Druckartikel: Bahn-Privatisierung war ein Fehler

Bahn-Privatisierung war ein Fehler


Autor: Frank Weichhan

Kitzingen, Mittwoch, 29. Juli 2015

Gerhard Bauer ist Eisenbahnfreund und Organisator der 150-Jahr-Feier des Kitzinger Bahnhofs. Und er ist ziemlich frustriert. Warum, verrät er im Interview.
Die Bahn konnte ihr Betriebsergebnis bessern, blieb jedoch hinter dem Ziel zurück. Foto: Axel Heimken


Gerhard Bauer ist Eisenbahnfreund und Organisator der 150-Jahr-Feier des Kitzinger Bahnhofs. Und er ist ziemlich frustriert. Warum, verrät er im Interview.

Frage: Meine Liebe zur Bahn entdeckt habe ich . . .

Gerhard Bauer: . . . 1965 zusammen mit Schulfreunden im Armin-Knab-Gymnasium. Es begann damit, Lokomotiven im Bahnhof Kitzingen und Etwashausen zu beobachten.

Wann und warum wurden die Kitzinger Eisenbahnfreunde gegründet?

Bauer: Der Verein 'Modell- und Eisenbahnfreunde Kitzingen' wurde 1985 gegründet. Die bis dahin losen Treffen in Nebenzimmern und ohne

Modelleisenbahn sollten regelmäßig und in eigenen Räumen stattfinden, auch um eine eigene Modellbahnanlage bauen zu können.

Ihr Part dabei?

Bauer: Ich war zunächst zweiter Vorsitzender und Pressereferent. 1990 übernahm ich nach dem Rücktritt des Gründungsvorsitzenden Michael Zschech den Vorsitz bis 2008. Seit der Gründung wurden beispielsweise Ausflugsfahrten sowie die Bahnhofsfeste im Mai 1990 – 125 Jahre Eisenbahn in Kitzingen – und November 1993 – 100 Jahre Kitzingen-Etwashausen-Gerolzhofen – organisiert.

Wie ist die aktuelle Situation?

Bauer: Nach 30 Jahren hat der Verein – inzwischen umbenannt in Eisenbahnfreunde Kitzingen und Umgebung – das vierte und hoffentlich längerfristige Domizil in der Würzburger Straße bezogen.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Bahn in den vergangenen Jahrzehnten?

Bauer: Die Deutsche Bahn hätte niemals privatisiert werden dürfen. Jeder hat früher über die 'Beamtenbahn' gelästert. Damals hatte aber jeder Eisenbahner nachvollziehbar seine Zuständigkeit und seine Erreichbarkeit. Heute verlaufen die meisten Anfragen in Anonymität, Nichtzuständigkeit und Nichterreichbarkeit.

Wenn ich heute den Kitzinger Bahnhof sehe . . .

Bauer: . . . scheint die Zeit stehen geblieben. Überraschend kam vor Jahren der Bau der Unterführung – dabei blieb es: keine Toiletten, keine Barrierefreiheit. Touristen müssen Gepäck und Fahrräder auf den Schultern über die Treppen tragen. Vom Zustand der ehemaligen Gleisanlagen des Güterbahnhofes und dem Vorplatz ganz zu schweigen.

Was sind die größten Probleme bei der Organisation der 150-Jahr-Feier?

Bauer: Ich musste erfahren, dass die Deutsche Bahn mangels Bahnstrecke gar kein Streckenjubiläum feiern kann, denn das Streckennetz ist Bundeseigentum. Daher gibt es also ein Eisenbahnfest ohne Eisenbahn. Wenn man das erleben muss, macht die Bezeichnung Eisenbahnfreund nur noch wenig Freude.