Der 47-jährige Haßfurter Walter Moritz rückt in den Führungskreis der bayerischen Fußballschiedsrichter vor. Er wurde in den Verbandsschiedsrichterausschuss berufen. Wir sprachen mit ihm über seine Aufgaben und die Beweggründe, die ihn zur Schiedsrichterei brachten und ihn dort hielten.
Ein bisschen Bedenkzeit hat sich Walter Moritz genommen. "Am 28. Januar vormittags kam eine E-Mail, kurz danach hat Rudi Stark angerufen", erinnert er sich. Stark, Schiedsrichter-Obmann des Bayerischen Fußballverbands (BFV), hatte ein Angebot für den Haßfurter Moritz parat: Einen Platz im dreiköpfigen Verbandsschiedsrichterausschuss (VSA). "Ich habe mich schon geehrt gefühlt", sagt Walter Moritz, "aber ein paar Sachen im privaten Bereich waren trotzdem noch abzuklären, weil das sehr überraschend kam." Das ging aber recht schnell, und am Nachmittag desselben Tages sagte er zu, die neue Aufgabe zu übernehmen. Mittlerweile hat ihn die BFV-Führung offiziell in sein Amt berufen, und am vergangenen Samstag schon reiste Moritz zur ersten Besprechung in seiner neuen Funktion in die Sportschule Oberhaching.
Walter Moritz, der vor 22 Jahren im Rahmen seiner Trainerausbildung zur Schiedsrichterei kam und bis 2003 Begegnungen bis zur
Bayernliga leitete, hat Erfahrung als Verbandsfunktionär. Von 2002 an gehört er dem Schiedsrichter-Lehrstab des BFV an. Dort sei er für die Gewinnung und Erhaltung von Unparteiischen zuständig gewesen, erzählt er, und sei in diesem Bereich auch in den zuständigen Gremien des DFB auf nationaler Ebene tätig. Zudem hat er am Lehrbrief maßgeblich mitgearbeitet, den die bayerischen "Schiris" etwa alle zwei Monate erhalten, und sei für die Hallenfußball-Variante Futsal zuständig gewesen.
Für Futsal engagiert Für den Futsal werde er sich, auch wenn er seinen Platz im Lehrstab nun räumen musste, weiter einsetzen, denn er sei ein Verfechter dieses Spiels, machte Walter Moritz deutlich. In seinem neuen Amt folgt er auf Herbert Ferber nach, der seinen Rücktritt aus dem Verbandsschiedsrichterausschuss erklärt hat.
Moritz teilt noch bis zum Saisonende die Beobachter für drei Landesligen ein und auch die Schiedsrichter der Landesligen, ab der neuen Saison keine Beobachter mehr, dafür neben den Landesliga-Referees auch die der Bayernligen. Welche Aufgaben darüber hinaus auf ihn zukommen werden, müsse er selbst abwarten, sagt er, "das ist ja alles noch recht neu für mich. Aber jedenfalls freue ich mich darauf."
Der technische Angestellte in der Tiefbauverwaltung des Landkreises Haßberge ist nach wie vor regelmäßig im Stadion im Einsatz. Zwar nicht als Unparteiischer (seine aktive Laufbahn hat er kurz nach seiner Berufung in den Lehrstab 2002 beendet), aber als Beobachter. In Spielen bis hin zur Herren-Regionalliga, aber auch der A- und B-Junioren-Bundesliga sowie der Frauen-Bundesliga beurteilt er die Leistungen seiner Schiedsrichter-Kollegen.
Kaum ein Wochenende während der Saison, an dem er in dieser Funktion nicht unterwegs ist.
"Ich habe mir einen Diesel gekauft", sagt er dazu, denn 10.000 Autokilometer pro Jahr kämen auf den Fahrten in Sachen Fußball bestimmt zusammen, "auch wenn ich versuche, zu Lehrgängen oder Tagungen mit dem Zug zu fahren, wenn es geht."
Einen Tag am Wochenende aber hält sich Walter Moritz, wenn möglich, frei, um mit seiner Ehefrau Elke etwas zu unternehmen. "Wenn der Partner nicht dahinter steht, kann man so ein aufwändiges Hobby sicher nicht betreiben", sagt er. Seine Frau sei durchaus fußballinteressiert, und ab und zu, sagt er, sehen sich die beiden ein Spiel seines Heimatvereins Sportfreunde Steinsfeld an. Dort hat Moritz, der beim 1. FC Haßfurt angefangen hat zu kicken und später beim TSV Wülflingen spielte, seine aktive Laufbahn beschlossen.
Schnell aufgestiegen "Generell der Spaß am Fußball" habe ihn dazu gebracht, als Schiedsrichter
anzufangen. "Ich bin dann auch schnell in den Sog nach oben gekommen und hatte, wenn man so sagen will, Erfolg." Das habe sicher dazu beigetragen, dass er sich engagiert hat. 1994 wurde Moritz Lehrwart der damaligen Gruppe Haßfurt (jetzt Haßberge), 1996 stieg er in die Landesliga auf.
Aber nicht nur der Erfolg, sondern auch die Kameradschaft hätten ihn bei den Referees gehalten, sagt der 47-Jährige: "Damals gab es noch feste Gespanne (ein Schiedsrichter, zwei Linienrichter, Anm. d. Red.), und wir waren eine richtig gute Clique." Für die persönliche Entwicklung sei die Tätigkeit als Unparteiischer zudem enorm wertvoll: "Es fördert das Selbstbewusstsein. Man muss schnell entscheiden und dann auch zu seiner Entscheidung stehen. Es ist eine Herausforderung, und nach den Spielen gibt es oft auch Anerkennung, man merkt, es war nicht alles verkehrt", erzählt der Haßfurter.
Als besonders wichtige Eigenschaft für einen "Schiri" nennt Walter Moritz vor allem eines: Selbstkritik. "Das ist das Wichtigste. Wenn ein junger Schiedsrichter bereit ist, Ratschläge und Hilfestellung von erfahrenen Leuten anzunehmen, ist er schon weit."
Laufbahnende noch offen Seine 22-jährige Karriere als Unparteiischer hat Walter Moritz nun in das dreiköpfige Führungsteam der bayerischen Schiedsrichter geführt. Neben ihm gehören diesem der Obmann und Chef der Referees im Freistaat, Rudi Stark (Landshut), und der Aschheimer Josef Maier an. "Ich habe in meiner Laufbahn sicher Glück gehabt", sagt Moritz dazu. "Und es hat immer viel Spaß gemacht." Ob er sich einen Zeitpunkt für seinen Rückzug aus seinen Ämtern gesetzt hat? Da lacht Walter Moritz und antwortet: "Dafür bin ich noch zu jung."