Waldgottesdienst mitten im Ort

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Viel Grün kennzeichnet die Mitte Pettstadts mit dem Dorfweiher, im Hinterrund der Gutshof Andres. Fotos: Günther Geiling
Viel Grün kennzeichnet die Mitte Pettstadts mit dem Dorfweiher, im Hinterrund der Gutshof Andres.  Fotos: Günther Geiling
Interessantes Detail am Dorfplatz ist auch der Gänsebrunnen von Pettstadt. Foto: Geiling
Interessantes Detail am Dorfplatz ist auch der Gänsebrunnen von Pettstadt. Foto: Geiling
 
Das alte Gemeindehaus mit Glockenturm dient den Bürgern und Gläubigen genauso wie der Feuerwehr oder dem Gemeinderat bei Sitzungen mitten im grünen Ort.. Foto: Geiling
Das alte Gemeindehaus mit Glockenturm dient den Bürgern und Gläubigen genauso wie der Feuerwehr oder dem Gemeinderat bei Sitzungen mitten im grünen Ort..  Foto: Geiling
 
Idyllisch liegt auch der Gutshof Andres am Dorfweiher. Foto: Geiling
Idyllisch liegt auch der Gutshof Andres am Dorfweiher. Foto: Geiling
 

Die evangelischen Kirchengemeinden rund um Königsberg treffen sich am Sonntag in Pettstadt zu einer besonderen Abendmahlsfeier. Die Musik kommt von den Posaunenchören aus dem Dekanat und den Eberner Jagdhornbläsern.

Endlich Sommer. Alles ist grün, die Blumen sprießen und die warmen Temperaturen locken nach draußen. Hinaus in die Natur, zu einer Waldlichtung, zu einer Kapelle oder einem anderen Ort, um Gottes Nähe zu spüren und Gottesdienst zu feiern. In den evangelischen Kirchengemeinden der Region Königsberg werden seit Jahren Waldgottesdienste gefeiert. Zu einem solchen treffen sich die Kirchengemeinden der Umgebung am Sonntag, 2. August, 10 Uhr, in Pettstadt, um gemeinsam in der Natur die Schöpfung Gottes und das Abendmahl zu feiern.
Viele Gäste kann das ehemalige Golddorf Pettstadt schon deshalb erwarten, weil an diesem Sonntag in den Kirchengemeinden Königsberg, Hellingen, Unfinden, Junkersdorf, Altershausen, Köslau und Dörflis keine Sonntagsgottesdienste stattfinden und auch aus den Kirchgemeinden Holzhausen und Uchenhofen Gäste kommen werden.

Pfarrer Peter Holzweg aus Königsberg und der neue Pfarrer von
Dörflis-Köslau, Dieter Grimm, werden den Waldgottesdienst gestalten, bei dem die Posaunenchöre aus Junkersdorf, Unfinden, Altershausen, Sechsthal, Königsberg und Dörflis für einen imposanten Klang in Gottes freier Natur sorgen werden.

Ein Dorfplatz im Grünen

Auch wenn der Gottesdienst wegen der Trockenheit nicht im Wald selbst stattfinden kann, so befindet man sich auf dem Dorfplatz von Pettstadt mitten im Grünen, denn der Ort wird als kleines Juwel in der Waldeinsamkeit der Haßberge bezeichnet. Außerdem ist der Dorfplatz von Fachwerkhäusern und viel Grün eingerahmt und der Ort schmiegt sich um den Dorfweiher.

Gastgeber wollen am Sonntag alle rund 60 Einwohner des kleinen Ortes für ihre Gäste sein. Da müssen alle zusammenhelfen, denn die Einwohner sind bei allen Vereinen aktiv wie der Feuerwehr, der Kindertanzgruppe Pettstadt, der Landjugend oder der Jagdgemeinschaft, die an diesem Tag federführend tätig ist.

Um 10 Uhr ist der Gottesdienst mit den Posaunenchören aus dem Dekanat. Ab 11.30 Uhr gibt es Mittagessen mit "Pettstadter Spezialitäten" vom Grill und vom Ofen. Anschließend ist Unterhaltung mit der Jagdhornbläsergruppe Ebern, die in Bayern zu den herausragenden Gruppen zählt. Zum vierten Mal in Folge hat sie in der gemischten Wertungsgruppe in der Tonart "B" die Auszeichnung in Gold erhalten. Sie ergänzt den musikalischen Klang der Posaunenchöre an diesem Tag. Die Jagdhornbläser sind ja ein wesentlicher Bestandteil der Jagdkultur und waren in ihrer ursprünglichen Verwendung zum Abgeben von Signalen bei Jagdgesellschaften bestimmt.

Die Pettstadter haben sich auf diesen besonderen Tag für ihren Ort besonders vorbereitet und sind auch stolz, für die Region Königsberg diese Veranstaltung ausrichten zu dürfen. Wie ihr Ortssprecher Helmut Sieghörtner betonte, treffe sich dieser Waldgottesdienst gut mit dem "Aktionsjahr Waldnaturschutz 2015", das Forst- und Landwirtschaftsminister Brunner ausgerufen habe. Bayern sei mit 2,5 Millionen Hektar Wald und rund einer Milliarde Kubikmetern Holzvorrat das Waldland Nummer eins in Deutschland. Dem Staatswald komme mit seiner Vorbildfunktion dabei eine besondere Rolle zu und die Bayerische Forstverwaltung suche auch einen intensiven Dialog mit den Waldbesitzern und ihren Verbänden.

Der Wald und die Schöpfung

Auf der anderen Seite hätten viele Menschen, nicht nur in den städtischen Ballungszentren, keinen direkten Bezug mehr zum Wald oder zur Forstwirtschaft und erlebten Wälder allenfalls noch als Naherholungsgebiete zum Wandern oder für sportliche Aktivitäten. So könnten gerade Aktionen wie Waldtage oder auch Waldgottesdienste in besonderer Weise auf die Bedeutung des Waldes und der Schöpfung hinweisen.

Pettstadt kann auch auf eine interessante Geschichte zurückblicken. Sein Name bedeutet so viel wie "Platz eines Betto" oder "Betzo" oder auch ein Platz, der "Bete" (Steuern) einbringt. Die erste urkundliche Nennung von Pettstadt geht auf das Jahr 1145 zurück. 1408 war der Besitz dann im Besitz der Rotenhan (Götz von Rotenhan), die das Dorf von Conrad und Eberhard Schick für 190 Gulden kauften. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde es von Moritz von Guttenberg erworben und 1689/90 kam Pettstadt zu Amt und Zent Kirchlauter.

Konfession wechselte öfter

Durch die Familie von Guttenberg und Valentin von Selbitz, protestantisch-sächsischer Amtmann von Königsberg, wurde ein Teil des Ortes protestantisch. 1614 aber warf Veronika von Guttenberg die hochstiftischen Pettstadter Untertanen, die nicht wieder katholisch werden wollten, ins Gefängnis, aus dem sie der protestantisch gewordene Hans Sebastian von Rotenhan zu Rentweinsdorf wieder befreite.

In einem Visitationsbericht aus dem Jahre 1615 ist zu lesen: "Im filial Bettstatt, so ganz Guttenbergisch und 20 hausgesäß, sein noch alle luterisch. Bettstatter besuchen den Gottesdienst unfleißig". Und an anderer Stelle "Die von Rottenhan stercken sie, wollen sie bey irer religion erhalten. Haben sie auß dem gefangnus einmal ledig gemacht. Die frau von Guttenberg erwarte ihres weltlichen sohns, so in Hispania. Bettstatter besuchen kein gottesdienst. Cetera wie in der localvisitation". Noch vom 17. bis ins 19. Jahrhundert gab es immer wieder Streitigkeiten zwischen Katholiken und Protestanten.

Dies alles ist heute Vergangenheit und Beweis dafür ist die gemeinsame Organisation des Waldgottesdienstes auf dem Dorfplatz vor dem alten Rathaus, das auch ein Glocktürmchen ziert. Im oberen Stockwerk ist der Gemeinderaum, in dem von Zeit zu Zeit nicht nur Sitzungen des Gemeinderates stattfinden, sondern auch Gottesdienste für die evangelischen Mitbürger.