Sex mit Minderjährigen: Prozess enthüllt Details

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Delikate Details kamen am Bamberger Landgericht ans Licht. Foto: M. Hoch
Delikate Details kamen am Bamberger Landgericht ans Licht.  Foto:  M. Hoch

Der Sitzungssaal des Landgerichtes in Bamberg liegt im Erdgeschoss: Am Freitag taten sich dort Abgründe auf. Was sich zwischen Oktober 2011 und März 2012 in einer Kellerwohnung im Raum Ebern abspielte, ließ selbst hart gesottenen Prozessbeobachtern den Atem stocken.

Drei damals elf-und zwölfjährige Mädchen gingen bei einem 50-jährigen Frührentner mehrmals die Woche ein und aus, holten sich Zigaretten und Alkohol ab, schauten Pornos an. Es kam zu Oralverkehr und Selbstbefriedigung vor Augen der Kinder.

Bestürzend die Video-Vorführungen der Vernehmung der drei Mädchen, die monatelang bei dem früheren Maurer zu Gast waren. "Bestimmt vier Mal die Woche", sagte eine. Auch über Nacht. Immer wieder kamen sie: Wegen Kippen, Persico oder um sich aufzuwärmen, hieß es in den Aussagen. Das Sexgehabe fanden alle widerlich ("versiffte Filme"), schauten aber zu und machten auch mit. Eine nur, weil sie "stockbesoffen war".

Unappetitliche Details

Mehrfach kamen unappetitliche Details zur Sprache. Eine aus dem Trio: "Er hat uns abgefüllt und begrapscht." Der Angeklagte C. (Name von der Redaktion geändert) selbst kommentierte solche Aussagen nur mit Kopfschütteln.

C. war nach einer schweren Krankheit und der Trennung von seiner langjährigen Lebensgefährtin aus einem Ort im nördlichen Landkreis Bamberg 2005 wieder zurück zu seiner Mutter gezogen. Dort hat er sich "in den letzten zwei Jahren immer mehr abgekapselt", sagte die Mutter vor Gericht aus.

So ganz allein war er indes doch nicht. Die Schülerinnen hätten ihn vor einem Einkaufsmarkt angesprochen, dass sie ihn kennen lernten wollten, erzählte der Angeklagte dem Vorsitzenden Richter Manfred Schmidt.
Die Mutter wiederum wunderte sich anfangs schon über die Besuche der Kinder im Souterrain. "Ich hatte kein gutes Gefühl, aber weil die fast jeden Tag gekommen sind, dachte ich, er kann ihnen nichts Schlimmes antun."

15 Fälle von Verbreitung pornografischer Schriften und schweren sexuellen Missbrauch von Kindern in mehreren Fällen legte Staatsanwalt Dieter Brunner dem Angeklagten zur Last. Allesamt basierend auf Aussagen der drei Mädchen, von denen sich eine ihren Eltern offenbart hatte. Eine andere erzählte von Gesprächen mit der Schulpsychologin.

Dem Spuk setzte die Kriminalpolizei am 4. April jedenfalls ein Ende. C. kam in Untersuchungshaft, seine Wohnung wurde durchsucht. Dabei kamen neben einer Vielzahl von Pornofilmen auch diverse Sexspielzeuge zum Vorschein, die C. bei einem Versand bestellt hatte. "Alles nur Überraschungspakete, bei denen ich selbst nicht gewusst hatte, was drin ist", sagte er.

Mit den einzelnen Vorwürfen der Staatsanwaltschaft konfrontiert, berief sich der 50-Jährige auf Erinnerungslücken. Im Gegensatz zu seiner Zeit auf dem Bau ("Da hab' ich ganz schön gebechert") trinke er heute bei weitem nicht mehr so viel. Aber die geschilderten Geschehnisse habe er jeweils erst später bewusst wahrgenommen. Wörtlich sagte er: "Ich habe mich ganz anders gefühlt und kann mich nicht erinnern. Und als ich aufgewacht bin, waren die Mädchen nicht mehr da. Mir ist das alles erst später klar geworden."

Waren K.o-Tropfen im Spiel?

Auch wollte er die gesamten Vorwürfe auf einen einzigen Besuchstag reduziert wissen. Er vermutete den Einsatz von K.o-Tropfen, was eines der Mädchen bei einem Besuch im "Knast" auch zugegeben habe. Nur: So ein Besuch im Gefängnis ist nicht dokumentiert, hielt ihm Richter Schmidt entgegen. Auch an einen Vorfall, wonach er einmal zusammengeklappt und auf dem Klodeckel gelandet ist, wo ihn seine Mutter gefunden habe, konnte sich diese nicht erinnern.

Auch hielt ihm Richter Schmidt vor, dass er vor dem Ermittlungsrichter diverse Vorwürfe eingestanden hatte.
Schon bei der Verlesung der Anklage hatte Staatsanwalt Brunner von einer krankhaften seelischen Störung gesprochen. Eine Psychose, die dazu führe, dass die Unrechtseinsicht des Angeklagten erheblich eingeschränkt sei. Daher sind, laut Brunner, "auch weitere Straftaten ähnlicher Art zu erwarten."
Weder der langjährigen Lebensgefährtin noch der Mutter waren je pädophile Neigungen beim Angeklagten aufgefallen. Beide sprachen aber von Wahnvorstellungen und Verfolgungswahn nach seiner schweren Operation und nachfolgendem Koma und der Einnahme entsprechender Schmerzmittel. Nach Letzteren fragte Gerichtspsychologe Dr. Matern explizit.

Aufgrund der Erkenntnisse am ersten Verhandlungstag verzichten Richter, Staatsanwalt und Pflichtverteidiger Peter Frank (Ebern) bei der Fortsetzung am Montag auf die Vernehmung einiger Zeugen, so dass nach den Stellungnahmen der Gutachter noch am Montag mit einem Urteil zu rechnen ist.