Kreis Hof: Ärzte gaben Familienvater Rudolf nur noch 12 Monate
Autor: Isabel Schaffner
Lichtenberg, Samstag, 22. März 2025
Mit Mitte 40 erhielt der zweifache Vater Rudolf von Waldenfels aus Lichtenberg eine Krebsdiagnose mit einer Lebenserwartung von nur einem weiteren Jahr. Dann sollte es aber ganz anders kommen.
Von dem Gedanken, dass er einmal 59 Jahre alt würde, hatte sich Rudolf von Waldenfels aus Lichtenberg im Kreis Hof in seiner finstersten Lebensphase auf schmerzhafte Weise verabschiedet. Mit Mitte 40 suchte er wegen Blut im Urin den Arzt auf. Es war Blasenkrebs, was mehrere Operationen nötig machte. Waldenfels erinnert sich im Gespräch mit inFranken.de an den Moment, als er realisierte, dass es ernst um ihn steht. "Der erste Arzt, der mich operiert hat, sagte in meiner Anwesenheit zu einem Ärzteteam auf Englisch, dass es ein hochaggressiver T4-Krebs ist."
Der Schriftsteller und gelernte Schauspieler habe zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass es das finale Stadium und "das Ende ist". Von da an rechnete er mit nur noch einem verbleibenden Lebensjahr. Eine Tatsache, "die einen völlig aus der Bahn wirft", wie er es beschreibt. Zehn und 13 Jahre alt seien seine Kinder damals gewesen.
Autor aus Oberfranken erlebt nach Krebsdiagnose unfassbare Wendung
Als "tiefe Erschütterung" beschreibt Waldenfels das Gefühl nach der Diagnose. "Wie ein Sturz ins Nichts. Als würde man plötzlich in einen Abgrund schauen, in den man vorher nie geblickt hat." Auch eine vierfache Mutter aus Neustadt bei Coburg muss sich seit Ende 2024 mit dem Thema Krebs auseinandersetzen. "Warum ich?", lautete einer ihrer Gedanken. Waldenfels hielt die Schreckensnachricht vor seinen Kindern geheim, wie er berichtet. Und tatsächlich änderte sich seine Situation innerhalb von nur wenigen Wochen.
"Ich wurde noch einmal operiert und dann waren die Nachrichten viel besser." Wider den Erwartungen verschwand der Krebs plötzlich. Seines Wissens nach ein sehr seltenes Phänomen. Doch sein Leben ging nicht einfach wieder seinen gewohnten Lauf. "Es kam zwar die Entwarnung, aber die Erschütterung ist geblieben", sagt der 59-Jährige in der Rückschau.
Die Erfahrung, in den Abgrund geschaut zu haben, gehörte von nun an zu seinem Leben. Wie also damit umgehen? Waldenfels fand seinen eigenen Weg, der über mehrere Jahre andauerte und den er in seinem Roman "In die Nacht" verarbeitet.
Ehemaliger Krebspatient: So hat er mit dem Erlebten seinen Frieden geschlossen
Er begann, ganze Nächte lang zu wandern, erzählt er im Gespräch. Er würde mit dem Schrecken zurechtkommen, indem er sich immer wieder bestimmten Ängsten, dem Nichts, der Dunkelheit aussetzt, so sein Ansatz. Besonders gerne besuchte er abgelegene Orte in Oberfranken. In den ersten Passagen des Romans heißt es: "In jenen Tagen, in denen ich gegen meinen so plötzlich bevorstehenden Tod angeheult, angeschrien, angewütet hatte, war irgendetwas in mit zerbrochen; irgendetwas war kaputtgegangen, von dem ich nicht genau wusste, was es war, das ich aber dringend wieder in Ordnung bringen musste."
Durch die Konfrontation mit angsteinflößenden Situationen habe Rudolf von Waldenfels nach und nach auch die Begegnung mit dem Tod in sein Leben integrieren können, wie er es beschreibt. Nachdem die Phase von nächtlichen Wanderungen beendet war, begann er seinen autobiografischen Roman zu verfassen.