"Wir erleben auch schwere Schicksale" im Kreis Haßberge

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Andrea Stühler-Holzheimer ist die neue Kreisgeschäftsführerin des VdK Haßberge. Sabine Weinbeer
Andrea Stühler-Holzheimer ist die neue Kreisgeschäftsführerin des VdK Haßberge.  Sabine Weinbeer

Der VdK-Kreisverband hat eine neue Geschäftsführerin: Andrea Stühler-Holzheimer leitet das Büro in Haßfurt.

Der VdK-Kreisverband Haßberge hat seit Jahresbeginn eine neue Geschäftsführerin. Monika DiLeuce, die 20 Jahre lang die Geschäfte des VdK im Landkreis Haßberge geführt hatte, übergab die Verantwortung an Andrea Stühler-Holzheimer weiter. Damit bleibt Kontinuität gewahrt, denn die 52-jährige Nachfolgerin arbeitet seit dem Jahr 2000 für den VdK und hat sich konsequent in eine solche Position hineingearbeitet. "Ich bin überzeugte VdKlerin, denn hier kann man etwas für die Menschen erreichen", erklärte sie im Gespräch mit dieser Redaktion.

Der VdK hat als Sozialverband seit Jahren enormen Zulauf. Unter der Ägide von Monika DiLeuce verdoppelte sich der Mitgliederstand im Landkreis Haßberge auf 6700 Mitglieder. "Und die Entwicklung reißt nicht ab. Das hat sicher auch mit unserer neuen Präsidentin Verena Bentele zu tun," meint Stühler-Holzheimer. Aber die meisten Menschen kämen zum VdK, weil sie sich vom Sozialsystem im Stich gelassen oder ungerecht behandelt fühlten.

"Wir erleben hier viel Leid. Viele Menschen mit sehr kleinen Renten, mit gesundheitlichen Einschränkungen oder Pflegefällen", erzählt sie aus dem Alltag. Mit der dazugehörigen Bürokratie seien viele überfordert und suchten die Sozialberatung des VdK auf.

Der Kreisverband Haßberge hat im vergangenen Jahr über 1000 Anträge für Mitglieder gestellt, 300 Widersprüche gegen Bescheide und 60 Klagen am Sozialgericht eingereicht. Damit wurden Nachzahlungen von insgesamt 720 000 Euro erreicht; meist ging es um Pflege, Krankengeld und Renten.

Andrea Stühler-Holzheimer kennt die Probleme der Menschen. Sie begann als Verwaltungskraft beim VdK Haßberge, bildete sich fort und stieg 2012 in die Sozialrechtsberatung ein. "Wir haben hier auf dem Land oft mit sehr niedrigen Renten zu tun, vor allem bei Frauen", weiß Andrea Stühler-Holzheimer. Mit Nachdruck habe der VdK für die jetzt erreichte Verbesserung bei Mütterrente und vor allem der Erwerbsminderungsrente hingearbeitet. Schwerbehinderung, Pflege, Arbeitslosengeld II, Berufsgenossenschaften, zusätzliche Leistungen zu geringen Renten, das sind nach ihren Angaben die Hauptthemen der Sozialberatung. "Wir erleben hier viele Ungerechtigkeiten", so Stühler-Holzheimer. Viele Reha-Anträge würden zunächst abgelehnt, bei einem zweiten Nachfassen dann doch genehmigt. Das nehme einen durchaus auch persönlich mit, doch könne man auch viel erreichen für die Menschen, was den Beruf insgesamt zu einer sehr erfüllenden Aufgabe mache.

Auch als Kreisgeschäftsführerin wird Andrea Stühler-Holzheimer ihr Engagement als Gesamtbetriebsratsvorsitzende des VdK Bayern fortsetzen. Weil das Zeit in Anspruch nimmt, hat die Geschäftsstelle in Haßfurt eine zusätzliche Teilzeitstelle bekommen. Stühler-Holzheimer will weiterhin engen Kontakt zu den 28 Ortsverbänden halten und sie regelmäßig besuchen. Derzeit finde hier eine gewisse Konzentration statt, weil es auch für den VdK schwieriger wird, Ehrenamtliche für die örtlichen Vorstandschaften zu finden. Umso wichtiger sei es, Fortbildungen und Treffen für die Ehrenamtlichen zu organisieren, vor allem für die Pflegebegleiter und die VdK-Lotsen. Die Begleiter unterstützen pflegende Familien, die Lotsen beraten bei sozialen Fragen, die nicht rechtlicher Art sind. Wenn es dann auf die rechtliche Schiene geht, stehen die Sozialberater in der Kreisgeschäftsstelle in Haßfurt (Torgraben) zur Verfügung. Über 5000 Beratungen haben die im vergangenen Jahr geleistet.

"Wir erleben hier auch schwere Schicksale, eigentlich sogar vermehrt richtig schwere Fälle. Das spornt aber auch an, sein Bestes zu geben," sagt die neue Leiterin der Kreisgeschäftsstelle. Hohe soziale Kompetenz brauche man in diesem Tätigkeitsfeld, auch wenn sich ihre eigene Arbeit jetzt ein Stück weiter in Richtung Organisation verschiebt. Andrea Stühler-Holzheimer sieht entschlossen und realistisch in die Zukunft: "Die Arbeit wird uns hier sicherlich nicht ausgehen."