Angekommen: Reinhold Kuhn feiert 70.
Autor: Frank Weichhan
Dettelbach, Freitag, 22. Juli 2016
Einige haben es Reinhold Kuhn nicht zugetraut: Dass er die Vorzüge des Ruhestandes zu schätzen weiß. Dass er nach fünf Bürgermeister-Perioden auf Abstand gehen kann. Dass er mit 66 Jahren das Leben noch einmal neu erfinden kann.
Einige haben es Reinhold Kuhn nicht so richtig zugetraut: Dass er die Vorzüge des Ruhestandes tatsächlich zu schätzen weiß. Dass er nach fünf Bürgermeister-Perioden als eine Art Homo politicus loslassen und auf Abstand gehen kann. Dass er mit 66 Jahren sich und das Leben noch einmal neu erfinden kann.
Was in der Tat nicht ganz einfach ist für einen, der ab 1972 im Stadtrat saß, mit 36 Jahren Bürgermeister wurde und danach eine Ära prägte. Der es gewohnt war, sich um die Dinge zu kümmern. Für den Verantwortung zu tragen so selbstverständlich war wie das abendliche Stellen des Weckers – was übrigens im Hause Kuhn auch im Ruhestand noch geschieht. Arbeit ging bei Reinhold Kuhn weit über einen Beruf hinaus. Und das 30 Jahre lang, ganze 10 950 Tage, wie es beim Abschied aus dem Amt im Oktober 2012 einer ausgerechnet hat.
Reinhold Kuhn hätte also Grund gehabt, mit dem neuen Lebensabschnitt als Pensionär in seiner zum Wohnhaus umgebauten Scheune in Bibergau ein wenig zu fremdeln. Tat er aber nicht. Weil zum einen ein paar Posten ja noch blieben: Kreisrat ist er beispielsweise weiterhin, dazu einige Aufsichtsratsposten.
Zudem machte Kuhn das, was er beim Abschied aus dem Rathaus schon angekündigt hatte: Die Führungsrolle seiner Frau daheim erkannte er klaglos an. Er kümmert sich verstärkt um Haus und Garten und spielt dabei sein handwerkliches Geschick aus. Er fühlt sich freier, ist „keine Entscheidungsmaschine mehr“. Setzt sich regelmäßig aufs Rad. Guckt nach den Obstbäumen.
Dann erblickten die Enkelkinder Nummer drei und vier die Welt, die jetzt ganz viel vom Opa haben. Ein wenig Wiedergutmachung spielt dabei sicher auch mit: In den Bürgermeisterjahren kam die Familie gerne mal zu kurz. Da gibt es einiges gutzumachen – zumindest als Opa ist Kuhn hier auf dem allerbesten Weg.
Deshalb werden die Gratulanten an diesem Samstag, dem 23. Juli, ein aufgeräumtes und mit sich und der Welt zufriedenes Geburtstagskind erleben, das auch im Ruhestand bei sich angekommen ist. Das sich entspannt hochleben und zum 70. Geburtstag gratulieren lässt.
Aus dem Tagesgeschäft hält sich der hoch dekorierte Altbürgermeister – neben dem Bundesverdienstkreuz am Bande gab es auch den Goldenen Ehrenring der Stadt Dettelbach und des Landreises – ganz bewusst raus, auch wenn er sich hin und wieder schon sorgt, ob die Stadtteile nicht zu kurz kommen. Oder warum es so viele Bauwerber, aber kaum Bauplätze gibt. Oder weshalb . . .