Seit Wochen fährt der Schulbus morgens die Haltestelle in der Sendelbacher Ortsmitte nicht mehr an. Schüler und Eltern sind verärgert.
Jeden Morgen warten die Sendelbacher Schulkinder aufs Neue an der Haltestelle im Ort auf den Schulbus - doch seit Mitte Januar vergeblich. Seitdem fährt der Schulbus die Haltestelle im Ort nicht mehr an. Es wird verlangt, dass die Kinder morgens die B 279 überqueren und an der dortigen Haltestelle auf den Bus warten. Unmöglich, wie die Eltern finden, doch das Busunternehmen hat für die Routenänderung seine Gründe.
Gefahr bei Glatteis
Normalerweise würde der Schulbus von Mauschendorf aus nach
Sendelbach kommen, im Ort die Kinder zusteigen lassen und dann weiter nach Gräfenholz fahren. Am Mittag würde diese Route auch tatsächlich genutzt, doch morgens gelte dies nicht mehr. Der Busfahrer sagte den Schulkindern, dass es am Morgen auf der Strecke zwischen Mauschendorf und Sendelbach bei Glatteis zu gefährlich wäre, mit dem Bus zu fahren. Er verkündete ihnen, dass der Bus deswegen, solange noch Winter ist, nicht mehr in den Ort fahren würde. "Diese Aussage zählt für uns nicht. Die Tage, an denen es seit Mitte Januar morgens wirklich glatt war, kann man an einer Hand abzählen. Wir verstehen nicht, warum gleich von Grund auf gesagt wird, dass die Strecke nun nicht mehr befahren wird. Schließlich merkt man doch morgens, ob es glatt ist, oder nicht und kann dann immer noch entscheiden. Meistens sind die Straßen ja frei, bis der Schulbus fährt", ärgern sich die Eltern.
Außerdem verstehen sie nicht, warum der Bus bis Mitte Januar auf der Strecke fahren konnte und dann auf einmal nicht mehr. Auch ist für sie unklar, warum die ganzen Jahre zuvor, als es sicher ebenfalls am einen oder anderen Morgen Glatteis gegeben hat, die Route ganz normal befahren wurde.
Wann endet die Winterregelung?
Doch das sind nicht die einzigen Fragen, die sich die Betroffenen stellen. Die wohl wichtigste Frage: Wann wird der Winter vorbei sein und der Bus wieder wie gewöhnlich fahren? "Wir hätten gerne gewusst, wie lange der Winter denn noch dauert" so eine Mutter.
"Selbst wenn der Busfahrer aufgrund der Straßenverhältnisse nicht die Strecke Mauschendorf-Sendelbach fahren möchte, könnte er trotzdem von der B 279 kommend nach Sendelbach abbiegen, die Kinder im Ort an der Haltestelle einsteigen lassen, dort wenden und weiter nach Gräfenholz fahren. Das würde sicher nicht mehr Zeit kosten und der Platz zum Wenden des Busses ist im Ort locker vorhanden", meldet sich ein Vater zu Wort. Doch dieser Vorschlag werde vom Busfahrer abgewiesen mit der Begründung, er dürfe nicht rückwärtsfahren. "Das ist unserer Meinung nach eine Ausrede. In Rentweinsdorf fährt er nämlich am Parkplatz auch manchmal rückwärts", weiß eines der betroffenen Schulkinder.
Gefahr beim Überqueren der Straße
Dass die Fünft- bis Neuntklässler am Morgen bei Berufsverkehr die vielbefahrene B 279 überqueren, um an der dortigen Haltestelle auf den Schulbus zu warten, kommt für die Eltern und Kinder nicht in Frage. "Das ist viel zu gefährlich. Die meisten Autofahrer halten sich nicht an die 70er Zone und zudem ist es morgens oft noch dunkel und so viel auf der Straße los, da möchte man selbst als Erwachsener nicht rüberlaufen, geschweige denn dann erst die Kinder", erklärt eine Mutter empört.
Im nächsten Jahr werden auch zwei Erstklässler mit dem Schulbus fahren. Für die wäre es ja noch mal eine Nummer gefährlicher, die Straße zu überqueren. Die Eltern hoffen, dass dieses Verhalten jetzt nicht zur Gewohnheit wird und in den kommenden Jahren im Winter morgens der Bus wieder durch Sendelbach fährt.
Jeden Morgen, nachdem die Kinder an der Haltestelle im Ort auf den Bus, der schließlich nicht durchfährt, gewartet haben, werden sie abwechselnd von den Eltern mit dem Auto zur Schule gebracht.
"Wir fühlen uns langsam wirklich veräppelt und im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen gelassen. Alle Kinder steigen ganz normal in ihrem Ort in den Bus ein, und bei uns wird so ein Theater gemacht. Wir würden uns wirklich wünschen, dass der Bus einfach wieder reinfährt und uns mitnimmt. Die B 279 wollen wir früh morgens bei diesem Verkehr auf jeden Fall nicht überqueren. Außerdem ist die Haltestelle an der Bundesstraße nicht mal überdacht. Da müssten wir dann bei schlechtem Wetter erst auf der anderen Straßenseite im Bushäuschen warten und dann, wenn wir den Bus sehen, schnell über die Straße springen, oder wie? Wo ist denn da der Sicherheitsaspekt?", fragen sich die Sendelbacher Schulkinder.
Die Eltern haben schon einiges unternommen, um den Sachverhalt zu klären, damit der Bus wieder wie gewohnt fährt. Doch weder ein Schreiben an Rentweinsdorfs Bürgermeister Willi Sendelbeck (SPD), noch an Landrat Wilhelm Schneider (CSU) noch der Kontakt zum entsprechenden Busunternehmen haben bisher ein Ergebnis, eine konkrete Erklärung, Antwort oder einen Lösungsversuch für die Situation erwirken können.
Argumente des Unternehmers
Auf Anfrage unserer Zeitung erklärte sich das Busunternehmen bereit, Stellung zum Sachverhalt zu beziehen. Laut Chef des Busunternehmens sei die von der Regierung Unterfranken ausgewiesene und genehmigte Haltestelle diejenige an der B 279 und nicht die im Ort selbst. Nachdem die Diskussion über diese Haltestelle vor Jahren schon einmal entfachte, gab es wohl eine Vereinbarung zwischen dem Busunternehmen und Bürgermeister Willi Sendelbeck. Bestandteil dieser Vereinbarung war es, dass der Schulbus trotzdem die Haltestelle in der Ortsmitte anfährt, mit der Auflage, dass die Gemeinde dafür sorgt, dass im Winter die Gemeindeverbindungsstraße zwischen Mauschendorf und Sendelbach ausreichend geräumt und gestreut wird, damit für den Doppeldecker-Bus mit rund 100 Schulkindern an Bord keine Gefahr bestehen könne. An dieser Vereinbarung wurde nun auch einige Jahre festgehalten.
An manchen Tagen nicht geräumt
"Heuer ist es jedoch vorgekommen, dass die Strecke zwischen Mauschendorf und Sendelbach morgens weder geräumt noch gestreut war. Die Straße war zum Teil spiegelglatt. Da wäre es verantwortungslos, den Doppeldecker-Bus weiterhin fahren zu lassen. Es ist einfach zu gefährlich, wenn der Bus bei spiegelglatter Fahrbahn den Berg nach Sendelbach reinfährt, wo oft auch noch Autos parken. Da hast du als Busfahrer keine Chance", erklärt der Chef des entsprechenden Busunternehmens.
Dazu kommt noch, dass daraufhin der Busunternehmer einen Anruf von Eltern eines Schulkindes, das in einer anderen Ortschaft schon zusteigt, bekommen hatte. Bei diesem Telefonat drohten die Eltern mit einer Anzeige, sollte auf dieser gefährlichen Strecke einmal etwas passieren. Wie das Busunternehmen schildert, konnte man diese Verantwortung nicht mehr tragen und wich schließlich auf die Haltestelle an der B 279 aus.
Wie der Chef des Busunternehmens erklärt, beginnt für das Unternehmen die Beförderung der Kinder erst an der Haltestelle. Damit die Kinder sicher zu dieser Haltestelle gelangen, sei Aufgabe der Eltern. In dieser speziellen Situation müssten also die Eltern ihre Kinder über die Bundesstraße zur Haltestelle begleiten oder man müsste Schulweghelfer einsetzen, wie es anderswo auch üblich wäre.
Auch im Sommer
Laut Busunternehmen wird der Schulbus künftig auch im Sommer morgens nur noch die Haltestelle an der B 279 anfahren. Das sei die offizielle Haltestelle und dann habe man vor allem im Winter keine Probleme mehr. Von der B 279 aus nach Sendelbach zu fahren, dort die Kinder abzuholen und anschließend im Ort zu wenden, sei nicht möglich, da beim Rückwärtsfahren ein Einweiser nötig wäre. Mittags fährt der Bus bisher aber aus Kulanz trotzdem in den Ort und lässt die Kinder dort aussteigen, da es mittags nicht mehr glatt sei.
"Wir haben das ja nicht auch Jux und Tollerei beschlossen. Es gab einfach eine Vereinbarung, die nicht mehr gehalten wurde und dann sind wir auf die andere Haltestelle ausgewichen. Die Vereinbarung hat zwei Jahre lange wirklich gut funktioniert, die Strecke Mauschendorf-Sendelbach war rechtzeitig geräumt und gestreut. Da geht es auch nicht um persönliche Belange oder darum, die Sendelbacher zu ärgern. Es geht rein um die Sorge um rund 100 Schüler, die täglich mit dem Doppeldecker auf dieser Strecke unterwegs sind. Es steht hier lediglich die Sicherheit im Vordergrund", bezieht der Chef des Busunternehmens Stellung.