Allgemeinarzt Dr. Weise: Seit 40 Jahren für die Siedlung
Autor: Von Katrin Amling
Kitzingen, Montag, 01. Oktober 2018
Während andere die Rente genießen, kümmert sich Dr. Wolf-Rüdiger Weise mit fast 75 weiter um seine Patienten. Warum der Kitzinger Arzt nicht ans Aufhören denkt.
Sprechstunden nur noch vormittags, keine Bereitschaftsdienste mehr und „nur“ noch rund 1000 Patienten – das sind die einzigen Zugeständnisse, die Dr. Wolf-Rüdiger Weise angesichts seines Alters macht. Denn am Mittwoch feiert der Allgemeinarzt 75. Geburtstag.
Trotzdem führt er seine Praxis in der Kitzinger Siedlung weiter. Aufhören mag er aus zwei Gründen nicht: Über die Jahre sind ihm seine Patienten ans Herz gewachsen; teilweise drei Generationen einer Familie hat er bei sich in der Praxis. Und ohne ihn gäbe es in der Siedlung nur noch einen weiteren Hausarzt – für rund 5000 Einwohner.
Von der Falterstraße in die Siedlung
Im Oktober 1978 kam Dr. Weise nach Kitzingen und eröffnete eine Praxis für Allgemeinmedizin. Zunächst in der Falterstraße. „Doch hier habe ich schnell gemerkt, dass ich nicht so richtig gebraucht werde, da es genug Ärzte gab“, sagt Dr. Weise. Deshalb verlegte er seine Praxis in die Kitzinger Siedlung. Seit 35 Jahren praktiziert er nun in der Thüringer Straße. Neben seinen Praxishelferinnen hat ihn auch seine Frau Dietlind immer sehr unterstützt. „Hier hat sich die Praxis auch schnell gut entwickelt“, erzählt Dr. Weise. Geboren wurde er in Görlitz, kam dann aber bald mit seiner Familie nach Franken und studierte in Erlangen Medizin.
Gerade in den letzten Jahren habe er gemerkt, dass er immer begehrter werde. „Zwar gehen nur wenige vor dem 65. Lebensjahr in Rente, doch mit 66 oder 67 ist meist Schluss“, sagt der Arzt. Von seinen ehemals vier Kollegen in der Siedlung sind zwei in den Ruhestand gegangen – ohne einen Nachfolger gefunden zu haben. Neben ihm gibt es jetzt nur noch eine Allgemeinarztpraxis in dem Stadtteil. „Damit ist es natürlich relativ eng“, sagt Dr. Weise.
Große Hindernisse Honorar und Bürokratie
Warum es so schwer ist, einen Nachfolger zu finden? Laut Dr. Weise gibt es zwei Hauptgründe, die junge Ärzte davon abhalten, Allgemeinarzt zu werden: das Honorar und die Bürokratie. Neu sei das nicht: „Seit 20 Jahren ist bekannt, dass wir auf einen Ärztemangel zusteuern.“ Man müsse beim Verdienst daran denken, dass Ärzte in der Regel erst mit 35 Jahren voll verdienen. So lang dauere es, bis man mit Studium und Facharztausbildung fertig sei. „Das muss man erst einmal wieder reinholen“, sagt der Arzt. Denn dazu kämen eventuell Schulden von einer Praxiseröffnung; außerdem gründen viele in dieser Zeit eine Familie. „In meinem Alter ohne Verpflichtungen ist das Einkommen natürlich gut“, sagt Dr. Weise.