeinern, hat sich der Kitzinger Fotograf Hans Will zum Ziel gesetzt. Ab sofort sind die Aktaufnahmen seiner Tattoo-Girls in der Kitzinger Szene-Kneipe KulTur zu sehen.
Auch Ötzi hatte Tattoos "Es ist kein voyeuristischer Blick auf den nackten Körper", meinte der Würzburger Blogger Ralf Thees in seiner Einführung zur Vernissage, "sondern eine Kunstform, die den Körper als Bühne benutzt". Thees erinnert daran, dass Tattoos die Menschheit zu verschiedenen Epochen unterschiedlich fasziniert haben. "Selbst die Gletschermumie Ötzi hatte Tattoos".
Deutlich attraktiver als beim Eiszeitmenschen sehen allerdings die Tattoos aus, die Hans Will ablichten durfte. Seine Models stammen auch nicht aus den Ötztaler Alpen, sondern aus Heusenstamm, Stuttgart, Bamberg oder Würzburg. "Ich frage mich nur, wie Herr Will an diese Damen herankommt?", so Grünen-Politiker Rafiq Iqbal, der extra zur Vernissage gekommen war. "So schwierig ist das gar nicht", gab Hans Will zur Antwort. "Ich nutze meine Kontakte aus der Konzertfotografie, aus Szene-Partys wie der "Creatures of the night" in Würzburg oder ich werde über Facebook angeschrieben".
Fast nur Frauen als Models Keines seiner Models habe er für die Aufnahmen bezahlen müssen, betont er. Apropos: Seine Models sind fast nur Frauen. Ein einziger Mann traute sich vors Objektiv des Kitzinger Fotografen.
Ein Jahr lang hat Will an den Aufnahmen gearbeitet. Die Zeit war es offenbar wert, denn was da an den Wänden der Kneipe in der Rosenstraße hängt, ist in der Tat künstlerisch wertvoll. Will zeigt ein Repertoire seines Schaffens. Darunter finden sich Schwarz-Weiß-Akte und farbige Fotografien, auf Forex-Platten, normalem Fotopapier oder Canvas, einer Art Leinwand. "Eva mit dem Apfel" hat Will ein Bild genannt. Der versteckte Akt ist auf den Punkt genau ausgeleuchtet. Er zeigt nichts und lässt genau dadurch Raum für jede Menge Fantasie. Wäre statt einem Totenkopf eine Schlange auf den Oberarm der paradiesischen Schönheit tätowiert, dann wäre das Bild in der Aussage perfekt. Doch dafür kann Will nichts. Er muss mit dem arbeiten, das sich ihm bietet.
Zu mancher Dame erzählt er eine Geschichte. "Das hier ist wirklich eine adlige Lady", erzählt er über eine üppige Schönheit, die er in schwarz-weiß auf Fotopapier gebannt hat. "Und die hier kam mit ihrer Oma", lacht er. "Die war das ganze Shooting über dabei".
Stammtisch zieht um "Mich faszinieren die Geschichten, die die Bilder erzählen", sagt Silke-Inet Traut, die das KulTur betreibt. Die Doppeldeutigkeit der Tattoo-Schönheiten, das Bild im Bild zu sehen, macht in der Tat die Magie der Aufnahmen aus. Und die kommt offenbar an. "Wir hatten das noch nie, dass sich der Stammtisch umgesetzt hat, um den Blickwinkel auf ein besonders gelungenes Foto zu haben", erzählt sie lachend.
Es ist bereits die zweite Vernissage, die sie von Hans Will in ihrer Kneipe veranstalten lässt. "Das passt in unser Konzept", sagt sie. "Live-Musik, Kunst und eben Kultur - unser Name ist eben Programm".
Bis März 2013 können die Fotografien noch im KulTur bestaunt werden. Dann ist schon die dritte Vernissage mit Hans Will geplant. "Ich bin mir noch nicht sicher, was ich dann zeigen werde", sagt er, der das Bäckerhandwerk endgültig an den Nagel gehängt hat. "Entweder werden es nochmal Akte oder Fränkische Ansichten".
Letzteres könnte auch ein wunderbarer Titel für eine Akt-Ausstellung sein, je nachdem, woher dann die Models stammen.
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