Zehn Jahre engagiert sich Renate Strung bereits für die Aktion "Weihnachten im Schuhkarton". Unterstützt wird sie von Maria Fast. Ab sofort nehmen sie wieder Päckchen entgegen.
So sehen Engel also heutzutage aus: Reichlich unspektakulär, ohne Flügel und Heiligenschein, dafür mit einem Lächeln, das einem schlagartig die Seele wärmt. Renate Strung und Maria Fast sind solche Engel. Weihnachtsengel. Sie sind ein entscheidender Teil eines internationalen Hilfsprojektes, das Weihnachten wirklich dahin bringt, wo es schon vor rund 2000 Jahren war: in arme Behausungen, zu Menschen, die nichts haben, die oft selbst die Hoffnung auf einen Lichtblick verloren haben.
Aktion geht in zwölf Zielländer
Kinder von zwei bis vierzehn Jahren sind die Zielgruppe der Aktion "Weihnachten im Schuhkarton". Sie leben in Bulgarien, Georgien, der Mongolei, im Kosovo, Weißrussland und vielen anderen Ländern des ehemaligen Ostblocks sowie im Westjordanland. Rund eine halbe Million Kinder wurden im vergangenen Jahr aus Deutschland, Österreich, Liechtenstein und Südtirol auf diese Weise zu Weihnachten beschenkt. So viele Pakete wurden von mitfühlenden Privatpersonen bei Sammelstellen wie der von Renate Strung abgegeben.
Sie haben sich vorher anstecken lassen von den Erzählungen und Berichten ehrenamtlicher Helfer, die tausende von Flyern verteilen oder in Schulen zum Mitmachen animieren.
"Wenn unsere Kinder zum ersten Mal von der Armut der Heimkinder in Rumänien hören, die vielleicht noch nie ein Weihnachtsgeschenk bekommen haben", erzählt Maria Fast, die das Projekt in den Grundschulen der Region vorstellt, "dann entschließen sie sich oft spontan dazu, auch einen Schuhkarton zu packen".
In den passt dann oft mehr hinein als man gemeinhin denkt. "Es sollte eine gute Mischung sein", erklärt Renate Strung, die alle Pakete vor der Abreise eingehend prüft. "Ein Kuscheltier, ein Kleidungsstück, Spiel- und Schulsachen, Hygieneartikel, originalverpackte Süßigkeiten und gerne auch ein Foto oder eine Karte des Absenders". Damit ließe sich ein Kind mehr als glücklich machen. Wichtig dabei: Es müssen absolut neue Artikel sein. "Wenn wir an der Grenze kontrolliert werden und die Zöllner zum Beispiel gebrauchte Kleidung entdecken, muss der Inhalt des ganzen Lkw desinfiziert werden". Und damit wären die Geschenke zwar klinisch sauber, aber auch komplett verloren.
Außerdem gibt es Dinge, die tabu sind: Gelatinehaltige Kaubonbons, Kriegsspielzeug oder Artikel, die mit Hexerei oder Zauberei zu tun haben, werden ausgesondert. Renate Strung kontrolliert jedes Paket, bevor es an die Hauptsammelstelle zur Evangelischen Freien Gemeinde nach Würzburg und dann von dort aus auf die lange Reise geht.
Freude am Schenken
230 Päckchen wurden 2011 an ihrer Haustür abgegeben. Mindestens sechs Euro Transportgeld sollte jeder Schuhkarton außerdem enthalten. "Das ist dann für die Kosten der Organisation", erklärt Renate Strung. "Das Wunderbare ist, dass jedes Paket wirklich ankommt und an Weihnachten ein Kind glücklich ist".
Und genau das ist es wohl auch, das immer mehr Menschen für diese Aktion erwärmt. Hilfe, die eins zu eins da ankommt, wofür sie gedacht ist. Wer einmal damit begonnen hat, entdeckt, was es bedeutet, dass Geben seliger als Nehmen ist. "Wenn ich ein Paket fertig gemacht habe und es verschließe, dann ist für mich Weihnachten", gesteht Renate Strung.
Offenbar empfinden viele ähnlich. "Es gibt da einen Mann aus Kitzingen", erzählt sie, "der kam einmal und hat sechs Pakete abgegeben - für jede der drei vorgegebenen Altersstufen jeweils ein Paket für Mädchen und eines für Jungs". Renate Strung lacht und fährt fort: "Er kam auch im folgenden und jedem weiteren Jahr. Und hoffentlich auch dieses Jahr". Sie erzählt auch von einer älteren Dame aus ihrer Kirchengemeinde. Die strickt das ganze Jahr über Socken in verschiedenen Größen und bestückt damit etliche Päckchen. Engelsgeschichten wie diese verstecken sich auch in den Schuhkartons.
Abgabeschluss: 15. November
Bis zum 15. November können große und kleine Weihnachtsengel noch Pakete bei Renate Strung in der Straße "Am Viehtrieb 47" in Großlangheim oder in Rüdenhausen am Goldbrunnen 16 bei Luba Fast abgeben. Ober- und Unterteil des Schuhkartons müssen dafür separat mit Geschenkpapier beklebt werden. Im letzten Jahr gingen von Würzburg aus knapp 2000 Schuhkartons auf die weihnachtliche Reise.