Von wegen einfach losbrettern

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Florian (rechts) und Tobias Just mit ihren Rallyeautos vor der elterlichen Rastanlage in Burgpreppach. Fotos: Matthias Hoch
Florian (rechts) und Tobias Just mit ihren Rallyeautos vor der elterlichen Rastanlage in Burgpreppach. Fotos: Matthias Hoch
 
Der "Arbeitsplatz" eines Rallye-Teams: Um Gewicht zu sparen, ist nur das Nötigste im Cockpit verblieben. Ohne Überrollkäfig geht es allerdings nicht, denn Sicherheit geht vor. Fotos: Matthias Hoch
Der "Arbeitsplatz" eines Rallye-Teams: Um Gewicht zu sparen, ist nur das Nötigste im Cockpit verblieben. Ohne Überrollkäfig geht es allerdings nicht, denn Sicherheit geht vor. Fotos: Matthias Hoch
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Die Brüder Florian und Tobias Just haben sich dem Rallyesport verschrieben. Was manchmal wild aussieht, ist vom Ablauf her stark reglementiert.

Es ist eine kleine Karawane, die sich von Burgpreppach in den Haßbergen aufmacht, wenn ein Rallye-Wochenende ansteht: Ein Wohnmobil und ein Transporter, beide mit einem Hänger im Schlepp, auf dem die beiden Sportgeräte transportiert werden, dazu zwei Pkw. Fahrer, Beifahrer, Mechaniker, Betreuer und Gerät sind an den Wettkampfort zu bringen. Und der Aufwand hat sich auf Anhieb gelohnt. Beim ersten Wettbewerb um die Citroën-Racing-Trophy, die Saarland-Rallye, sicherte sich Florian Just mit seinem Beifahrer Markus Heinze den Sieg, sein Bruder Tobias mit Co-Pilot Marc Buhmann kam auf Platz 3, wobei er in Führung liegend durch einen Reifenschaden zurückgeworfen wurde. Das zeigt, dass die beiden jungen Burgpreppacher, Florian 23, Tobias seit kurzem 21 Jahre alt, ihr Saisonziel, die Trophy-Wertung zu gewinnen, durchaus realistisch formuliert haben.


Zum Rallyefahren sind die Just-Brüder fast zwangsläufig gekommen, denn sie sind familiär vorbelastet. Vater Peter ist 2007 wieder in seinen Sport eingestiegen, nachdem er einige Jahre pausiert hatte, und fährt mit einem Ford Escort, Baujahr 1978, in Wettbewerben für historische Fahrzeuge. Und nach einer kurzen Karriere im Kartslalom sind seine Söhne "so früh wie möglich", wie Florian erzählt, in seine Fußstapfen getreten. Mit 18 Jahren gibt es eine Lizenz. Solange er diese Grenze nicht erreicht hatte, fuhr Tobias Just bei seinem älteren Bruder als Beifahrer, dann aber sofort mit einem eigenen Fahrzeug.


Der Reiz des lauten Autos

Der Reiz, an Autos herumzuschrauben, sei ein ganz wichtiger Antrieb gewesen, sagt Florian. "Ich denke, das geht jedem so, der Rallyes fährt. Außerdem macht es Spaß, ein lautes Rallyeauto zu fahren." Tobias schätzt die Tatsache, dass eine Rallyestrecke abwechslungsreich ist und nicht wie beim Autoslalom immer mehr oder weniger gleich. Vor allem Ehrgeiz müsse ein erfolgreicher Rallyepilot besitzen, erklärt der Jüngere der beiden, den Willen und die Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen, "und natürlich braucht man auch Talent". Florian Just hält ein Gefühl für das Fahrzeug und dessen Grenzen für notwendig: "Man darf das Auto nicht überfordern, sonst macht irgendwann die Kupplung oder der Antriebsstrang schlapp." Hier das richtige Maß zu finden, sei in erster Linie eine Sache der Erfahrung.

Ihre Erfahrungen haben die Gebrüder Just, die für den Automobilclub Ebern starten, bisher vor allem im ADAC-Nordbayern-Rallye-Junior-Pokal und im Regionalpokal Oberfranken gesammelt. Tobias gewann zudem 2015 die bayerische ADAC-Rallye-Meisterschaft. Bis zu ihrem Einstieg in die Citroën-Racing-Trophy waren beide jeweils mit einem Honda Civic unterwegs.


Fahren mit besonderem Blick

Ein Training im engeren Sinn ist für die Fahrer in Deutschland nicht möglich, "wir sind noch nie einfach so durch die Gegend geheizt", erklärt Florian. Ihre Erfahrung sammeln die Piloten bei den Rennen. Allerdings, weiß Tobias, fährt er im alltäglichen Straßenverkehr mit einem besonderen Blickwinkel: "Es passiert schon, dass ich mir überlege, wie ich diese oder jene Kurve in einer Wertungsprüfung fahren würde."

Die Wertungsprüfungen sind das A und O einer Rallye, die Zeiten, die auf diesen Streckenabschnitten gefahren werden, zählen für die Endplatzierung. 1:38 Stunden war die Siegerzeit von Florian Just nach zwölf Wertungsprüfungen der Saarland-Rallye.

Doch Rallyefahren erschöpft sich nicht darin, eine festgelegte Strecke möglichst schnell zurückzulegen. Bevor es losgeht, gilt es vor allem für die Beifahrer, sich bei der Streckenbesichtigung alle Herausforderungen einer Prüfung genau zu notieren, um sie ihren Fahrern im Wettkampf ankündigen zu können. "Das geschieht in einer ganz besonderen Sprache, die jeder für sich entwickelt", sagt Florian. "R3 steht bei uns für eine 90-Grad-Rechtskurve. Andere teilen sich die Kurven nach Geschwindigkeit ein oder dem Gang, in dem sie sie fahren." Und die Notizen seien meistens recht groß geschrieben, "denn der Beifahrer muss sie ja lesen können, auch wenn das Auto gerade auf der Strecke durchgeschüttelt wird."

Entscheidend ist aber auch, dass die Fahrzeuge ihre vorher festgelegten Ankunftszeiten bei bestimmten Streckenpunkten und die Abfahrtstermine bei den Wertungsprüfungen genau einhalten. Bei kleineren Rallyes gebe es da noch etwas Spielraum. Bei der Deutschen Rallye-Meisterschaft (DRM), in deren Rahmen die Citroën-Trophy stattfindet, werden schon kleine Überschreitungen mit Strafsekunden geahndet, sagt Tobias, "das ist alles extrem stark reglementiert". Deshalb sei es für jeden Fahrer wichtig, einen Co-Piloten an seiner Seite zu haben, der diese Termine im Blick hat.


Mit Autos verbunden bleiben

An der Citroën-Racing-Trophy nehmen die Just-Brüder auch deswegen teil, weil sich die Termine gut mit ihrem Studium verbinden lassen. Beide studieren Fahrzeugtechnik an der Fachhochschule Coburg, der ältere, Tobias, hat zudem bereits eine Ausbildung im Daimler-Werk Sindelfingen absolviert und ist für das Studium freigestellt. Beide stehen kurz vor dem Abschluss, sodass noch offen ist, wie sie 2017 Rallye fahren.

Dass sie auch in ihrer beruflichen Laufbahn mit der Autobranche verbunden bleiben wollen, steht für beide fest. Als Rallyefahrer seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sei illusorisch, "in Deutschland gibt es nicht einmal eine Handvoll Fahrer, die davon leben können", sagt Tobias Just. "Das ist ein Hobby, und das wird es auch bleiben."


Sechsmal geht es um Punkte

Sechs Wettbewerbe in ganz Deutschland umfasst die Citroën-Racing-Trophy, an der die Brüder Florian und Tobias Just teilnehmen. Jedes der zehn Fahrzeuge in der Gruppe R1, die Einsteigerklasse, ist ein Citroen DS3 R1 mit 125 PS, die der 1598-Kubikzentimeter-Motor produziert. Das Fahrwerk ist nicht einstellbar, damit alle Piloten die gleichen Voraussetzungen haben und somit die fahrerischen Qualitäten entscheiden. Vom Serienfahrzeug unterscheidet sich das Rallye-Auto hauptsächlich durch eine kurze Getriebe-Übersetzung, die Bereifung und die Innenraum-Gestaltung mit Sicherheitskäfig, die mit nur zwei Sitzen ausgestattet und insgesamt auf das im Rallyesport Nötige reduziert ist, um Gewicht zu sparen.


15 Fahrzeuge am Start

Die Citroën-Racing-Trophy wird bei sechs von zehn Läufen der Deutschen Rallye-Meisterschaft (DRM) ausgetragen. Neben den zehn Fahrzeugen in der Klasse R1 sind auch noch fünf in der stärker motorisierten Klasse R3 am Start. "Damit ist sie der am besten besetzte Marken-Pokal innerhalb der DRM", sagt Florian Just. Jede Rallye der Serie geht über zwei Tage, fordert aber von den Teilnehmern und ihren Helfern einen deutlich größeren zeitlichen Aufwand. Die Just-Brüder beschreiben den typischen Ablauf wie folgt: Am Donnerstag ist Anreisetag, am Abend erfolgt die Prüfung der nötigen Dokumente. Am Freitag bis 14 Uhr wird die Strecke besichtigt - in Straßenfahrzeugen, die der Sponsor jedem seiner Fahrer für das gesamte Jahr zur Verfügung stellt. Dabei ist vor allem der Beifahrer gefordert, der sich den Streckenverlauf genau aufschreiben muss, damit er seinem Fahrer im Wettkampf die richtigen Anweisungen geben kann. Am Freitagabend, sobald es dunkel ist, stehen dann die ersten Wertungsprüfungen an, meist drei oder vier. Weitere zehn bis elf werden am Samstag ausgetragen, dazwischen liegen An- und Abfahrt zu den Prüfungen und Zeit für den Service am Fahrzeug. Bis in den Abend wird oft gefahren, am Sonntag erfolgt dann die Rückreise.


Die Termine

Fünf Veranstaltungen der Citroën-Racing-Trophy stehen noch aus:

6./7. Mai: Rallye Sulinger Land

20./21. Mai: Sachsen-Rallye

24./25. Juni: Rallye Stemweder Berg

6./7. August: Wartburg-Rallye

30. September/1. Oktober: Rallye Baden-Württemberg