Vera Schick und das kleine Leichte

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Vera Schick aus Ziegelanger fertigte als Meisterstück einen neuen Couchtisch für ihr Wohnzimmer an.
Vera Schick aus Ziegelanger fertigte als Meisterstück einen neuen Couchtisch für ihr Wohnzimmer an.
Absolvent Sandro Sommer (rechts) bekommt von Schulleiter Dr. Oliver Dünisch (links) und Kursleiter Stefan Andritschke (Mitte) sein Zeugnis überreicht.
Absolvent Sandro Sommer (rechts) bekommt von Schulleiter Dr. Oliver Dünisch (links) und Kursleiter Stefan Andritschke (Mitte) sein Zeugnis überreicht.
 
Das Meisterstück von Vera Schick aus Ziegelanger: ein Wohnzimmertisch.
Das Meisterstück von Vera Schick aus Ziegelanger: ein Wohnzimmertisch.
 
Ein moderner, schräger Schreibtisch
Ein moderner, schräger Schreibtisch
 
Viele Meisterstücke stellten moderne Säulenmöbel dar.
Viele Meisterstücke stellten moderne Säulenmöbel dar.
 
Vera Schick und ihr Meisterstück
Vera Schick und ihr Meisterstück
 
Säulenmöbel von Nils Jacob Schmidt - mit integrierter Hausbar und Plattenspieler.
Säulenmöbel von Nils Jacob Schmidt - mit integrierter Hausbar und Plattenspieler.
 
 
Schräg scheint derzeit modern zu sein.
Schräg scheint derzeit modern zu sein.
 
 
Insgesamt 20 Absolventen, darunter auch zwei Frauen, bekamen an der Eberner Meisterschule am Sonntag ihre Abschlusszeugnisse überreicht.
Insgesamt 20 Absolventen, darunter auch zwei Frauen, bekamen an der Eberner Meisterschule am Sonntag ihre Abschlusszeugnisse überreicht.
 

Die Ziegelangerin hat die Meisterschule für das Schreinerhandwerk in Ebern absolviert. Sie spricht über ihren Beruf und über ihr Meisterstück.

Massen an Autos rund um die Eberner Meisterschule für das Schreinerhandwerk signalisierten, dass dort eine Absolventenfeier stattfand. Die Schule entließ 20 frischgebackene Schreinermeister - darunter zwei Frauen.
Eine der beiden Absolventinnen ist Vera Schick aus Ziegelanger. Sie verrät, wie man als Frau auf den Beruf Schreinerin kommt: "Mein Papa ist gelernter Schreiner und so habe ich auch Lust darauf bekommen. Dazu ist noch gekommen, dass ich in einer Waldorfschule war und dort meine Jahresarbeit ein selbst hergestelltes Schachspiel war. So musste ich auch die Figuren selbst drechseln und das hat wirklich Spaß gemacht".


Die Hälfte sagt Nein

Doch als Frau hat man es im Schreinerhandwerk nicht immer leicht.
"Als ich mich am Anfang zur Ausbildung beworben habe, haben 50 Prozent der Betriebe gleich gesagt, dass sie keine Frauen nehmen, weil sie nicht schwer heben können und so weiter", bedauert Vera Schick. "In den Betrieben, wo ich dann tatsächlich gearbeitet habe, waren aber alle nett und aufgeschossen."

"Für die Meisterschule Ebern habe ich mich zum einen entschieden, weil es nicht weit von meinem Wohnort weg ist und zum anderen weil die Eberner Meisterschule einen guten Ruf hat". Als Meisterstück fertigte die 25-Jährige einen Couchtisch für das Wohnzimmer. Doch dies ist kein gewöhnlicher Wohnzimmertisch: Die Seiten verlaufen von der Ecke aus im fünf-Grad-Winkel nach innen, sodass die Tischplatte eine Art Schmetterlingsform bekommt. Der Tisch hat vier Schubladen, die somit ebenfalls schräg verlaufen und aussehen wie ein Parallelogramm. Zwischen den Schubladen befindet sich eine Ablagefläche. "Die verschiedenen Schrägen waren eigentlich das Schwerste am ganzen Stück", gesteht die frischgebackene Meisterin.


Verhältnismäßig klein

"Ich wollte als Meisterstück etwas verhältnismäßig Kleines machen, damit ich es eben auch alleine heben kann", erklärt die 25-Jährige. Zudem brauchte sie für ihre Wohnung ohnehin einen neuen Wohnzimmertisch. Da sie den Look alter Möbel mag, hat sie sich für diese Form und auch für das Material Eiche, zudem eine heimische Holzart, entschieden. Die rot bemalten Schubkästen geben dem Objekt wiederum einen modernen Touch.
"Mein Meisterstück bedeutet mir schon viel. Es hat viel gekostet, auch an Arbeitszeit - zirka 130 Stunden. Aber jetzt ist man auch richtig stolz darauf, wenn man den Tisch so fertig sieht", lächelt Vera Schick.
Als Meister ist es auch gleich viel einfacher, eine Stelle zu finden, als wenn man nur Gesellin ist. So wird Vera Schick nun in Schweinfurt bei der Gesellschaft für berufliche Förderung künftig selbst Fachpraktiker für Holzbearbeitung ausbilden. Da sie dort auch mit Behinderten und Personen aus schweren Verhältnissen zusammenkommen wird, muss sie nebenher auch eine pädagogische Fortbildung machen.


Beachtliche Bandbreite

Bei der Verabschiedung an der Meisterschule in Ebern konnten die Meisterstücke bewundert werden. An Kreativität mangelt es nicht. Die Palette reicht von einem Wohnzimmerschrank mit integriertem Plattenspieler und Hausbar über Wohnzimmer- und Esstische, Sofas und kleine Schränke bis hin zu schrägen Schreibtischen - was derzeit sehr in Mode ist - und einem Hänge-Spiegelschrank für das Badezimmer.
Bei der Abschiedsfeier führte Michael Reuther aus dem Kursus 62 durch das Programm. Schulleiter Oliver Dünisch verglich die Situation der Absolventen mit einer "Tabula Rasa", einer wiederbeschreibbaren Tafel. Die Absolventen würden jetzt einen Schlussstrich ziehen und die leere Tafel nun täglich wieder aufs Neue beschreiben.


Ebern gefällt

Neben Karin Renner (CSU), die als Bezirksrätin den Bezirk Unterfranken als wichtigsten Träger der Schule vertrat, und dem stellvertretenden Landrat Michael Ziegler (CSU) aus Eltmann hielt Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) eine Ansprache. Er stellte fest, dass es, so wie da manch eine Feier abgehalten wurde, den Absolventen in Ebern wohl gefallen haben muss. "Ich glaube das mit dem Wohlfühlen klappt in Ebern immer ganz gut".
Kursleiter Stefan Andritschke blickte tagebuchartig auf die vergangenen eineinhalb Jahre mit seinem Kurs zurück und brachte dabei den ein oder anderen zum Lachen.


Primus mit 1,15

Andritschke und Dünisch überreichten die Zeugnisse. Besondere Auszeichnungen erhielten Andreas Bauer für den besten Abschluss mit der Note 1,15 und Franziska Jahn als Zweitbeste mit der Note 1,38. Fabian Angermüller und Michael Rudolph wurden für den drittbesten Abschluss (Note 1,46) geehrt.
Stellvertretend für den Kursus 60 stellte Michael Rudolph fest, dass der Kurs vor allem für Vielfalt stehe. Die Teilnehmer kämen aus ganz verschiedenen Regionen Deutschlands und hätten verschiedenste Mentalitäten. Doch auch wenn sich die Charaktere unterschieden haben, hätten sich die Schüler doch super ergänzt.


Die 20 von Kurs 60

Die Absolventen des Kursus 60 an der Meisterschule für das Schreinerhandwerk Ebern:
Fabian Angermüller (Coburg), Christian Auth (Düsseldorf), Andreas Bauer (Cham), Manuel Grunwald (Haßberge), Dirk Hackenfort (Coestfeld), Franziska Jahn (Saale-Orla-Kreis), Moritz Marks (Köln), Tobias Menzl (Ostallgäu), Nikolaus Naser (Ansbach), Marco Niggl (Haßberge), Christoph Rau (Sonneberg), Michael Rudolph (Thorgau-Oschatz), Ferdinand Schels (Kulmbach), Vera Schick (Haßberge), Nils Jacob Schmidt (Harburg), Sandro Sommer (Hildburghausen), Stefan Tabery (Miltenberg), Matthias Wich (Bamberg), Sergej Wolf (Düsseldorf) und Julian Zitterbart (Landkreis Haßberge).