Woher kommen die Pommes und Chips?

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Corinna und Jakob (vorne) übten am Melktisch mit Ute Leyh (hinten mittig). Fotos: Ralf Kestel
Corinna und Jakob (vorne) übten am Melktisch mit Ute Leyh (hinten mittig). Fotos: Ralf Kestel
Emily, Julian und Corinna fütterten die Kälbchen.
Emily, Julian und Corinna fütterten die Kälbchen.
 
Julian war begeistert, weil dieses Kalb ihm aus der Hand fraß und ihn auch abschleckte.
Julian war begeistert, weil dieses Kalb ihm aus der Hand fraß und ihn auch abschleckte.
 
Mehrere Landwirte stellten die Schwerpunkte ihrer Hofpräsentation vor
Mehrere Landwirte stellten die Schwerpunkte ihrer Hofpräsentation vor
 
Ute Leyh und Lehrerin Marietta Haupt teilten die Klasse in vier Gruppen ein.
Ute Leyh und Lehrerin Marietta Haupt teilten die Klasse in vier Gruppen ein.
 
Keno ließ mal schnuppern.
Keno ließ mal schnuppern.
 
All diese Produkte werden aus Milch gewonnen.
All diese Produkte werden aus Milch gewonnen.
 
Im Melkroboter beeindruckte die moderne Technik.
Im Melkroboter beeindruckte die moderne Technik.
 
 

In Losbergsgereuth startete eine gemeinsame Aktion von Schul- und Landwirtschaftsamt im Landkreis Haßberge. Erlebnisbäuerinnen führen Grundschulklassen durch ihre Betriebe und berichten über ihren Alltag.

Ein Minister wurde zitierte und hochrangige Vertreter aus Schul-, Landwirtschafts- und Landratsamt kamen zu Wort. Doch keiner umschrieb das Ziel einer neuen Aktion besser, als Maria Wolfschmidt. Die Landfrau aus dem Eberner Stadtteil Welkendorf will sich zur Erlebnisbäuerin ausbilden lassen, um Schulkindern ihren Bauernhof zu erklären. "Die Kinder kennen keine Kartoffeln mehr, nur noch Pommes und Chips."

Regelrecht geschockt war Maria Wolfschmidt, als sie jüngst am Stand des Bauernverbandes beim Haßfurter Straßenfest mithalf beim Gemüse-Quiz. "Die erkannten gerade noch eine Tomate oder eine Karotte, bei Gurken und Zucchini wurde es schon kompliziert."

Wissenslücken schließen


Diesem Missstand abzuhelfen, hat sich die Bauersfrau mit vielen ihrer Kolleginnen zum Ziel gemacht. Als Erlebnisbäuerinnen wollen sie Wissenslücken schließen und gleichzeitig für ihren Stand werben, denn "wir sind keine geheimnisvollen Alchimisten, die Äcker überdüngen, sondern wir sind Bewahrer der Natur und Ernährer der Bevölkerung", wie der unterfränkische BBV-Präsident Bernhard Weiler am gestrigen Montagvormittag bei der Vorstellung des Projektes "Erlebnis Bauernhof" im Betrieb von Markus und Ute Leyh vor Grundschullehrern aus der Region sagte.
Weiler hofft - wie auch Herbert Becker, der Leiter des Landwirtschaftsamtes - , darauf, dass sich Tandems von Lehrern und Bauern bilden, die die Kinder entsprechend informieren und die Kinder als Multiplikatoren fungieren, wenn "sie daheim von ihrem Besuch auf dem Bauernhof schwärmen".

Wie das funktionieren soll, zeigte Ute Leyh mit fast schon pädagogischen Ansprüchen, die auch notwendig waren , um die aufgeregten Drittklässler von Lehrerin Marietta Haupt "im Zaum" zu halten. Das Bild vom aufgeschreckten Hühnerhaufen passte zu einem Bauernhof.

Da bedarf es schon eines strengen Regimentes oder besonderer Attraktionen. Dazu zählte zweifelsohne der Melkroboter. "Trinkt Ihr die Milch selber, oder bekommt Ihr Geld dafür?", fragte Fabian und Markus Leyh ging geduldig auf jede Frage zur 120 000 Euro teuren Maschine ein, wo Euter gereinigt und mit einem Laserstrahl vermessen werden, ehe automatisch gemolken wird.

Wie in einer Autowaschstraße


Nicht nur Keno fühlte sich an eine Autowaschstraße erinnert. "Ja, die Milch wird von der Molkerei abgeholt und dort zu Käse oder Joghurt verarbeitet", erfuhren die Drittklässler, die auch selbst Hand anlegten - am Melkschemel und dabei erfühlten, wie mühsam die Arbeit in der Früh' und am Abend war. Jetzt erledigt es der Roboter drei Mal am Tag automatisch. Zwei dieser Geräte stehen für die 130 Kühe bei Leyhs zur Verfügung. "Und fürs Biogas gibt's auch Geld?", wollte Keno unbedingt wissen. Markus Leyh bejahte: "Wir verkaufen auch Strom."

Die neue Initiative von Schul- und Landwirtschaftsamt geht auf einen Wunsch von Landwirtschaftsminister Helmut Brunner zurück: "Ich möchte, dass jedes Schulkind in Bayern mindestens einmal einen Bauernhof besucht hat." So ein Ministerwort hat Gewicht, auch wenn es so manche Landfrau treffender formuliert.