Steinsfelder Gemeinschaftskühlanlage war für alle Nutzer "super"

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Auf dem Grundstück, auf dem die Steinsfelder Gemeinschaftskühlanlage und später eine zweite Anlage errichtet wurde, stand früher einmal das Armenhaus der Gemeinde. Es war bis 1930 bewohnt und wurde später eingelegt. Unser Bild aus der Zeit zwischen 1935 und 1940 zeigt (von links) die Schule, das ehemalige Lehrerwohnhaus, das 1959 durch ein neues Lehrerwohnhaus ersetzt wurde, sowie das Armenhaus.Ulrike Langer
Auf dem Grundstück, auf dem die Steinsfelder Gemeinschaftskühlanlage und später eine zweite Anlage errichtet wurde, stand früher einmal das Armenhaus der Gemeinde. Es war bis 1930 bewohnt und wurde später eingelegt. Unser Bild aus der Zeit zwischen 1935 und 1940 zeigt (von links) die Schule, das ehemalige Lehrerwohnhaus, das 1959 durch ein neues Lehrerwohnhaus ersetzt wurde, sowie das Armenhaus.Ulrike Langer
62 Jahre wurde die Gemeinschaftskühlanlage in Steinsfeld mit ihren 18 Fächern rege genutzt. Unser Bild zeigt (von links) den Vorsitzenden der Frostfachgemeinschaft Steinsfeld, Matthias Thein, sowie zwei der Nutzerinnen, Inge Thein und Dora Ort.Ulrike Langer
62 Jahre wurde die Gemeinschaftskühlanlage in Steinsfeld mit ihren 18 Fächern rege genutzt. Unser Bild zeigt (von links) den Vorsitzenden der Frostfachgemeinschaft Steinsfeld, Matthias Thein, sowie zwei der Nutzerinnen, Inge Thein und Dora Ort.Ulrike Langer
 
Die Gemeinschaftskühlanlage mit Kolben-Kompressor in Steinsfeld funktionierte über sechs Jahrzehnte. Unser Bild zeigt den Vorsitzenden der Frostfachgemeinschaft Steinsfeld, Matthias Thein, vor der elektrischen Anlage.Ulrike Langer
Die Gemeinschaftskühlanlage mit Kolben-Kompressor in Steinsfeld funktionierte über sechs Jahrzehnte. Unser Bild zeigt den Vorsitzenden der Frostfachgemeinschaft Steinsfeld, Matthias Thein, vor der elektrischen Anlage.Ulrike Langer
 
Eine Rarität der Gemeinschaftskühlanlage mit Kolben-Kompressor in Steinsfeld ist die Betriebsanleitung auf Karton.Ulrike Langer
Eine Rarität der Gemeinschaftskühlanlage mit Kolben-Kompressor in Steinsfeld ist die Betriebsanleitung auf Karton.Ulrike Langer
 

Die Steinsfelder Gemeinschaftskühlanlage funktionierte über sechs Jahrzehnte. Nun wird sie abgebaut, da eine Reparatur unwirtschaftlich ist.

"Schad is es ja dafür!" Wehmütig seufzten Inge Thein und Dora Ort, als sie im Dezember 2018 das letzte Mal die Gemeinschaftskühlanlage in Steinsfeld betraten, die sie über 50 Jahre lang genutzt hatten. Die Frostfachgemeinschaft hat beschlossen, die Anlage abzubauen, da eine Reparatur unwirtschaftlich ist. 62 Jahre war die erste und wohl auch letzte noch genutzte Anlage im Landkreis Haßberge durchaus wirtschaftlich und wurde hoch geschätzt.

"Früher hatte niemand einen Kühlschrank oder sogar eine Gefriertruhe so wie heute", berichteten die Frauen. "Da war man dankbar dafür, dass man in der Gemeinschaftsanlage Obst, Gemüse, Fleisch oder Kuchen einfrieren konnte." Und die Landwirte konnten in einem eigenen Kühlraum Schweine aushängen, zerteilen und dann einfrieren.

Erst später private Gefriertruhen

Die 77-jährige Inge Thein nutzte die Gefriermöglichkeit von 1961 bis heute nicht nur privat, sondern auch für das "Gasthaus Thein", das sie mit ihrem Mann Karl bis 1988 führte, obwohl sie in den 1980er Jahren eine private Gefriertruhe bekam.

Auch die 78 Jahre alte Dora Ort wird die Anlage vermissen, in der sie sie seit ihrer Hochzeit 1964 mit Manfred Ort, dem Sohn des damaligen Vorsitzenden der Frostfachgemeinschaft, Otto Ort, Fleisch und vieles mehr aufbewahrte. Sie hat sogar erst 2018 eine private Gefriertruhe erworben. "Früher haben die Bauern, so auch mein Mann, etwa dreimal im Jahr geschlachtet. Da war es schön, die Schweine dort reinhängen und das Fleisch lagern zu können", sagte sie.

Wie der heutige Vorsitzende Matthias Thein erzählte, wurde die Frostfachgemeinschaft am 30. März 1956 von 18 Männern gegründet. Mit 9:5 Stimmen beschlossen sie, eine Anlage von der Firma Frigidaire aus Würzburg zu erwerben. Laut dem Kassenbuch von Gregor Voit betrugen die Kosten für die Gefrieranlage 12 000 DM, während das Gebäude, das neben der Schule errichtet wurde, 6000 DM kostete. Finanziert wurden die Summen zum einen von den Gründungsmitgliedern, die für jeweils eines der 18 Gefrierfächer 250 DM zahlen mussten. Zum anderen erhielt man von der Landesbodenkreditanstalt einen Zuschuss von 1500 DM und nahm zwei Kredite mit einer Gesamtsumme von 12 000 DM auf.

Das Grundstück gehörte der Gemeinde Steinsfeld, heute Gemeinde Wonfurt. Darauf stand früher einmal das Armenhaus der Gemeinde, das bis 1930 bewohnt war und später eingelegt wurde. Darauf wollte die Raiffeisenkasse eine Mostkelterei mit Lagerhalle für Steinsfeld bauen. Bei einer Versammlung im Gasthaus Thein stimmten die Mitglieder jedoch dagegen. So konnte 1956 die Gemeinschaftskühlanlage dort errichtet werden. Da die Fächer der Anlage für das Dorf nicht ausreichten, wurde etwa zehn Jahre nach deren Bau noch eine zweite Anlage angebaut. Sie war aber von schlechterer Qualität und lief nur rund 20 Jahre.

Den Vorsitz der Frostfachgemeinschaft hatten Otto Ort von 1956 bis 1974 und Albert Werner von 1974 bis 2001 inne. Seitdem ist Matthias Thein der Vorsitzende. Als Hausmeister fungierte ab der Gründung für mehrere Jahrzehnte Siegmund Henneberger. Die Gründungsmitglieder der Frostfachgemeinschaft waren Otto Ort, Edmund Heilmann, Ludwig Heilmann, Albert Werner, Friedrich Englert, Gregor Meisner, Theodor Werner, Abdon Heppt, Ludwig Voit, Ludwig Wagenhäuser, Theo Krampert, Alfred Eller, Gottfried Markert, Franz Öchsner, August Mahr, Franz Eller, Siegmund Henneberger und Franz Thein.

Bis zuletzt alle Fächer in Betrieb

Nutzten zunächst die Gründungsmitglieder die 18 Gefrierfächer, so wechselten im Laufe der Jahrzehnte die "Besitzer" mehrfach. Bis zuletzt waren alle Fächer in Betrieb. So hatten unter anderem die Sportfreunde ein Fach, während Ilse Werner vom Spargelhof Werner fünf Fächer für Direktvermarktung nutzte.

Wie Inge Thein und Dora Ort erzählten, wurde die Anlage einmal im Jahr abgetaut, gewartet und gereinigt. "Anfangs ging der Gemeindediener mit der Schelle durch das Dorf und rief die Mitglieder auf, bis zu einer gewissen Zeit die Fächer zu leeren", sagte Matthias Thein. "Später wurden dann Zettel verteilt." Zum Abtauen kam in der ersten Zeit immer ein Fachmann aus Würzburg, der mit Heizstrahlern das Eis auftaute. Die Eisbrocken wurden dann mit Eimern nach draußen getragen. Das Gebäude wurde innen in der Regel alle ein bis zwei Wochen geputzt.

"Für uns alle war die Anlage super", sagte Matthias Thein. "Denn gerade bei Notschlachtungen von Bullen oder Schweinen konnte bei Bedarf der Kühlraum eingeschaltet werden."

Immerhin wurden bis in die 1970er Jahre pro Jahr rund 40 bis 50 Schweine geschlachtet, zum Beispiel bei Hochzeiten, Kommunion- oder Geburtstagsfeiern. "Denn wir wollten ja unser eigenes Fleisch essen", so Dora Ort.

Inge Thein wiederum kann sich daran erinnern, dass etwa bis 1975 für die Kirchweih in der Gastwirtschaft Thein immer eine Sau geschlachtet wurde. Wie sie berichtete, kamen am Montag-, Mittwoch- und Samstagabend immer die Frauen zur Anlage, um das eingefrorene Fleisch von Schweinen, Rindern, Hasen oder Hühnern zu holen und für den nächsten Tag aufzutauen. "Denn montags, mittwochs und freitags wurde kein Fleisch gegessen."

Ein "normales" Gefrierfach hatte ein Fassungsvermögen von rund 320 Litern, während die vier Eckfächer 450 Liter fassten. Die Stromkosten lagen letztes Jahr bei 76 Euro pro Fach.

"Wenn die Anlage jetzt abgebaut wird, würden die Vereine das Gebäude gerne als Unterstellhalle nutzen", berichtete Matthias Thein. Er hofft, dass die Gemeinde Wonfurt dem zustimmt.