Förster Gnannt erklärte den angehenden Schreinermeistern an Bäumen im Eberner Wald, worauf es bei hochwertigem Holz ankommt.
Schreinermeister sollten beim Holz seine Qualitätsmerkmale kennen. Nur so können sie beim Holzeinkauf für die Produktion und ihre handwerklich zu fertigenden Werkstücke das beste Material auswählen. Deshalb waren junge Schreiner, die neu an der Meisterschule für das Schreinerhandwerk in Ebern sind, mit Revierförster Wolfgang Gnannt und ihrem Schulleiter Oliver Dünisch am Dienstagvormittag zu einer mehrstündigen Exkursion im Käpelleswald bei Ebern.
An den Autokennzeichen der Fahrzeuge der Schüler ist zu erkennen, dass sie z.B. aus den Bereichen Forchheim, Lichtenfels, Fürth, Bamberg oder Weißenburg kommen. Nachdem die Exkursionsteilnehmer den "Heiligen Berg" von Ebern erklommen hatten, gab es mit Blick über das ehemalige Kasernengelände und auf Ebern einige Informationen zur Entstehung des Käpelle.
Weiter ging es dann durch naturnahen Wald zu verschiedenen Stationen. Dort ließ Forstamtsrat Wolfgang Gnannt, beschäftigt beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Schweinfurt, den angehenden wissbegierigen Führungskräften des Schreinerhandwerks fachlich fundierte Informationen zukommen.
Qualitätsmerkmale
Dass Holz nicht gleich Holz und Baum nicht gleich Baum ist, wurde den Schreinern im Lauf der Ausführungen des Försters bewusst. Gnannts Informationen umfassten die Bodenbeschaffenheit als wichtigen Indikator für standortgerechte Baumarten; Jungholzpflege mit dem Ziel, qualitativ hochwertiges Holz zu produzieren, sowie die Verwendung des Holzes in der Industrie und in Schreinerbetrieben.
"Astrein und vollholzig soll der Stamm sein was heißt, dass der Durchmesser möglichst auf großer Länge gleich sein soll", sagte Gnannt. Dass die jungen Schreiner in der Materie nicht "unbelesen" waren, zeigte sich an ihren Fragen an den Forstmann und an ihren Beiträgen.
Raphael Haupt hat in einer Schreinerei in Nordrhein-Westfalen gelernt und wohnt in Unterpreppach. Der 27-jährige angehende Schreinermeister erwartete sich von der Exkursion einiges und sagt: "Die Gruppe und ich sind auf jeden Fall gespannt, was uns der Förster vermittelt. Wir hoffen, dass wir unsere vorhandenen Kenntnisse dadurch erweitern können. Es wird sicher interessant die Sicht des Försters im Hinblick auf Holzproduktion und Holznutzung kennenzulernen. Besonders interessiert mich, wie ich am Stamm mögliche Fehler im Holz erkennen kann, wenn ich einen Stamm im Sägewerk aussuche."
Kein Frontalunterricht
Das wird von Förster Gnannt bereits an der ersten Station unterhalb des Käpellesbergs erklärt. Er spricht nicht nur selbst, sondern er bezieht die Exkursionsteilnehmer mit ein. An einem umgestürzten alten Stamm scharen sich die Schreiner um den Stumpf.
Gnannt fragt, welche Bodenbeschaffenheit hier vorhanden ist. Einige der Teilnehmer zerreiben Boden zwischen ihren Fingern und kommen zum Schluss, dass es sich um Feuerletten handelt. "Ein etwas schwieriger Boden", erklärt Gnannt "der als Standort für die tiefwurzelnde Eiche recht gut geeignet ist." Dabei fallen die Blicke der Teilnehmer auf einen stattlichen Eichenstamm in der Nähe, an dem die Schreinermeisterschüler Alter und Qualität des Stamms bestimmen sollen.
Verwendung
Immer wieder wird deutlich, dass sie sich gut mit der Materie auskennen. "Auf den ersten vier Metern kann man astlose Bretter gewinnen", sagt einer der Teilnehmer. Ein anderer sagt, dass auf größerer Länge gute Balken gesägt werden könnten.
Wolfgang Gnannt hebt ein Blatt auf und stellt fest, dass es sich um eine Traubeneiche handelt. "Für euch als Schreiner ist das eigentlich der Baum", sagt er. Aus der Gruppe hört er, dass es auch die Stileiche gibt. Diese beiden tiefwurzelnden Baumarten gedeihen auf dem Feuerletten recht gut. Wie erkenne ich wie alt ein Baum ist? Was sagen mir Jahresringe über das Wachstum aus? Diese und viele weitere Informationen füllten den gesamten Vormittag.
Oliver Dünisch, Leiter der Schreinermeisterschule Ebern, war bei der Exkursion dabei. "Es ist uns wichtig, dass wir den Querbezug zur Forst- und Holzwirtschaft herstellen, um zu wissen, wo der Rohstoff herkommt und auch hören, welche Voraussetzungen der Forst schaffen muss, um für das Schreinerhandwerk vernünftiges Ausgangsmaterial zu produzieren."
Regionale Nachfrage Der Kunde möchte vor allem nachhaltig regionales Holz haben. "Wir haben in Ebern das Glück, dass wir mit Wolfgang Gnannt guten Kontakt haben und er seine Ausführungen - da er aus einer Schreinerfamilie stammt - auch auf das Schreinerhandwerk ausrichtet. Oliver Dünisch schmunzelt: "Heute ist es quasi ein Jubiläumswaldgang, denn er findet zum 20. Mal statt. Das machen wir seit zehn Jahren immer mit einem neuen Kurs im ersten Semester, also zweimal im Jahr.
Der Schulleiter sieht das quasi als "Einstieg in die Schreinermeisterausbildung und als gemeinschaftsfördernde Maßnahme." Das Feedback über den Waldgang sei hervorragend, sagt Dünisch. "Diese Veranstaltung steht bei unseren Umfragen immer ganz oben auf der Liste unserer Schüler, es ist ja auch von der Umgebung was anderes als immer im abgeschlossenen Schulraum."