Caritas stellt Pflegedienst in Hof nach über 40 Jahren ein - "schmerzliche Entscheidung"
Autor: Ralf Welz
Hof, Dienstag, 21. November 2023
Die Caritas-Sozialstation in Hof muss zum Jahresende schließen. Der ambulante Pflegedienst wird nach 43 Jahren eingestellt. Diverse Gründe hätten den Verband zu dem "drastischen Schritt" gezwungen, erklärt der Träger.
Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen geht auch an der Region Hof nicht spurlos vorbei. Gerade in der Pflege wird händeringend Personal benötigt. Die Caritas zieht nun die Reißleine: Die Sozialstation Hof muss zum Jahresende schließen. Doch warum genau wird der ambulante Pflegedienst des Trägers eingestellt? "Dies hat zweierlei Gründe", erklärt Christian Nowak, am Dienstag (21. November 2023) inFranken.de. Laut dem geschäftsführenden Vorstand des Caritasverbands Stadt und Landkreis Hof mangelt es in der Einrichtung derzeit sowohl an Pflege- als auch an Führungskräften.
"Ein sehr hoher Krankenstand zwang uns dazu, einige unserer Kunden in eine Notfallbetreuung durch andere Dienste abzugeben", berichtet Nowak. "Weiterhin ist von diesem Krankenstand auch die Mittlere Leitungsebene betroffen." Das Problem: Ohne Pflegedienstleitung könne ein Pflegedienst nicht vertragskonform betreiben werden. In der Folge kommt es nun nach mehr als 40 Jahren zum Aus des Dienstes. Die Schließung des Betriebsteils erfolgt zum 31. Dezember 2023.
"Sehr hoher Krankenstand": Caritas schließt Sozialstation in Hof - Aus für ambulanten Pflegedienst
"Die ambulante Alten- und Krankenpflege ist für die Caritas ein Markenkern", hält der geschäftsführende Vorstand fest. Sie resultiert demnach aus der Professionalisierung der Pflege und geht aus der Hauskrankenpflege hervor, die früher durch Pfarrgemeinden und Ordensgemeinschaften geleistet wurde. "Den Dienst am Standort Hof gab es seit der Gründung des Verbandes im Jahr 1980", berichtet Nowak.
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Wie viele Pflegebedürftige von der Einstellung der ambulanten Pflege betroffen sind, kommt demzufolge auf die entsprechende Sichtweise an. "Dies ist differenziert zu betrachten", betont Nowak. "Etwa die Hälfte unserer Kunden lebt im Altlandkreis Münchberg." Die rund 90 Personen werden laut Nowak auch künftig im Leistungsnetzwerk der Caritas betreut. "Hier steigt unser Partner, die Caritas gGmbh St. Heinrich und Kunigunde, zum Jahreswechsel in die ambulante Versorgung ein." Die Partner betreiben demnach am Standort Hof bereits ein Alten- und Pflegeheim und werden im April 2024 eine weitere stationäre Einrichtung in Münchberg übernehmen.
Die rund 90 restlichen Pflegebedürftigen in der Stadt Hof seien derweil persönlich über die getroffene Entscheidung informiert worden. "Für annähernd alle Kunden konnte bereits ein neuer Pflegedienst passgenau vermittelt werden", berichtet Nowak. "Hier bedanke ich mich ausdrücklich bei den anderen Trägern der ambulanten Pflege im Hofer Land für die vertrauensvolle Zusammenarbeit."
Caritas berichtet von zunehmender Belastung von Pflegekräften - Mitarbeiter wandern ab
In einer Pressemitteilung verweist der Hofer Caritasverband neben dem Personalmangel auf weitere prekäre Rahmenbedingungen im Bereich Pflege. "Bereits im Mai 2023 haben einige Träger der ambulanten Altenpflege bei der Pflegekonferenz im Hofer Land vor den gravierenden Folgen des immer weiter anwachsenden Pflegenotstandes gewarnt und die möglichen Folgen für die Versorgungslandschaft skizziert", heißt es darin. "Nun zwingen diverse Gründe den Caritasverband Hof zu einem drastischen Schritt", hält der Träger mit Blick auf das Pflegedienst-Aus fest.
Die Gründe für die "schmerzliche Entscheidung" seien vielfältig. Konkret nennt die Caritas unter anderem den "enormen Kostendruck durch eine schlechte Refinanzierung der Pflegeleistungen". Zusätzliche Punkte seien starke Tariflohnsteigerungen sowie bürokratische Hürden. Auch auf die zunehmende Belastung der Pflegekräfte geht der Verband in seiner Mitteilung ein. Die Arbeitsweise in der Pflege habe sich in den zurückliegenden Jahren stark verändert.