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Was hilft gegen Wassermassen?


Autor: Ronald Heck

Sand am Main, Montag, 20. Juni 2016

Vergangene Woche führte starker Regen zu vollgelaufenen Kellern und abgeschnittenen Orten. Welche Ausrüstung benötigen die Feuerwehren, wenn die Flut kommt?
Tauchpumpen, die in einem Fahrzeug der Feuerwehr Sand verladen sind: Damit werden am häufigsten Keller leer gepumpt.  Fotos: Ronald Heck


"Die Tauchpumpen kommen am häufigsten zum Einsatz", erklärt Andreas Winkler, Zweiter Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Sand. Die Feuerwehrleute lassen sie in gefluteten Kellern oder Schächten per Hand oder mit einem Seil ins Wasser. Die zylinderförmigen Elektropumpen sind in den Einsatzfahrzeugen verladen. Ein Aggregat versorgt sie mit Strom. "Man darf sie nicht einfach ans Hausnetz anschließen, wegen der Erdung. Das ist UVV (Unfallverhütungsvorschrift)", erläutert der 36-jährige Feuerwehrmann. Die große Tauchpumpe läuft mit Starkstrom und fördert über einen Schlauch 2000 Liter in der Minute nach oben. Sobald die Einsatzkräfte vor Ort sind, dauert es ungefähr zehn Minuten, bis das erste Wasser abgepumpt werden kann. "Diese Pumpen kann jeder Feuerwehrler betreiben", sagt Andreas Winkler. Dafür gibt es interne Schulungen, die die Feuerwehr im Rahmen der Ausbildung abhält.

Des Weiteren kommen im Falle eines Hochwassers die fest verbauten Fahrzeugpumpen zum Einsatz. Bei laufendem Motor können über sogenannte Saugschläuche rund 1600 Liter pro Minute abgepumpt werden. "Da ist dann der Maschinist erforderlich. Das ist eine Sonderausbildung", fügt er hinzu.

Im Gerätehaus in Sand steht außerdem eine von fünf Chiemsee-Tauchpumpen im gesamten Landkreis. Sie kann bis zu 2500 Liter fördern und muss zu zweit getragen werden. "Die hat den Vorteil, dass man tennisballgroßen Dreck durchsaugen kann", sagt Andreas Winkler.

Wie viele Pumpen eine Feuerwehr hat, entscheidet ein Bedarfsplan. "Das richtet sich nach Erfahrungswerten. Ob man Zusatzgefahren hat, wie wir zum Beispiel mit dem Hochwasser", sagt Winkler. Die Sander Ortsteile Wörth und Siedlung liegen am Altmain und sind Hochwassergebiet, bei steigendem Wasserpegel werden sie zu "Inseln".

Die Feuerwehren übernehmen bei drohendem Hochwasser außerdem die Aufgabe, die Bevölkerung zu warnen. Der Erste Kommandant der Feuerwehr in Sand, Lothar Mühlfelder, erklärt, dass sich gefährdete Gemeinden bei ersten Anzeichen beim Hochwassernachrichtendienst Bayern (www.hnd.bayern.de) informieren. Warnt der Dienst vor vorhersehbar steigendem Wasserpegel, dann entscheidet der Bürgermeister, ob die Feuerwehr eine Warndurchsage machen soll. "Wir fahren dann mit dem Lautsprecher durch den Ort", so der 61-jährige Feuerwehrkommandant.

Haßfurt, insbesondere der Stadtteil Augsfeld, ist ebenfalls hochwassergefährdet. Die Stadt und die Feuerwehr rüsten in den nächsten Jahren auf, um besser gegen Katastrophen und Hochwasser geschützt zu sein, sagt Martin Volpert.


Geld für den Hochwasserschutz

Der 40-Jährige ist in der Stadtverwaltung hauptberuflich für Brand- und Katastrophenschutz zuständig und sagt, dass im gesamten Stadtgebiet bis 2019 ein Sirenenwarnnetzwerk installiert wird. Der Stadtrat hat dafür gestimmt, die Kosten belaufen sich auf 165 000 Euro. Ob das Projekt von Bund oder Freistaat gefördert wird, sei noch unklar. Martin Volpert findet: "Eigentlich ist es ein Unding, dass es in Deutschland kein flächendeckendes Katastrophenwarnsystem gibt." Durchsagen mit Feuerwehrfahrzeugen könnten im Notfall zu spät kommen, meint Volpert, der auch Kommandant der Feuerwehr Haßfurt ist. Ein Sirnenwarnsystem sei außerdem netzausfallsicher.

Weil Augsfeld bei Hochwasser komplett abgeschnitten werden kann, besorgt sich die Stadt Haßfurt einen mobilen Hochwassersteg. Der Steg besteht aus einzelnen, schwimmenden Kunststoffbehältern, die im Notfall zusammengesteckt werden können. Weil sich der Schwimmsteg an die Wasserhöhe anpasst, könnte während eines Hochwassers die "Insel" Augsfeld mit dem "Festland" verbunden werden, erklärt Volpert. Bisher sind die vom Wasser eingeschlossenen Bewohner auf Fährfahrten mit Booten oder geländefähigen Lastkraftwagen angewiesen. Die Anschaffung ist für nächstes Jahr geplant. Das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen habe für das Projekt bereits grünes Licht gegeben.

Außerdem bekommt Haßfurt in wenigen Wochen drei Flachwasserschubboote ausgeliefert. Die mit Rädern ausgestatteten Boote sind mobil einsetzbar und werden von einem bayerischen Förderprogramm bezuschusst. Die Kosten liegen bei 30 000 Euro, die Stadt zahlt davon 10 000, so Martin Volpert. Die Freiwillige Feuerwehr Haßfurt schafft sich des Weiteren zwei neue Wechselladerfahrzeuge an, die mit unterschiedlichen Containern bestückt werden können. Einer der zwölf Container ist für Hochwassereinsätze bestimmt und beinhaltet unter anderem Pumpen und Notstromaggregate. Hier liegen die Kosten für die Stadt bei 1,3 bis 1,5 Millionen Euro. Warum die Stadt derart in den Hochwasserschutz investiert? Martin Volpert unterstreicht: "Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit. Aber die Extremwetter- und Starkregen-ereignisse nehmen zu."