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Als das Bier zu perlen begann


Autor: Frank Weichhan

Kitzingen, Donnerstag, 11. August 2016

Die Aktivitäten des Johann Balthasar Kleinschroth (1770-1823) im Gasthaus Zum Schwarzen Bären bildeten die Basis für die Entstehung einer bekannten Brauerdynastie
Blick auf das Anwesen der Brauerei Kleinschroth in der Mainstockheimer Straße.


Derzeit läuft die Sommerausstellung 2016 des Kulturvereins PAM. Zur Feier des 500-jährigen Jubiläums des bayerischen Reinheitsgebots dreht sich im August in der Rathaushalle alles ums Kitzinger Bier. Das Motto: Hopfen und Malz – Kitzinger Brautradition. Die Ausstellung ist bis zum 4. September zu sehen. Begleitend dazu veröffentlichen wir eine kleine Serie. Teil zwei beschäftigt sich mit der Brauerfamilie Kleinschroth.

Johann Balthasar Kleinschroth

Die Aktivitäten des Johann Balthasar Kleinschroth (1770–1823) im Gasthaus Zum Schwarzen Bären bildeten die Basis für die Entstehung einer bekannten und erfolgreich wirkenden Brauerdynastie. Nachdem er sich vergeblich um ein persönliches Braurecht bemüht hatte, war er gezwungen die städtische Braukonzession zu pachten.

Der Anfang seiner Laufbahn als Bierbrauer gestaltete sich aufgrund seiner Unerfahrenheit schwierig und wirtschaftlich wenig erfolgreich. Nur durch den Umstand der Napoleonischen Koalitionskriege konnte sich Kleinschroth über Wasser halten.

Wie sein Sohn später in seiner Chronik festhielt, fand Johann Balthasar Kleinschroth in den durchziehenden und in Kitzingen lagernden Soldaten eine Kundschaft, die ungeachtet der Qualität der Biere große Mengen des Gerstensaftes konsumierte und ihn so vor dem Ruin rettete.

Johann Adam Kleinschroth

Mit der Übergabe des Schwarzen Bären an den Sohn Johann Adam (1794–1871) im Jahr 1818 geriet die Brauerei in weitaus geschäftstüchtigere Hände.

1819 erhielt J. A. Kleinschroth schließlich das seinem Vater so lange verwehrte persönliche Braurecht zugesprochen, befand sich jedoch nach eigenen Angaben dennoch in Geldnöten. Nur die Einnahmen aus dem zusätzlich betriebenen Weinhandel mit Landwirtschaft ließen ihn die Krise im Bier- und Wirtshausgewerbe überstehen.

1827 bezeichnete Johann Adam Kleinschroth als ein Jahr, in dem „sein Glücksstern aufgegangen sei“, weil er mit billigem An- und später teurem Verkauf von Wein einiges gutes Geld machen konnte. Er begann damit Grundstücke, deren Preis zu jener Zeit gerade am Boden lag, zu kaufen. Zudem verbesserte er die Technik seiner Brauerei.

Als er 1829 hinter das Geheimnis des moussierenden Bieres gelangte, das ihm erlaubte große Mengen frischen und perlenden Bieres zu brauen, von dem seine Kundschaft nicht genug bekommen konnte, verbesserten sich seine Absatzzahlen erheblich.

Die zusätzlichen Einnahmen aus Weinhandel, Ochsenmästerei und Branntweinbrennerei ermöglichten ihm nicht nur schuldenfrei zu werden, sondern auch noch weiteren Grundbesitz zu erwerben. An der 1837 neu angelegten Mainstockheimer Straße errichtete er schließlich 1843 neben seinen bereits existierenden Stallungen eine neue geräumige Brauerei, ausgestattet mit der modernsten verfügbaren Technik.

Johann Balthasar II Kleinschroth

Nach dem Verkauf der Gastwirtschaft Zum Schwarzen Bären übertrug Johann Adam Kleinschroth die Brauerei 1850 frühzeitig an seinen Sohn Johann Balthasar (1820–1885), der den Betrieb als treuer Sachwalter im Sinne seines Vaters fortführte.