Wilderei im Landkreis Haßberge: Einzelfall oder Serie?
Autor: Jutta Rudel
LKR Haßberge, Freitag, 21. Dezember 2018
Sind im Landkreis Haßberge Wilderer unterwegs? Das wollen die regionalen Forst- und Polizeibehörden anlässlich eines aktuellen Falls von Wilderei klären.
Im Landkreis Haßberge gibt es Wilderer - zumindest wenn man Gerüchten glauben mag, die schon seit längerem in Jägerkreisen kursieren. Demnach sollen sowohl im Naturpark Steigerwald als auch im Naturpark Haßberge Wildtiere unerlaubt geschossen werden. Ein Fall, der Ende November von der Polizei Haßfurt aufgenommen wurde, befeuert die Vermutungen: Im Bereich Rauhenebrach/Prölsdorf ist ein Reh illegal erlegt und abtransportiert worden.
"Wir haben das bei der Polizei angezeigt. Wir können nicht dulden, dass bei uns gewildert wird", sagt Ulrich Mergner, der Leiter des Forstbetriebs Ebrach. Neben dem verschwunden Reh habe er früher schon einmal einen weiteren Fall miterlebt, bei dem ein angeschossenes Wildschwein im Wald gefunden wurde. Nun gilt es für die Polizei zu klären, ob es sich um einen Einzelfall handelt oder um eine Reihe von Wilderei.
Viele Ursachen für totes Wild
Ab und an findet man im Wald einen Kadaver, bei dem die Todesursache nicht mehr festzustellen ist, erklärt Thomas Heim aus Heubach, der selbst gerne auf die Pirsch geht, selbst schon Jagdreisen nach Afrika unternahm. Auch meldeten sich immer wieder mal Bauern, die Schüsse gehört haben und gesehen haben, dass nachts jemand auffällig herumgefahren ist. "Es gibt ja das Sprichwort ,Der Wald hat Ohren'. Wenn da draußen was los ist, dann bekommen das andere ganz schnell mit", weiß er. Das liege daran, erklärt Wolfgang Lappe, der beim Bayerischen Jagdverband unter anderem als Naturschutzwart aktiv ist, dass die meisten Revierinhaber in der Gegend gleich in der Nähe wohnen. Denen bleibe nichts verborgen.
Oft seien es die Revierinhaber selbst oder Beauftragte, die da in der Dunkelheit auf der Suche nach Schwarzwild seien, teils ausgerüstet mit Nachtsichtgeräten, teils auch nur im Scheinwerferlicht ihres Autos. Da könne schon auch mal ein Schuss fallen, sagt Lappe. Jagd zur Nachtzeit sei verboten, auch wenn es sich in diesem Fall nicht um Wilderei handle.
"Klassische Wilderei" ist es für den BJV-Mann auch nicht, wenn jemand einen Wildunfall hat und den "erlegten" Hasen oder das getötete Reh dann gleich als Braten mit nach Hause nimmt, was gelegentlich vorkomme. Lappe kommt zu dem Schluss: "Wilderei im Eberner Raum gibt es nicht, das ist sehr unwahrscheinlich."
Ob der Jäger und Waldbesitzer Hermann von Rothenhan mehr dazu sagen kann? "Ich weiß davon nichts", sagt der Baron aus Eyrichshof. Ihm seien in der Region keine Vorfälle bekannt. "Gut, vielleicht in den schlechten Zeiten und im Krieg, da hat es auch in der Region immer ein bisschen Wilderei gegeben". Das weiß auch Hans Stark, Leiter des Universitäts-Forstamts Sailershausen: "Viele kinderreiche Familien mussten damals ums nackte Überleben kämpfen. Da war die Wilderei eine der Strategien, das Überleben der Familie zu sichern."
Ihm selbst sind bislang aber keine Wilderer über den Weg gelaufen: "Ich habe in 31 Jahren als Förster beziehungsweise Jäger noch keine Fälle von Wilderei miterlebt. Nur einmal, als ich im damaligen Forstamt Eltmann war, hatten wir im Steigerwald rechtlich gesehen einen Fall von Wilderei." Im Winter hat damals die blutige Schleifspur eines erlegten Wildschweins aus dem Staatswald hinaus aufs Feld geführt, wo es in ein Auto eingeladen wurde. Der Täter konnte nie gefasst werden.