Ins Recheldorfer Auholz führte die Waldbegehung des Untermerzbacher Gemeinderats. Das Waldgebiet ist einerseits ein Refugium für Vögel und Amphibien. Andererseits bereitet der Wildverbiss an jungen Laubbäumen große Sorge.
Das Recheldorfer Auholz war heuer Ziel des Waldbegangs des Untermerzbacher Gemeinderates. Förster Wolfgang Gnannt informierte über Biotopbäume, Biodiversität, Verbissschäden und die nahe Zukunft dieses Gemeindewaldes. Das Recheldorfer Auholz ist in der Nähe der Windräder auf dem Bretzenstein das mit 42 Hektar größte zusammenhängende Waldgebiet.
Lebensraum für etliche Amphibien Die Entwässerung der anliegenden Felder läuft in das sogenannte Auholz, woher dieses Gebiet vermeintlich auch seinen Namen hat. Seit 2007 gibt es dort auch drei Feuchtbiotope, die das Wasser auffangen und Lebensraum für etliche Amphibien bieten.
Beim Sommersturm 2006 war der Wald gehörig in Mitleidenschaft gezogen worden. Rund 400 Festmeter Holz hatte man letztendlich zusammenbekommen aus Bäumen, die entwurzelt oder umgeknickt waren. Die entstandenen Schadflächen hat man schnell wieder aufgestockt.
Motto: Nachhaltig schützen und nutzen In Bayern steht der Waldnaturschutz auf der gesamten Fläche im Vordergrund. Ziel ist der Erhalt der Artenvielfalt, ohne Flächen stilllegen zu müssen. Das Aktionsjahr Waldnaturschutz steht unter dem Motto "Nachhaltig schützen und nutzen". Wie Wolfgang Gnannt berichtet, hat die Nachhaltigkeit drei Säulen: die Ökonomie, die Ökologie und die soziale Gerechtigkeit. Das heißt, dass beim Holzeinschlag auch Rücksicht auf seltene Tierarten genommen werden müsse und die Leute, die im Wald arbeiten, gerecht zu bezahlen seien.
Um vor allem dem Aspekt der Ökologie gerecht zu werden, gibt es sogenannte Biotopbäume, die Spechthöhlen oder Spalten für Fledermäuse haben, an denen Pilze wachsen oder in deren Kronen Horste von Vogelarten zu sehen sind.
Biotopbum darf zwölf Jahre nicht gefällt werden Hierzu zeigte Wolfgang Gnannt den Gemeinderäten ein Beispiel: Eine Eiche, in der ein Mittelspecht seine Höhle hat. Dieser Baum habe ohnehin eine schlechte Qualität, und so lasse man ihn stehen und bekomme dafür sogar noch Fördergelder. Bedingung ist, dass der Baum zwölf Jahre lang nicht gefällt werden darf.
Der Eichenbestand im Gemeindewald Auholz hat derzeit einen Altersdurchschnitt von 104 Jahren. "Im Winter wird es hier einen Einschlag geben. Ziel ist, den Bestand zu verkleinern und dadurch die Qualität der übriggebliebenen Bäume zu verbessern", erklärt Gnannt. Gefällt werden ihmzufolge Exemplare, die vor sich hin kümmern, kleine Kronen haben oder stärkeren Bäumen im Wege stehen. An verschiedenen Beispielen zeigte der Förster, wie man wirtschaftlich aber auch ökologisch und naturnah entscheidet, welche Bäume gefällt werden und welche besser stehen bleiben.
Ziel ist ein Mischwald Nach dem Abholzen soll die Fläche wieder aufgeforstet und eingezäunt werden. Der Zaun ist aufgrund des hohen Verbisses durch Rehwild im Winter notwendig. Die jungen Bäume werden sonst zum Teil radikal abgefressen. Der Verbiss führt langfristig dazu, dass sich nur Nadelholz entwickelt. Dies möchte man aber verhindern, da man einen Mischwald haben möchte.
Als nächstes zeigt der Förster einen Bereich im Wald, der nach dem Sommersturm 2006 wieder aufgeforstet wurde. Die Bäume dort sind nun groß genug, sodass die Umzäunung weggenommen werden konnte. Die Pflege ist wichtig. Die Bäume, die am besten gewachsen sind, werden gefördert, Kümmerlinge entfernt. "Hierbei stehen nicht die Baumart im Mittelpunkt, sondern die Gesundheit und der Wuchs des Baumes. Alle vier bis fünf Jahre wird eine Pflege durchgeführt", sagte der Förster. Was nach drei Pflegedurchgängen noch an Bäumen übrig sei, bleib ein der Regel auf Dauer stehen.
Buchen nur 25 Zentimeter hoch Großes Thema ist nach wie vor der Wildverbiss an jungen Laubbäumen. Man wolle sich hierzu ein genaues Gutachten anfertigen lassen, wie hoch der Schaden liegt. In einem Teil des Waldes wurden 2009 und 2010 insgesamt 27 000 kleine Buchen gepflanzt. Auch wenn man mit ein bis zwei Drittel Verlust rechnete, ist das Ergebnis heute ernüchternd. Wo die Buchen nach fünf bis sechs Jahren schon mindestens einen Meter hoch sein sollten, kümmern die übriggebliebenen auf einer Höhe von rund 25 Zentimetern vor sich her. Diese große Fläche im Wald einzuzäunen, sei nicht möglich.
Die Gemeinderäte und Förster Wolfgang Gnannt sind sich einig: Die einzige Möglichkeit ist es, das Rehwild noch intensiver zu bejagen.