Streit um Parkplätze in 84-Einwohnerdorf Albersdorf

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Um diese Gasse geht's: Wenn der Nachbar links sein Auto darin parkt, kommt der Nachbar rechts nicht mehr aus seiner dahinter liegenden Hofausfahrt. Foto: privatUm diese Gasse geht's: Wenn der Nachbar links sein Auto darin parkt, kommt der Nachbar rechts nicht mehr aus seiner dahinter liegenden Hofausfahrt. Foto: privat
Um diese Gasse geht's: Wenn der Nachbar links sein Auto darin parkt, kommt der Nachbar rechts nicht mehr aus seiner dahinter liegenden Hofausfahrt. Foto: privatUm diese Gasse geht's: Wenn der Nachbar links sein Auto darin parkt, kommt der Nachbar rechts nicht mehr aus seiner dahinter liegenden Hofausfahrt. Foto: privat
Das sieht dann mitunter so aus.
Das sieht dann mitunter so aus.
 
Werner Riegel.
Werner Riegel.
 

Man mag es kaum glauben: Im abgelegenen Albersdorf mit seinen 84 Einwohnern, wo Durchgangsverkehrs ein Fremdwort ist, gibt es ein Parkproblem. Ein Nachbarschafts-Zwist im Eberner Stadtteil beschäftigt Verkehrsbehörde, Rechtsanwalt und Polizei.

Ob er genau diesen (Streit-)Fall im Sinne hatte? Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) weiß von einem Parkproblem im kleinen Stadtteil Albersdorf, das dort die Gemüter von Nachbarn erregt. Im Zusammenhang mit der Einführung einer Parküberwachung kündigte er jüngst jedenfalls an, dass die Aufpasser - wenn erforderlich - auch in den Dörfern aktiv werden. So vielleicht auch im 84-Seelen-Ort Albersdorf.

Doch so weit ist es noch lange nicht. Der vom Stadtrat zum Jahresbeginn beschlossene Start einer eigenen Parküberwachung hat nicht geklappt. Vier Stunden lang sollte ein Parküberwacher in der Woche durchs Stadtgebiet streifen und Parksünder mit Strafzettel "beglücken". Doch diesem Glück hat das Landratsamt vorerst einen Riegel vorgeschoben, die Kommunalaufsicht drückt auf die Bremse.

Wie Verkehrsreferent Harald Pascher (FDP) dazu ausführte, steckt der Teufel im Detail. In diesem Fall ist die geplante Zusammenarbeit der Kommunen Ebern Sand, Knetzgau, Zeil und Königsberg, die gemeinsam eine Firma beauftragen wollen, um über die Parkdisziplin innerhalb ihrer Stadtgrenzen zu wachen. Dazu soll ein interkommunaler Zweckverband gegründet werden und die Federführung der Verwaltung in Knetzgau übertragen werden, die dann beispielsweise den Eingang fälliger Gebühren überwacht bzw. eintreibt und auf die jeweiligen Gemeinden verteilt.

"Das traut das Landratsamt den Knetzgauern nicht zu, die Kommunalaufsicht hält deren Verwaltung für nicht leistungsfähig genug", umschreibt Zweiter Bürgermeister Pascher eine komplexe Konstellation, um die sich viele Paragrafen ranken und mit denen sich mehrere Juristen herumschlagen.

Also waren es (noch) nicht die neuen Parküberwacher der Stadt, die jüngst an einem Wochenende am Rande eines Fußballturniers in der Dreifachturnhalle in der Gleusdorfer Straße eifrig Tickets verteilten. Da hatten Polizeibeamte ihren Verwarnungsblock gezückt.

Polizei- und stadtbekannt ist auch der Fall aus Albersdorf, wie Dritter Bürgermeister Werner Riegel (SPD) bestätigt, da er in den vergangenen Jahren mehrfach damit konfrontiert wurde. Er spricht von fehlendem guten Willen, Mängel an gegenseitiger Rücksichtnahme, Uneinsichtigkeit und Missgunst. Dabei zieht er Vergleiche zu einem ähnlich gelagerten Fall eines störrischen Parkers im nahen Bischwind.

Mindestens bis ins Jahr 2009 zurück geht der Fall in der Verkehrsbehörde der Stadt, da einer Anwohnerin in der Albersdorfer Hauptstraße schriftlich mitgeteilt worden war, dass sie und ihre Söhne ihre Autos an einer Stelle parken, wo dies nichtzulässig ist, da "die Stichstraße der Albersdorfer Hauptstraße nur eine Restfahrbahnbreite von 3,05 Meter aufweist, weswegen ein generelles Halteverbot gelte", heißt es in einem entsprechenden Schreiben von Sachbearbeiterin Sabrina Diller.

Über die Einhaltung dieser Vorgabe wacht der Nachbar, der sich in seiner Ausfahrt behindert sieht, sorgsam, wie an seinen handschriftlichen Aufzeichnungen über Tag, Zeitraum und Zweck des Autoabstellens zu erkennen ist.

Auch mehrere Vermerke über Anrufe bei der Polizei sind darauf zu finden. Anwälte sind schon mit den Zwistigkeiten befasst, vielleicht bald auch Zivilrichter.


Auto am Feiertag gereinigt

Der letzte Eintrag über einen Verstoss das Falschparkers und Nachbarn datiert vom 26. Dezember 2015, als am Zweiten Weihnachtsfeiertag von 12 bis 13.15 Uhr ein Auto gereinigt wurde. Auch diesen Fall wollte der Beschwerdeführer wieder anzeigen. Er sei beim Besuch der Polizeiinspektion in Ebern unverrichteter Dinge wieder nach Hause geschickt worden, behauptet er.

Aus Sicht der Polizei stellt sich der Vorgang aber ganz anders dar: "Bei der PI Ebern werden selbstverständlich Anzeigen wegen Falschparkens aufgenommen und bearbeitet, wenn der Beschwerdeführer die notwendigen Daten, wie Datum, Uhrzeit und Kennzeichen, auch benennen kann", erklärte Siegbert Weinkauf, der stellvertretende PI-Chef dazu. "Aussagen, wie 'da hat mal einer, wann das war, weiß ich nicht mehr', halten für eine Verfolgung einer Ordn ungswidrigkeit nicht stand. Dies wurde dem Herrn aus Albersdorf auch dementsprechend erklärt."

Was den Anzeigeerstatter am Nachbarn stört: Der verfüge auf seinem Anwesen über ausreichend Platz, um seine Autos abzustellen und es führe auch ein Weg dorthin. Der sei aber kaum nutzbar, erklärt dazu Dritter Bürgermeister Werner Riegel, der die örtlichen Gegebenheiten genau kennt. "Das ist eine reine Wiesenfahrt."

Riegel möchte Frieden stiften. "Ich werde bei der nächsten Versammlung der Jagdgenossenschaft beantragen, dass dieser Wiesenweg geschottert wird, um die Zufahrt zu verbessern. Vielleicht kehrt dann Ruhe ein."
So recht daran glauben mag Riegel aber nicht. Doch der Versuch ist ihm wert bei so viel Unfrieden im Dorf. "Selbst beim Kirchgang wirst manchmal mit diesem Ärger konfrontiert. Da macht einem sein Mandat keinen Spaß mehr", seufzt er.