In einem Ein-Mann-Stück brachte Michael Guggenberger den Schülern aus Eltmann Beethovens "Neunte" und die Instrumente eines Orchesters näher. Der musikalische Mime schlupfte dafür in die Rollen von zwölf Tieren und eines Dirigenten.
Die 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven mit einem großen Sinfonie-Orchester, aber nicht im großen Konzertsaal , sondern in der Georg-Schäfer-Sporthalle von Eltmann - das hatte es bisher noch nicht gegeben. Jetzt war es soweit. Zeugen dieses einmaligen Ereignisses wurden die Mädchen und Buben der "Johann-Baptist-Graser-Grundschule", die in einem wahrhaft tierischen Theaterstück "die 9. Sinfonie der Tiere" nicht nur viel aus dem Leben des Musikers Ludwig van Beethoven und einem der populärsten Werke der klassischen Musik erfuhren, sondern auch die ganze Palette und den Klang der Instrumente eines Sinfonieorchesters kennenlernten.
Ein tierisches Orchester Wie kann man Kindern klassische Musik und auch den Einsatz klassischer Instrumente nahebringen? Diese Frage stellen sich nicht nur Eltern und Lehrer. Auch der junge Dirigent Herbert Karavan (Michael Guggenberger), der Held des musikalischen Theaterstücks mit viel Esprit.
Er sieht sich ausgerechnet beim Streichen seines Wohnzimmers vor einer ähnlichem Frage. Er erhält nämlich die Chance seines Lebens, eine Aufführung von "Beethovens Neunter" im Berliner Konzerthaus zu dirigieren, wenn es ihm nur gelingt, dafür ein eigenes Orchester auf die Beine zu stellen. In seiner Verzweiflung wendet er sich an eine Agentur für "schwer vermittelbare Musiker" und bekommt ein Orchester in "tierischer Besetzung".
Futter für den Löwen? Gleich zu Beginn tritt Leo Löwe, cool und hungrig auf und haut kräftig auf die Pauke. Richtig schwierig wird es aber, als Dr. Silke Schaf, Mike Maus und Liesel Gans mit ihren Holzblasinstrumenten dazukommen. Der Löwe denkt nämlich, diese Musiker hätte ihm einen Caterer zur Mittagszeit geliefert. Schon das bringt reichlich Konflikte mit sich, da einige Tiere auf der Speisekarte der anderen Tiere stehen. "Das ist nicht ihr Mittagessen oder ein perfektes Casting für ein perfektes Dinner, das sind ihre Orchesterkollegen", stellt sich der Herbert Karavan dazwischen. Um Herr der Lage zu werden, verordnet der junge Dirigent eine Orchestersitzordnung, bei der die gefährlichen Blechblasinstrumenten-Tiere von den friedliebenden Foto: Günther GeilingHolz-Bläsern separiert werden.
Mit Gangsterjargon Dann dürfen das Schaf auf dem Fagott, die Schildkröte auf der Klarinette, die Gans auf der Oboe und die Maus auf der Querflöte Proben ihres musikalischen Könnens abliefern. Anschließend begeistern auch die drei Bratschen-Brother-Eichhörnchen die Theaterbesucher mit ihrer coolen Art und ihrem Gangsterjargon und streichen gekonnt über ihre Violine, Bratsche oder das Cello. Dazwischen gesellt sich noch der Fuchs mit seiner Trompete.
Ohne Kostüm und Masken schlüpfte der Protagonist des Ein-Mann-Stückes in rasantem Wechsel in die Rolle von zwölf Tieren und dazu auch noch in die Rolle des jungen Dirigenten Herbert Karavan.
Doch die Orchesterordnung hat in dem Stück nicht lange Bestand und Karavan will schon aus seiner Wohnung flüchten, als der stumme Kontrabass-Bär in die Mitte des Raumes tritt. Da er stumm ist, kann er sich nicht ausdrücken. Aber er hat ja seinen Kontrabass dabei und spielt damit die Melodie "Freude schöner Götterfunken". Diese Töne fliegen den anderen Tieren und Musikern entgegen und wiorken wie eine eigene Sprache. "Freut euch und streitet nicht! Freude und Freundschaft unter allen Lebewesen!" Die Tiere werden mild gestimmt und freuen sich in ihrem Herzen. Sogar der Wolf streichelt das Schaf.
Von Tieren und Menschen Dieser Kampf der Tiere um Fressen und Gefressenwerden stand gleichsam für den täglichen Kampf unter den Menschen, so wie ihn Beethoven am Anfang der 9. Sinfonie in Musik umgesetzt hat. Natürlich ging für die Schüler auch diese Musik im Hintergrund in die Vertonung der "Ode an die Freude" über und die Kinder erfuhren den Kontrast zwischen dem Kampf um das Dasein und einer friedlichen Welt.
Gespannte Zuhörer Die Kinder verfolgten über 60 Minuten lang mit besonderer Aufmerksamkeit das Geschehen auf der Bühne und hingen wie gespannt an den Lippen des Schauspielers Matthias Guggenberger, der mit viel Humor einen Einblick in das Reich der Klassik und der Vielzahl an Instrumenten gab. Die Schüler lernten Auszüge aus der 9. Sinfonie und gleichzeitig die Spielweise und die Klänge der verschiedenen Instrumentenfamilien kennen.
Das Theaterstück weckte damit gleichzeitig die Neugier auf die Instrumente und die Lust am Musizieren. Jedes Tier in der Geschichte vertrat ein anderes Instrument und die Schüler hatten dann nach der Aufführung Gelegenheit, alle Instrumente dieses Sinfonieorchesters kennenzulernen und auszuprobieren. Das machte natürlich besonderen Spaß.
Stimmen der Kinder Luca Viering war da mit Begeisterung dabei. "Ich spiele zwar kein Instrument, weil ich bisher lieber Fußball spiele. Aber ich fand die drei Eichhörnchen mit ihren Streichinstrumenten ganz besonders toll und dass der Wolf erst mit seinem dritten Anlauf zum Orchester kam."
Selina Ebert meinte "die Tiere haben ihre Rollen so unterschiedlich, aber so wirklich gespielt. Ich fand das Orchester schön und dass der Bär ihnen am Schluss die Lehre überbracht hat."
"Mir gefielen die Solos der Tiere auf ihren Instrumenten und die ganze Musik. Die Tiere haben dabei ihre Rollen gut gespielt", meinte auch Luis Wohlfahrt.
Michelle schmunzelte so richtig vor sich hin: "Mir hat einfach alles gefallen, weil mir die Musik auch Spaß macht. Ich spiele ja auch Klavier." Auch die für Theateraufführungen zuständige Lehrerin Sabine Biwo und Lehrer Christian Terwart waren begeistert von dem etwas skurrilen Theaterstück zum Kennenlernen von Instrumenten, spürten aber, mit welcher Begeisterung die Schüler dabei waren. In den Musikstunden wird dies sicherlich noch weitergeführt werden.