Traumjob Lama-Wanderführer? Unterwegs mit den Haßberglamas
Autor: Jennifer Brechtelsbauer
Goßmannsdorf, Freitag, 16. März 2018
Stefan Lettner kümmert sich um Lamas und Kamele und bietet Wanderungen mit ihnen an. Der FT hat den Goßmannsdorfer bei einer seiner Touren begleitet.
Noch ist es ruhig im Stall von Stefan Lettner in Goßmannsdorf bei Hofheim. Die Tiere stehen ruhig da und beobachten den 49-Jährigen dabei, wie er den Stall kehrt. Er trifft letzte Vorbereitungen, denn in nur wenigen Minuten kommt eine Schulklasse aus Höchstadt an der Aisch, um eine seiner Lama-Wanderungen mitzumachen.
Stefan Lettner ist der Gründer des Unternehmens "Haßberglama". Insgesamt besitzt der 49-Jährige 22 Lamas und sechs Kamele, ein Kamelfohlen ist unterwegs. Seit fast zehn Jahren hat der Tierfreund jetzt schon Lamas. "Wir haben Lamas aus Spaß an der Freud'", sagt Lettner. Die ersten Tiere hatte er sich nur als einfache Weidetiere angeschafft. Als sich damals herumgesprochen hatte, dass es in Goßmannsdorf Lamas gibt, sind die Menschen in Massen zu Lettner gepilgert, um ein Foto von den Tieren zu schießen, erzählt er. "Es war nicht geplant, es hat sich so ergeben", sagt der Lama-Besitzer. Aufgrund der hohen Nachfrage der Leute hat er dann mit den Lama-Wanderungen begonnen.
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Es wird laut auf dem Hof von Lettner. 25 Schüler einer fünften Klasse der Realschule Höchstadt kommen gerade an. Die Kinder sind ganz aufgeregt, die ersten rennen schon zu den Tieren. Hin und wieder hört man ein "Oh, die sind ja total süß" aus der Gruppe. Die Tour beginnt: Lettner steht vor der Gruppe. "Was, denkt ihr, ist das wichtigste, wenn man mit Tieren was macht?" Das ist die erste Frage, die er den Kindern stellt. Sofort schnellen die Finger in die Luft. Die Schüler kennen sich aus, wissen, wie man mit Tieren umgehen muss. Neben den Regeln, die für die Wanderung wichtig sind, können die Schüler von Lettner auch noch etwas über Lamas lernen. Er erklärt, dass ein Lama etwa 150 Kilogramm wiegt, dass die Tiere zur Familie der Kamele gehören und am wichtigsten: wann sie spucken. Die Schüler lauschen gespannt.
Nach der Einführung dürfen die Schüler sich ihre Wander-Lamas aussuchen. Die Kinder stürmen los. Jeder will sich sein Lieblingstier aussuchen. Nach einer kurzen Vorstellung, wie das Tier heißt, denn jedes Tier hat einen Namen, dürfen immer zwei Schüler ein Lama führen. Die Tour beginnt holprig, immer wieder bleiben die Lamas stehen. "Hannes, geh weiter"- zwei Mädchen versuchen ihr Lama zum Weitergehen zu animieren.
Langsam kommt die Gruppe vorwärts. Lettner erzählt währenddessen, wie zeitintensiv die Arbeit mit den Lamas ist. "In erster Linie muss ich Scheiße kratzen", witzelt er. Außerdem müssen die Tiere täglich gefüttert und getränkt werden. Die wichtigste Aufgabe ist allerdings das Training mit den Tieren. Wenn die Lamas ein Jahr alt sind, beginnt Lettner mit ihnen zu üben. Zunächst müssen die Tiere ans Halfter gewöhnt werden. Das ist besonders wichtig, denn nur wenn die Tieren das Halfter um haben, werden sie den Menschen gegenüber zutraulicher. Auch die Gewöhnung an viele Menschen und die Umwelt gehört zu den wichtigsten Aufgaben. Immer wieder hebt Lettner den Kopf, beobachtet die Schüler und die Lamas.
Etwas weiter vorne in der Karawane lachen gerade zwei Mädchen. Vanessa und Mathea haben sichtlich Spaß an der Wanderung. Immer wieder reden sie dem Tier gut zu und streicheln es. "Ich find' das Gesicht so süß", sagt Vanessa.
"Ich find' den Kontakt zu Tieren gut", sagt Claudia Eisen, die Lehrerin der Klasse. Einige Kinder hätten zwar Haustiere, aber eben nicht alle, erklärt sie. Die Klasse ist für eine Klassenfahrt in der Jugendherberge in Königsberg abgestiegen. Ein Grund, warum sie ausgerechnet hier ins Schullandheim gehen, waren die Haßberg-Lamas. "Generell schauen wir, dass wir viele Aktionen draußen machen", sagt die Lehrerin. Die Lama-Wanderung ist dafür perfekt und so etwas gibt es ja auch nicht überall, sagt sie weiter.
Auch Simone Nowak vom Veterinäramt des Landratsamtes Haßberge findet es gut, dass die Kinder bei den Wanderungen nahen Kontakt zu Tieren haben und sich im Freien bewegen. "Im Zeitalter der Tablets und Smartphones kommt dies leider oft zu kurz", sagt Nowak. Um solche Wanderungen anbieten zu dürfen, ist eine Genehmigung vom Veterinäramt notwendig. Um diese zu bekommen, muss ein umfangreiches Fachwissen über die Tiere nachgewiesen werden, erklärt die Expertin. Dem ganzen Projekt steht sie sehr positiv gegenüber: "Lama-Touren sind bei fachgerechter Durchführung völlig unbedenklich, eher positiv, weil die Tiere nicht nur in einem Stall und einer Koppel gehalten werden, sondern Sozialkontakte untereinander und zum Menschen haben. Eigentlich ideal - für beide Seiten."
Inzwischen ist der Weg holpriger geworden. Es geht durch einen Wald. Lettner beobachtet die Kinder. "Die müssen schon zusammenarbeiten, sonst klappt's nicht", sagt der 49-Jährige. Die Gruppe stoppt. Ein umgestürzter Baum versperrt den Weg. Die Lösung: Kinder und Tiere müssen unter dem Stamm durch. Liebevoll versuchen die Schüler ihre Lamas zum Bücken zu bewegen. Die Kinder laufen voraus, die Tiere folgen ihnen. "Das sind Sachen, die nicht selbstverständlich sind", sagt Lettner. So etwas benötigt viel Training, erklärt er.
Nach etwa einer Stunde neigt sich die Wanderung dem Ende zu. "Jetzt ist heute gar keiner angespuckt worden - das ist ja langweilig", scherzt Lettner. Zurück auf dem Hof müssen sich die Schüler von den Lamas verabschieden. "Können wir die behalten?", fragt eines der Kinder. Der Abschied fällt schwer. Ein letztes Streicheln, ein kleines Bussi, eine kurze Umarmung.