Der Zeiler Liederkranz zeigte sich erneut von seiner kreativen Seite, sowohl was die musikalische Seite betrifft, als auch bei der Wahl der Kostümierung. Im Rudolf-Winkler-Haus stimmten sie am Freitag auf das bevorstehende Weinfest ein.
"Wir machen Musik" stand am Wochenende über dem Auftaktkonzert des Gesangvereins "Liederkranz Zeil" zum Weinfest und suggerierte, als wenn es sonst auch schon etwas anderes gegeben hätte. Aber ohne diese abendliche Serenade könnte man sich die "Zeiler Weintage" ja gar nicht mehr vorstellen und sie war auch diesmal wieder ein musikalischer Hochgenuss. Dieser war umso größer, als der Chor bei seiner Liedauswahl auch auf die Jahrzehnte zurückblickte und damit voll die Wünsche des Publikums traf.
Für Stimmung sorgte gleich "Der Floh," einer der wenigen Madrigalchöre aus dem Alltag der Zeit. "Es ist ein Tierlein auf der Welt, hält sich gar gern zu Weibern. Wie wohl es ihm nicht gefällt, kann's doch kein Mensch vertreiben". Als das Zwicken und Krabbeln vorbei war, blickte man erst einmal so richtig auf den gemischten Chor des Liederkranzes und kam aus dem Staunen nicht heraus. Alle Sänger waren gekleidet in wunderschöne Barockkleider. Moderatorin Christa Schlegelmilch erinnerte in diesem Zusammenhang an das 2. Weinfest, als man sich ähnliche Kleider aus dem Theaterfundus ausgewählt hatte und sie entweder zu groß oder zu klein und noch dazu voller Theaterschminke gewesen seien.
Wieder aus den Schränken geholt Dies wäre der Anlass gewesen, mit fleißigen Näherinnen selbst zu solchen herrlichen Kleidern zu kommen. Und diese Kleider hatte man wieder aus den Schränken gezogen. Sie passten genau zu den nächsten Chorsätzen aus "Figaros Hochzeit", der "Zauberflöte" oder dem "Zar und Zimmermann".
Passend dazu präsentierte man aus dem Bereich der Opern und des Konzerts zwei Sänger, die auf ihren Gebieten schon internationale Schlagzeilen machten und nun auch in Zeil. Mit Yvonne Berg trat eine charmante, junge Frau zum wiederholten Male ins Zeiler Rampenlicht, bei er man beim schon ersten Augenblick spürte und hörte, dass der Gesang ihr Lebensinhalt ist. Die Finalistin renommierter Wettbewerbe, die in den nächsten Wochen auch bei den "Hallersteiner Nachtkonzerten" auftritt, zeigte ihr gewaltiges Stimmvolumen.
Wer kennt aus Mozarts "Zauberflöte"nicht schon den gewissen Óhrwurm, die Bass-Arie des Sarastro, welche dann Bassbariton Simon Tischler präsentierte? Der ehemalige Regensburger Domspatz hat inzwischen zahlreiche Preise auf internationaler Ebene erhalten und zeigte bei der Arie "In diesen heil`gen Hallen, kennt man die Rache nicht" mit ihrer extrem tiefen Melodienführung seine gekonnte Stimmausprägung bis in tiefste Stimmlagen, mit der er sehr sicher und beruhigend wirkte. Dazu passte gut der Chor mit "Bald prangt, den Morgen zu verkünden".
Mit einer Auswahl aus dem wohl bekanntesten und erfolgreichsten Musical "Phantom der Oper" ging es auf hohem Niveau und mit der "Musik der Nacht" vom Chor weiter. Im Duett "All i ask of you" konkurrierte die tolle Frauen- und Sopranstimme von Yvonne Berger mit der weichen Tenorstimme von Simon Tischler.
Besonderer Auftakt Von den mehr "klassischen Werken" aus dem Bereich von Oper und Musical wurden die Zuhörer im zweiten Teil von einem Auftakt durch den Jugendchor "Kapala Red" unter Leitung von Anja Jäger überrascht. Begleitet von Trommeln auf der Bühne tauchten aus allen Ecken des "Rudolf-Winkler-Hauses" Sänger auf mit dem Lied "Djigbo".
Der Chor des Liederkranzes erweckte schließlich im Blick auf die Ferien Urlaubsgefühle für die verschiedensten Länder. Dirigent Sebastian Franz und Christine Raab am Klavier begeisterten den ganzen Abend lang.