In einer Facebook-Gruppe für den Raum Haßberge beschenken sich die Mitglieder gegenseitig. Für den einen nutzlose Dinge werden für den anderen nützlich.
Wer sich daheim umschaut, wird vermutlich schnell fündig, wenn er nach Dingen sucht, für die er keine Verwendung mehr hat. Nutzlose, überflüssige Dinge.
Moment, wer sagt das? Ansichtssache sei das schließlich, was der eine nicht braucht, für das hat der andere womöglich eine Verwendung, erklärt Christiane Amon. Die 58-jährige Zeilerin hat im April 2013 die
Facebook-Gruppe "Zu verschenken Bamberg Haßberge Schweinfurt" gegründet, im Januar 2017 zählt die Gemeinschaft fast 6000 Mitglieder. Der Name an sich erklärt schon das Grundprinzip dahinter: Es geht ums Verschenken. Ohne Gegenleistung, sonst wär's ja kein Geschenk, wie Amon sagt. Die einzige Währung, die zählt, ist ein "Danke", im schönsten Fall verbunden mit einem Lächeln.
Ein weiteres Prinzip der Gruppe ist Solidarität: Wenn jemand Hilfe braucht, kann er sich an die anderen Mitglieder wenden, die dann - nach Möglichkeit - ihre Unterstützung anbieten. Das Ganze geschieht zwanglos und unkompliziert, wie Amon erklärt.
In der Praxis läuft das dann so ab: Gruppenmitglieder stellen selbstständig Bilder von den Sachen ins Netz, die sie verschenken wollen, seien es Spielzeug, Kleidung, Haushaltsgeräte oder dergleichen. Wer Interesse daran hat, bekundet dies, indem er den Beitrag kommentiert. Der Verschenker entscheidet dann, wem er das Geschenk geben möchte. Auch gibt es einen Suchordner, in dem die Mitglieder gezielt nach Dingen fragen können. Das funktioniere gut, erklärt Daniela Heusinger. Die 31-Jährige aus Hofheim ist neben Amon eine der vier Administratorinnen der Gruppe. Weitere sind: Jessica Düring (30) aus Ziegelanger und Saskia Dörnhöfer (29), die mittlerweile im Allgäu wohnt, aber weiterhin die Verbindung zu ihren Freundinnen im Kreis Haßberge hält.
Wegwerfen und neu beschaffen?
Die Frauen treibt vor allem der Solidaritätsgedanke an, denn sie wissen: Manchmal braucht man etwas, kann es sich aber nicht leisten. Weil in der Gruppe niemand gefragt wird, ob er aus Geldnot Mitglied geworden ist, braucht sich auch keiner für irgendeine Geschenksuche oder -annahme zu rechtfertigen. Denn der zweite Gedanke dahinter ist Nachhaltigkeit: Warum immer alles gleich wegwerfen oder neu beschaffen?
Freilich besteht die Gefahr, dass so ein Angebot missbraucht wird, aber das geschehe selten beziehungsweise werde schnell bemerkt, wie Heusinger erklärt: Die Admins schreiten sofort ein, wenn Verkaufsversuche oder Verstöße gegen die Gruppenregeln registriert werden.
Zudem hilft die Gruppe auch in anderen Situationen, so wurde zum Beispiel schon durch Sammelaktionen ein Hilfsprojekt für Flutopfer in Bosnien unterstützt oder eine große Tombola für einen Kindergarten organisiert.
Auch wenn häufig auf die sozialen Medien geschimpft werde, hier würden sie ihrem Namen doch gerecht, sagt dazu Claudia Neundörfer. Die Fatschenbrunnerin hat den Fränkischen Tag auf die Facebook-Gruppe aufmerksam gemacht, in der sie Mitglied ist. Weil, wie sie findet, es eine schöne Sache sei, was die Gründerinnen der Gruppe dort aufgebaut haben: Ein Netzwerk aus "Gebern" und "Nehmern", und das in wechselnden Rollen, urteilsfrei, es zählt der solidarische Gedanke und die Nachhaltigkeit.