Ein kleiner fränkischer Trinkwasserzweckverband als Vorbild für die großen Wasserproduzenten: Die erfolgreichen Bemühungen des Wasserzweckverbandes "Veitensteingruppe" mit Sitz in Kottendorf um die Reduzierung des Nitratwerts im Trinkwasser hat der bayerische Rundfunk in einem Livebeitrag in der "Frankenschau aktuell" vorgestellt.
Das Bayerische Fernsehen beschäftigt sich seit einiger Zeit mit dem besonderen Lebensmittel Wasser. In der Reihe "Frankenschau" aktuell berichtete der Sender am Dienstag live aus dem kleinen Ort Kottendorf in den Haßbergen, wo der Trinkwasserzweckverband "Veitensteingruppe" zu Hause ist. Dabei stellte er die Versorgungsgruppe als ein positives Beispiel heraus, wie man den Nitratgehalt im Wasser deutlich senken kann und dies ohne aufwendige Denitrifikationsanlagen und den damit verbundenen großen finanziellen Aufwand.
"Frankenschau aktuell" war hierzu mit einem großen Team in die Haßberge angereist, um sich vor Ort ein Bild zu machen und die Zuschauer live mit den handelnden Personen zu verbinden.
Mit großem Aufwand Live-Reporter Markus Klingele hatte sich zahlreiche Gesprächspartner ausgeguckt, welche die zwei Kameraleute Peter Winkler und Gregor Heinrich sowie Andreas Sandreuther als Chef vom Dienst ins recht Licht rückten um die Sendung live via Satellitenschüssel nach Hause zu übertragen. Dazu war das Maschinen- und Bürogebäude des Zweckverbands von einigen Wagen des Bayerischen Rundfunks umstellt, wie den Rüstwagen, der sogar einen Notstromgenerator für eventuellen Stromausfall enthält und den Sendewagen, in dem gleich alles geschnitten und für die Sendung aufbereitet wird.
Vor der Livesendung hatten sich die Redakteure schon ein Bild von der Arbeit des Zweckverbandes gemacht und Ludwig Bock beim Ziehen der Bodenproben auf dem Feld begleitet. Ebenso überzeugten sie sich im Brunnenhaus und in den Hochbehältern von der tadellosen Pflege der Einrichtungen; Eindrücke, die sie dann später auch in die Live-Sendung einspielten.
Akribische Planung Das war am Dienstag in der Zeit von 17.30 bis 18 Uhr auf BR-Nord im Fernsehen zu sehen. Für das zwölfköpfige Team des Bayerischen Fernsehens gab es aber schon Stunden vorher die Szenen entsprechend aufzubereiten. Wo steht am besten der Live-Reporter mit seinen Gesprächspartnern? Welche Kamera ist wo im Einsatz? Wo stehen die Beleuchter? Wie viel Minuten oder Sekunden haben wir zwischen den Szenen Zeit, um unsere Standorte zu wechseln? Solche und ähnliche Fragen wurden mit den Beteiligten durchgespielt und Live-Moderator Markus Klingele führte noch so manchen Small-Talk mit seinen Interviewpartnern, denn über allem "tickt die Uhr" und am Schluss stehen für alles ja nur effektiv 7 Minuten zur Verfügung. Schließlich gibt es ja auch noch Zu- und Einspielungen von anderen Orten mit demselben Thema oder interessante fränkische Nachrichten.
Für alle Fälle gerüstet An alles muss gedacht werden. Auch daran, dass ein vorgesehener Gesprächspartner durch einen besonderen Umstand ausfallen könnte. "Was wäre, wenn der ehemalige Vorsitzende des Zweckverbandes Peter Kirchner nicht rechtzeitig kommt?" "Dann muss Geschäftsführer Rupert Göller auch noch seinen Part übernehmen" folgte die Antwort von Reporter Klingele auf dem Fuß. Schließlich hat man ja eine genaue Zeitvorgabe.
Schon hallte es im Pumpenraum "Achtung, noch 5 Minuten!" Kameraleute, Beleuchter, Tonassistenten nehmen ihre Plätze ein. Einer hebt die Hand "wir gehen auf Sendung" und dann moderiert Markus Klingele an. Die Zuschauer sind live in Kottendorf dabei.
Aber nicht nur aus Kottendorf wird live berichtet. Zum gleichen Thema gibt es auch Filmeinspielungen aus Nürnberg, wo es vor einiger Zeit Trinkwasserprobleme gab und das Wasser gechlort werden musste. Aus Zell bei Würzburg schaltet man einen Forscher zu, der sich mit einer Nanotechnologie beschäftigt, sich noch in einem Entwicklungsstadium befindet und darauf hinweist, dass man in naher Zukunft auch Kleinstmengen von Medikamenten aus dem Abwasser ziehen könnte. Alles Dinge, die viel Geld kosten.
Die Landwirte eingebunden Aus dem "Headquarter" der Veitensteingruppe erfährt der Zuschauer dann ganz andere Dinge. Auch hier war das Wasser vor zwei Jahrzehnten sehr mit Nitratbelastet bis hin an den Grenzwert von fast 50 mg/Liter. Man war gezwungen, etwas zu tun und die beiden "Protagonisten", der damalige Verbandsvorsitzende Peter Kirchner und der heute noch diensttuende Geschäftsführer Rupert Göller beschrieben ihre Erfolge mit stolzem Gesichtsausdruck.
Peter Kirchner: "Unser Anliegen war es, unseren Kunden sauberes und gutes Trinkwasser anzubieten. Da der alte Brunnen zu nahe am Dorf war, bohrten wir zwei neue Brunnen. Wir nahmen die Landwirtschaft mit ins Boot und kauften selbst im Wasserschutzgebiet über 20 Hektar extensives Grünland auf. Das Grüngut müssen wir allerdings jährlich zweimal mähen und auch das Gras wegfahren."
Regelmäßige Bodenproben Geschäftsführer Rupert Göller berichtet von den ca. 30 Bodenproben im Jahr durch Landwirt Ludwig Bock, mit denen man den Reststickstoffgehalt untersuche. "Wenn sie für uns gut gewirtschaftet haben, dann bekommen sie auch ein Geld dafür. Wir freuen uns, dass die Landwirte hier so mitziehen." Ein farbiger Lageplan zeigt das deutliche Bemühen der Landwirte auf. "Bei unserer Veitensteingruppe ist der Nitratgehalt im Wasser seit zwölf Jahren von 48mg/Liter auf nunmehr 37 mg deutlich gesunken mit anhaltender Tendenz. Bei den Rückständen für Pflanzenschutzmittel haben wir heuer fast die Zahl 0 erreicht." Das ist es dem Zweckverband auch wert, die Landwirte alljährlich einmal zu einer Information über ihr Verhalten, aber auch zu einer "Brotzeit" einzuladen.
Für den Live-Reporter ist eine selbstverständliche Frage: "Kommen bei diesem Erfolg nicht denn auch andere Wasserversorger zu euch, um von euren Erfahrungen zu profitieren?" "Natürlich ist das der Fall. Sie wären auch froh, wenn sie auch solche Erfolge hätten. Aber nicht überall sind vielleicht ähnliche Voraussetzungen vorhanden oder umsetzbar und manchmal spielt auch das Wetter nicht mit. Worüber wir uns aber am meisten freuen ist die Tatsache, dass bei uns die Nitratwerte weiter zurückgehen, dies ohne große technische Mittel und nur durch das Gespräch und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Landwirten."
Rat aus Kottendorf Und das war auch der Grund, weswegen das Team von "Frankenschau aktuell" nach Kottendorf kam. Während anderswo über Nitrat geredet und geredet wird, hat man in den so genannten "Heiligen Ländern" zwar auch geredet, aber eben mit denen, die das Grundwasser am ehesten positiv beeinflussen können. Und das sind die Landwirte. Sicher werden in nächster Zeit einige Wasserversorger in Kottendorf anklopfen und sich bei der "Veitensteingruppe" Rat holen.