Hof: Größtes Abschiebe-Gefängnis Bayerns hat eröffnet - massive Kritik vom Flüchtlingsrat
Autor: Ralf Welz
Hof, Dienstag, 26. Oktober 2021
In Oberfranken ist Bayerns größtes Abschiebe-Gefängnis eröffnet worden. Der Freistaat stellt künftig mehr als ein Drittel aller Abschiebungs-Haftplätze bundesweit.
Im oberfränkischen Hof ist am Montag (25. Oktober 2021) ein neues Abschiebe-Gefängnis worden. Bei der Einrichtung handelt es sich Berichten zufolge um die größte Abschiebe-Haftanstalt Bayerns - und die zweitgrößte Deutschlands. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 78,5 Millionen Euro.
Das Gefängnis in Hof soll in der kommenden Woche belegt werden. "Künftig verfügt der Freistaat in Hof über 150 neue Haftplätze und stellt mit insgesamt knapp 300 Plätzen mehr als ein Drittel aller Abschiebungs-Haftplätze bundesweit", erklärte Bayerns Justizminister Georg Eisenreich. Kritik kommt unterdessen vom Bayerischen Flüchtlingsrat.
150 neue Plätze: Abschiebe-Haftanstalt in Hof eröffnet
Mit der Unterbringung in einer Haftanstalt soll laut dem Bayerischen Justizministerium sichergestellt werden, dass sich vollziehbar Ausreisepflichtige nicht ihrer Abschiebung entziehen. "Die Bürgerinnen und Bürger vertrauen darauf, dass geltendes Recht umgesetzt wird", betonte Innenstaatssekretär Gerhard Eck. Wer nicht freiwillig ausreise, müsse in letzter Konsequenz abgeschoben werden. "Dafür schafft Bayern mit den bestehenden und geplanten Abschiebungshaft-Einrichtungen die besten Voraussetzungen."
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Laut Angaben des Justizministeriums waren 57 Prozent der aus Bayern im vergangenen Jahr abgeschobenen Menschen zuvor polizeilich in Erscheinung getreten. Insgesamt gab es demnach 1558 Abschiebungen - durch die pandemiebedingten Einschränkungen deutlich weniger als im Vorjahr (2019 waren es dem Ministerium zufolge 3545).
Das Abschiebe-Gefängnis in Hof umfasst Hafträume für bis zu 150 Abschiebungsgefangene - darunter 16 Haftplätze für Frauen. Hinzu kommen zehn "besonders gesicherte Hafträume" sowie drei videoüberwachte Räume mit Vorraum. Alle Hafträume verfügen demnach über ein spezielles Kommunikationssystem. Dem Ministerium zufolge können die Gefangenen dort beispielsweise eigenständig telefonieren. "Es gibt Geräte zum Video-Dolmetschen, vor allem im Bereich des medizinischen Dienstes", heißt es in der entsprechenden Pressemitteilung.
Abschiebehäftlinge und Strafgefangene getrennt untergebracht
Abschiebehäftlinge dürfen laut Gesetz nicht gemeinsam mit Strafgefangenen untergebracht werden. "In Hof wird das Trennungsgebot zwischen der Abschiebungshaft-Einrichtung und der benachbarten JVA konsequent in baulicher und personeller Sicht gewahrt", teilt das Bayerische Justizministerium mit. Gleichwohl sollen im Interesse des Steuerzahlers Synergieeffekte, etwa bei der Fernwärmeversorgung, der Bewirtschaftung und der Unterhaltung genutzt werden, heißt es.
Für das neue Abschiebe-Gefängnis sind laut Angaben des Ministeriums 96 zusätzliche Planstellen vorgesehen. Bayerns Bauministerin Kerstin Schreyer zeigte sich mit Blick auf die Durchführung des Bauprojekts zufrieden: "Die besondere Herausforderung dieses Neubaus war die äußerst kurze Projektlaufzeit. Der Zeitplan war wirklich straff und ich bin beeindruckt, wie schnell alles geplant und umgesetzt werden konnte."