In den Firmen bewegt sich was

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Uwe Leidinger (v. l.), Andreas Mendel und Harald Schubert kümmern sich um gesunde Arbeitsplätze in Oberfranken. Foto: Groscurth
Uwe Leidinger (v. l.), Andreas Mendel und Harald Schubert kümmern sich um gesunde Arbeitsplätze in Oberfranken. Foto: Groscurth

Oberfranken leidet unter dem höchsten Krankenstand in Bayern. Viele Unternehmen haben erkannt, dass sie ihren Beschäftigten Sportkurse anbieten sollten.

Zu viel Zeit verbringen die Deutschen im Sitzen am Arbeitsplatz. Mehrere Stunden am Stück arbeiten sie sitzend am PC und verharren dabei in der gleichen Position. Rückenleiden ist nur eine von vielen Krankheiten, die durch übermäßiges Sitzen entstehen kann.

Deutschland hat etwa 43,4 Millionen Erwerbstätige, davon arbeitet der Großteil in einer sitzenden Tätigkeit. Schulternackenverspannungen, ein Ziehen im unteren Rücken oder Spannungskopfschmerzen - das sind Beschwerden, die jeder kennt, der im Büro arbeitet. Dass 66 Prozent der Deutschen im letzten Jahr unter Rückenleiden litten, resultiert laut einer Studie der Techniker Krankenkasse in durchschnittlich 17,5 Fehltagen pro Jahr - Ausfälle, die Unternehmen personell und finanziell tragen müssen.

Dabei sind die Möglichkeiten für Firmen im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung aktiv zu werden vielfältig. Yoga in der Mittagspause, Nordic Walking nach Feierabend - diese Aktivitäten werden von vielen Krankenkassen finanziell gefördert.

Doch die Betriebe selbst tun sich oft schwer. Und so hat nur ein gutes Drittel aller Firmen ein betriebliches Gesundheitsmanagement. Kranke Arbeitnehmer sind jedoch schlecht für das Unternehmen und sie sind schlecht für die Volkswirtschaft, denn die verliert jährlich rund 225 Milliarden Euro durch kranke Beschäftigte. Alleine chronische Rückenschmerzen kosten die Wirtschaft mehr als 17 Milliarden Euro im Jahr. Die Betriebe können aber pro Mitarbeiter und Jahr bis zu 500 Euro lohnsteuerfrei für Maßnahmen der Gesundheitsförderung investieren.

In der Region Oberfranken gibt es durchaus Unternehmen, die erkannt haben, wie wichtig es ist, sich um die Gesundheit der Mitarbeiter zu kümmern. Ein Beispiel hierfür ist Brose: Als Familienunternehmen legt der Automobilzulieferer großen Wert auf die Gesundheit und das Wohlbefinden seiner Beschäftigten. Bereits seit 2002 bietet Brose seinen Mitarbeitern unterschiedliche Angebote zur betrieblichen Gesundheitsförderung. Dazu gehören beispielsweise ein werksärztlicher Dienst, seit mehr als zehn Jahren ein betriebseigenes Fitnessstudio, verschiedene Betriebssportarten sowie physiotherapeutische Präventionsmaßnahmen.

Auch Bosch in Bamberg hat zahlreiche Projekte aufgelegt, um die Mitarbeiter fit zu halten. Bosch-Sprecherin Carina Hein erklärt: "Wichtig bei diesem Thema ist, die Verantwortung der Arbeitnehmer für ihre Gesundheit zu stärken und als Arbeitgeber dafür Impulse zu geben. Schlussendlich profitieren dann beide Seite davon, gesunde Mitarbeiter und ein gesundes Unternehmen." Broschüren und Programme wurden bei Bosch aufgelegt und die Mitarbeiter können aus vielen Angeboten auswählen.

Was aber machen kleinere und mittlere Betriebe, die sich kein eigenes Gesundheitsmanagement leisten können? Hier hilft in Oberfranken die "Initiative - Gesunder Betrieb" (I-GB).

Diese wurde 2011 von acht Studenten der Uni Bayreuth gegründet und kooperiert mit der AOK Bayern. Wie aber funktioniert die I-GB? Geschäftsführer Andreas Mendel erklärt gegenüber dieser Zeitung: "Wir stellen flexible Angebote wie etwa Gesundheitskurse oder Besuche in Bädern sowie Fitnessstudios zur Verfügung. Firmen können diese für ihre Mitarbeiter buchen. Die bekommen schließlich eine I-GB-Card, mit der sie Zugang zu den Einrichtungen erhalten." Tatsache ist: Betriebliche Gesundheitsförderung ist in der praktischen Anwendung in Oberfranken bislang nur wenig verbreitet. Zudem leidet die Region auch unter dem höchsten Krankheitsstand in Bayern. Aber gerade die Belegschaft ist für den Erfolg eines Unternehmens die wichtigste Ressource. Hier setzt die Idee von I-GB an. Die Initiative schuf ein Netzwerk für die betriebliche Gesundheitsförderung.

Der Vorteil, so Mendel: "Jeder Beschäftigte kann selbst entscheiden, wann er wo welche Angebote nutzen möchte." Mittlerweile sind 20 oberfränkische Unternehmen Kunden der I-GB und über 3500 Cards wurden an Mitarbeiter verteilt.

Mendel: "Wir streben dieses Jahr eine Verdopplung dieser Zahlen an." Etwa 200 Fitnessstudios, Bäder und Physiotherapeuten sind derzeit Partner der I-GB und stellen ihre Angebote der Initiative zur Verfügung. Sogar die Statistik gibt der I-GB recht. Demnach konnte ein oberfränkisches Unternehmen, das das Netzwerk nutzt, den Krankheitsstand entgegen dem bayerischen Trend nach unten senken. Uwe Leidinger von der AOK Bayern meint: "Diese Auswertung zeigt, wie wichtig das Thema Gesundheit am Arbeitsplatz ist und dass vor allem auch die Arbeitgeber davon profitieren, wenn ihre Beschäftigen sich fit halten."