Der Konflikt zwischen der IG Metall und der Geschäftsleitung der Uniwell Rohrsysteme GmbH um die Gründung eines Betriebsrates ist am Freitag weiter eskaliert.
Mehrere Mitarbeiter, die ihre Nähe zu Gewerkschaft eingestehen, wurden entlassen. Eine Betriebsratsgründung bei Uniwell beschäftigt die Justiz mittlerweile auf mehreren Ebenen.
Diese "Radio-Werbung" hat der Geschäftsleitung nicht gefallen. Jetzt dürften bald die Fernsehteams vor den Firmentoren stehen: Der Streit um die Gründung eines Betriebsrates bei der Uniwell-Rohrsysteme GmbH erreichte eine neue Stufe der Eskalation. Am Freitag wurden erneut Kündigungen ausgesprochen.
So auch gegen Mitarbeiter, die jüngst in einem Interview des Bayerischen Rundfunks zu Wort gekommen waren, in dem es um die aktuellen Anschuldigungen der IG Metall ging, wonach die Geschäftsleitung die Gründung eines Betriebsrates verhindere und deswegen Arbeitsgericht und Staatsanwaltschaft angerufen hat.
Kündigungsschreiben persönlich ausgehändigt
Am Freitag schritt der technische Betriebsleiter durch die Werkshallen und händigte an mindestens vier Mitarbeiter die fristgerechte Kündigung persönlich aus. Die Betroffenen beobachteten dabei, dass ihr Schreiben aus einem größeren Packen gezogen wurde. Alle wurden mit sofortiger Wirkung freigestellt, mussten etwaige Schlüssel und Zutrittsberechtigungen abgeben. An Abfindungen wurden Summen um die 8000 Euro aufgeführt.
Weil die ausgehändigten Kündigungen allesamt mit dem Vermerk "Einschreiben" versehen waren, gehen die Geschassten davon aus, dass weitere Kollegen, die sich in Urlaub oder Freischicht befinden, betroffen sind. "Verbrieft" sind bisher mindestens sechs Entlassungen, detaillierte Angaben waren dazu von der Geschäftsleitung nicht zu erhalten.
Als Grund für die Entlassung, die der Unterzeichner Helmuth Fischer "bedauert", wurden "betriebsbedingte Gründe" angeführt: Arbeitsplatzverlagerung bzw. verschlechterte Auftragssituation.
Doch in persönlichen Gesprächen im Verlauf dieser Woche soll sich Fischer ganz anders geäußert haben: "Alle, die sich an der Betriebratssache beteiligt haben, stecke ich in einen Sack und werde sie rausschmeißen", wird er zitiert. Und tatsächlich wurde mittlerweile mindestens fünf der sieben Leute, die auf dem Wahlvorstandvorschlag der IG Metall standen, gekündigt.
Viel Zuspruch von den Kollegen
Die Gekündigten aus Ebern, Brünn, Haßfurt und Bamberg erfuhren bei Schichtwechsel am Nachmittag viel Zuspruch von ihren (einstigen) Kollegen. "Macht's gut", "haltet durch", "wir wünschen Euch alles Gute", Umarmungen, Schulterklopfen, Verwunderung - verspätete Solidarität?
"Gestern wurde der Zeitvertrag meiner Kollegin verlängert, ich erhalte heute die Kündigung", eine Betroffene, seit Jahren in der Firma, versteht die Welt nicht mehr. "Leiharbeiter und Zeitverträge wurden verlängert und uns haut man raus. Von wegen zu wenig Arbeit, noch immer gibt es Sonntagsschichten", wussten die Betroffenen, darunter zwei alleinerziehende Mütter. Zwischen neun und 15 Jahren waren sie bei Uniwell. "Ein Ungerechtigkeit ohne Ende!"
Zuletzt waren die Schichteinteilungen auffällig verändert worden und es "hagelte willkürliche Abmahnungen ohne Ende", so ein Mitarbeiter aus der Produktion. "Wie ein Despot, ich bin enttäuscht von meinem Chef", urteilte eine Entlassene.
Jetzt haben alle ein gemeinsames Ziel: Zur IG Metall und zum Rechtsanwalt. IG-Metall-Funktionär Dieter Reichert, Bamberg, sprach von einem "unglaublichen Vorgang", wie er ihn bundesweit noch nicht erlebt habe. Der IG-Metall-Bevollmächtigte: "Hier hört Demokratie am Werkstor auf." Eine Stellungnahme der Geschäftsleitung zu den Vorgängen war bis Samstag nicht zu erhalten. Stattdessen wurde am Samstag per Eilbrief noch "nachgelegt" und mehrere der Gekündigten mit einem Hausverbot belegt.
Seit Wochen ärgere ich mich über die einseitige Berichterstattung gegen die Firma Uniwell. Gerade von einer Heimatzeitung sollte man Objektivität und Neutralität erwarten. Der Verfasser dieser Artikel sieht sich aber mehr bei einem Boulevardblatt angesiedelt. Wenn man sich die Fotos betrachtet, so wartete der Reporter scheinbar geradezu auf einen Anruf um unverzüglich auf das Betriebsgelände zu eilen. Auch werden Behauptungen scheinbar ohne Nachforschung abgedruckt. Das die Geschäftsleitung nicht unverzüglich eine Stellungnahme abgibt kann kein Grund sein alles ohne Überprüfung wiederzugeben. Hier sollte man mehr Sorgfalt walten lassen.
Warum wird nur die Sichtweise der scheinbar wenigen IG Metall getriebenen Mitarbeiter dargestellt. Wenn man sich mit anderen Beschäftigten redet erhält man ein ganz anderes Bild, welches sich überhaupt nicht mit den Darstellungen der Zeitungen deckt. Daher empfehle ich allen Kommentarschreibern sich ein eigenes Bild zu verschaffen und nicht blind einem Zeitungsartikel zu vertrauen.
Darüber sollte man mal nachdenken...
Wenn die Firma so schlecht ist und so viel weniger bezahlt wie andere Firmen – warum wechseln die Leute nicht die Arbeitstelle. Könnte es daran liegen, dass sie sich mit Menschen vergleichen die eventuell eine höhere Qualifikation besitzen und Aufgrund dessen mehr Lohn erhalten?
Wenn von der Belegschaft geredet wird: Warum gibt/gab es immer nur Treffen der IG Metaller mit einigen wenigen Mitarbeitern? Warum wurde bisher scheinbar noch kein einziger Mitarbeiter aus dem Angestelltenbereich eingeladen? Entweder ist die IG Metall nicht an allen Angehörigen der Belegschaft gleichermaßen interessiert, oder die Belegschaft ist nicht an der IG Metall interessiert?
Wenn die IG Metall von anderen Firmen spricht – welche die im Arbeitgeberverband der IG Metall sind – vergisst sie leider zu erwähnen, dass gerade diese Firmen die Flucht ins Ausland antreten und die Arbeit von Deutschland weg verlagern, siehe Bamberg
Ein kleiner auszug aus dem Betriebsverfassungsgesetz § 1 Errichtung von Betriebsräten In Betrieben mit in der Regel mindestens 5 ständig wahlberechtigten Arbeitnehmern von denen drei wählbar sind werden Betriebsräte gewählt und die betonung liegt auf werden nicht es können es dürfen oder es sollen hier wird geltendes recht mit Füsen getreten
Liebe Uniwellmitarbeiter,
startet einen Aufruf zur Demo vor dem Werkstor und aus allen Richtungen im Landkreis werden wir kommen. Solche Unternehmer braucht unser Land nicht. Wir stehen Euch zur Seite. Glück auf.
....die Chance, zu zeigen, dass sie besser ist als ihr Ruf. Man darf gespannt sein.
Schade, dass ein Unternehmen mit der Reputation von Uniwell so besch*** reagiert. Ich hoffe sehr, dass alle Gekündigten vor dem Arbeitsgericht Erfolg haben, und richtig (für Uniwell) schmerzhafte Abfindungen kassieren.
Vor allem der Aussage, daß die Gewerkschaften solche Chancen nutzen müssen, sich ENDLICH wieder als wirksame(!) Einrichtungen zum Unterstützen gerechtfertigter Arbeitnehmerinteressen kenntlich zu machen. Wie weit soll denn der Rückschritt ins Manchestertum noch gehen? Sind wir im 21sten oder am Anfang der 19. Jahrhunderts?