Besuch beim Brückenbaron
Autor: Thomas Fritz
Segnitz, Donnerstag, 20. April 2017
Holger Metzger hat sich in die alte Segnitzer Brücke verliebt, die einzelnen Stahlteile gekauft und jetzt in seinem Biergarten in Bolzhausen wieder aufgerichtet.
Holger Metzger nennt seinen Biergarten mittlerweile „Der Brückenbaron“. Auch er wird inzwischen von Freunden so angesprochen. Klingt überheblich. Ist es aber nicht. Lange hat der 41-Jährige nach einen Namen für seinen Biergarten im Ochsenfurter Gau gesucht. „Zur gemütlichen Brücke“ war ihm zu gewöhnlich.
Und so recht würde das auch nicht zur alten stählernen Segnitzer Mainbrücke passen, die jahrelang über den Main führte. Brückenbaron ist irgendwann über Nacht entstanden. Mit dem Wort werden verarmte Adelige bezeichnet, die im Mittelalter unter der Brücke geschlafen haben. Und damit Brückenbarone auch ihr Plätzchen finden, wird neben der Bar ein altes Bett aufgestellt. Unter der Brücke wär's ein bisschen arg nass.
Gigantisches Projekt - an alles gedacht
Holger Metzger hat eine Gruppe Kommunalpolitiker zu Besuch. Und die sind bass erstaunt. Vor allem, dass der gelernte Elektromechaniker bei diesem gigantischen Projekt wohl an alles gedacht hat. Vom Anschluss fürs Wohnmobile, über diverse Auflademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge bis hin zum Kneipp-Becken für heiße Sommertage. „Gibt es eigentlich etwas, an das Du nicht gedacht hast?“, fragt einer aus der Gruppe.
Der Brückenbaron zuckt die Schultern. Es fällt ihm erst mal nichts ein. Selbst den Hintereingang für die Bühne und eine Garderobe für die Künstler hat er eingeplant.
Metzger legt Wert auf Unabhängigkeit
Viel Wert legt Holger Metzger auf seine Unabhängigkeit. Biergarten und Restaurant hat er so konzipiert, dass alles energieautark funktioniert. Denn der gelernte Elektromechaniker glaubt nicht an eine störungsfreie Stromversorgung in den nächsten Jahren. „Ein Stromanschluss ist nicht zeitgemäß“, sagt er und setzt auf den Inselbetrieb. So werden alle nicht einsehbaren Dächer zu Fotovoltaikflächen. Der erzeugte Strom wird gespeichert und soll alle elektrischen Geräte auf dem 1,6 Hektar großen Areal versorgen. In den Spitzenzeiten wird ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk zugeschaltet, das auch bei einem Totalausfall anspringen soll.
Das Trinkwasser kommt aus dem eigenen Brunnen
Die benötigte Wärme für alle Gebäude erzeugt Metzger mit einer Hackschnitzelheizung. Über Fernwärmeleitungen wird sie unterirdisch verteilt. Auf Hackschnitzel setzt Metzger nicht nur, weil es ein nachwachsender Rohstoff ist. Hier kann er auch die Auswahl des Energieträgers beeinflussen – und sich für regional erzeugte Hackschnitzel entscheiden. Auch bei der Trinkwasserversorgung ist Metzger unabhängig. Das Wasser kommt aus dem eigenen Brunnen, der bereits sein Wohnhaus, eine alte, renovierte Mühle versorgt. „Das Wasser muss sowieso regelmäßig untersucht werden“, sagt er und fügt hinzu: „Die Qualität ist ausgezeichnet.“
Brauereien rennen ihm die Tür ein
Ob er denn auch unabhängig bei der Auswahl der Brauereien bleiben möchte, weiß Metzger noch nicht. „Die rennen mir gerade die Türe ein“, sagt er. Ein Bekannter führt die Verhandlungen. Er selbst will sich da nicht einmischen. Sicher scheint, dass ein regionales Bier ausgeschenkt wird. „Wir haben hier im Umkreis von 20 Kilometer sehr gute Brauereien“, sagt der künftige Biergartenbetreiber.