Elke Rubenbauer hat eine berufliche Karriere eingeschlagen, die alles andere als typisch für eine Frau ist: Die dreifache Mutter bereitet Autos auf.
Hätte es den Girls' Day schon Mitte der 1980er Jahre gegeben, Elke Rubenbauer wäre dabei gewesen und im Nachhinein sicher als ein Paradebeispiel dafür präsentiert worden, wie sich Frauen in Männerberufen behaupten können. Der Girls' Day tauchte aber erst vor etwa 15 Jahren auf. Der Aktionstag soll Mädchen für technische und naturwissenschaftliche Berufe interessieren, also für Berufe, die eher Männersache sind.
Elke Rubenbauer brauchte keinen Girls' Day, um ihre Leidenschaft zu erkennen. Die aus Amberg stammende Frau wollte Automechanikerin werden. Als Jugendliche beobachtete sie ihre beiden Brüder dabei, wie sie ihre Autos selbst reparierten. "Ich hing mit der Nase im Motor", erinnert sie sich an diese Zeiten.
Keine Chance
Sie hat sich bei verschiedenen Firmen für eine Lehrstelle als Automechanikerin beworben. Genommen wurde sie nicht. "Ich hatte keine Chance", sagt die heute 47-Jährige. Der Grund: In den Werkstätten gab es keine Sanitäreinrichtungen für Mädchen, und die Chefs scheuten sich damals vor solchen Investitionen.
Elke Rubenbauer wurde Hauswirtschafterin und Masseurin. Der Zufall wollte es, dass sie inzwischen doch bei den Autos gelandet ist. Als Kundin brachte sie vor Jahren ihren Wagen in die Werkstatt von Olaf Meth in der Brunnengasse in Holzhausen. Das ist noch ein richtiger Schrauber. Darauf ist Meth stolz, der sich als Alfa-Romeo-Fan bezeichnet, aber an alle Marken traut. Der Holzhausener war zwölf Jahre bei der Bundeswehr als Helikopter-Mechaniker und hat sich danach mit der Werkstatt im Königsberger Stadtteil selbstständig gemacht.
Rubenbauer und Meth kamen ins Gespräch. Da passte es gut, dass der Schrauber Unterstützung benötigte und Elke Rubenbauer schon immer eine Leidenschaft für Autos hatte. "Er brauchte Hilfe, und mir hat's Spaß gemacht", schildert sie, wie sie in der Werkstatt angefangen hat mitzuarbeiten.
Sie hat sehr viel gelernt und sich spezialisiert: auf die Außenhaut der Autos, den Lack. Bei einem Profi aus Würzburg lernte sie, wie man Autos aufbereitet, wie man mit Lack, Grundierungen und den Schutzschichten umgeht und wie Autos mit mattem Lack in neuem Glanz leuchten können.
Das hat so gut geklappt, dass sie sich mittlerweile selbstständig gemacht hat. Im Mai dieses Jahres wurde sie zur Existenzgründerin. In ihrem Wohnort in Rügheim bearbeitet sie kleinere Aufträge, in der Werkstatt von Olaf Meth in Holzhausen kümmert sie sich um die größeren "Baustellen" an Autos, die ihren Händen anvertraut werden. Und es trifft sich gut, dass Rubenbauer und Meth Hand in Hand arbeiten können. "Ich bin für Lack und Kosmetik zuständig", sagt die 47-Jährige. Alles andere kann Olaf Meth. Das sieht man sofort beim Blick in die Werkstatt: Dort werden nicht nur ganze Komponenten ausgetauscht, wie es in den Werkstätten der großen Automarken geschieht. In Holzhausen wird noch zerlegt, geschraubt und repariert. Kein Wunder, dass auch viele Besitzer von Oldtimern nach Holzhausen in die kleine, etwas versteckt gelegene Werkstatt kommen.
Promis unter den Kunden
Und auch teure Autos, aktuell ein Ferrari aus den 1980er Jahre, werden dort auf Vordermann gebracht. Sogar einige Prominente zählt Elke Rubenbauer zu ihren Kunden. Die Namen will sie aber nicht verraten, weil sie von ihren Kunden darum gebeten worden ist.
Stichwort Ferrari. Eine Woche kann es schon mal dauern, bis sie einen Wagen dieses Typs auf Hochglanz gebracht hat. Hier geht sie nur mit der Hand ran. Poliermaschinen taugen bei einem Ferrari nicht. Wie viele andere Sportwagen haben auch Ferraris eine Grundierung aus Carbon; das macht diese Autos leichter und erfordert eine besondere Behandlung. Wieder anders sind Oldtimer. Sie haben meist nur Uni-Lack. Hier fehlt die schützende Schicht über der Farbe (Klarlack).
Elke Rubenbauers Konzept ist, dass sie immer am Lack selbst arbeitet. Dazu muss sie vorher alle darüber liegenden Schichten entfernen. Würde sie das nicht tun, würde sie immer nur, wenn man so will, an Symptomen herumdoktern. Schnell wäre der aufgetragene Glanz später wieder verflogen.
Die Außenhaut der Autos ist eine Wissenschaft für sich. "Man muss wissen, wie man rangeht", sagt Elke Rubenbauer. Die Aufbereitung eines Autos ist "sehr aufwendig, wenn man es gut haben will."
Die dreifache Mutter ist eine komplette Quereinsteigerin in ihrem Beruf. Bereut hat sie den Schritt nicht. Ihr Geschäft läuft nach eigener Darstellung "immer besser". Sie hat ihre Leidenschaft aus der Jugendzeit zu ihrem Beruf gemacht. "Meine einzige Ausbildung ist die Liebe am Auto. Man muss Autos mögen", schwärmt die Rügheimerin, die, soweit sie weiß, die einzige Frau in diesem Beruf im weiten Umkreis ist.