Schulweg: Keiner wurde aus der Bahn geworfen

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Direkt vor dem Aufgang zur Mittelschule oder doch am Zaun gegenüber? Wo der Bus, der den Zug ersetzt, künftig ständig hält, war am Dienstag noch unklar.Foto: Ralf Kestel
Direkt vor dem Aufgang zur Mittelschule oder doch am Zaun gegenüber? Wo der Bus, der den Zug ersetzt, künftig ständig hält, war am Dienstag noch unklar.Foto: Ralf Kestel
Ein Transparent weist auf diesen Platz für die Agilis-Busse gin.
Ein Transparent weist auf diesen Platz für die Agilis-Busse gin.
 
 
Machen wir den Bushalt für den Zugersatz an diese Haltestelle, oder doch auf die andere Seite? OVF-Planer Landgraf (links) berät sich mit einem Busfahrer aus Bad Neustadt.
Machen wir den Bushalt für den Zugersatz an diese Haltestelle, oder doch auf die andere Seite? OVF-Planer Landgraf (links) berät sich mit einem Busfahrer aus Bad Neustadt.
 
Gewusel herrscht jeden Morgen vor dem Eberner Schulzentrum.
Gewusel herrscht jeden Morgen vor dem Eberner Schulzentrum.
 
 

Am ersten Tag ohne Zugverkehr nach Ebern gab es nur kleinere Probleme. Die Busse am Morgen kamen pünktlich zum Unterrichtsbeginn an. Einige Fahrgäste mussten sich aber erst zur richtige Haltestelle erst durchfragen.

Das Durcheinander war groß, ein Chaos blieb aber aus. Am ersten Schultagmorgen ohne Zuganbindung Eberns saßen alle Schüler pünktlich in ihren Klassenzimmern. Fast alle. Eine Schülerin, die von Ebern nach Breitengüßbach wollte, war eine Stunde zu spät dran. "Morgen musst' einen Bus früher nehmen", lautete die Empfehlung der Kundenberater von Agilis und Omnibusverkehr Franken (OVF), die sich mühten, das Wirrwarr, das ob der monatelangen Betriebsruhe auf der Bahnstrecke droht, zu entflechten.

Sie wurden nicht aus der Bahn geworfen, die rund 150 Schüler, die hauptsächlich aus den nördlichen Teilen des Landkreises Bamberg täglich nach Ebern ins Gymnasiums oder die Realschule pendeln. Mit einer Gemütslage zwischen gleichgültig bis "was soll's?" vollzogen sie den Umstieg vom Zug in den Bus. Lauter Stoiker?

"Wie viele Busse waren denn unterwegs?", stellte sich die Frage und ob die Sitzplätze denn ausgereicht hatten? "Keine Ahnung", kam es in typischer Jugendmanier und -sprache von drei Realschülern zurück. "Wir haben einen Platz erwischt", schob noch einer achselzuckend nach.

Da wurden die Kundenberater von Agilis und OVF, Hofmann und Landgraf, schon konkreter. "Am Morgen setzen wir drei Busse ein, haben damit über 150 Sitzplätze, denn stehen darf eigentlich keiner."

Das Mobilitäts- und Sitzplatzangebot reichte aus, zumindest am ersten Tag, da OVF-Berater Landgraf beobachtet hatte, dass viele Schüler - sicherheitshalber? - mit dem Auto gebracht wurden.

In der Tat fuhren viele Eltern bis auf den Parkplatz an der Mittelschule vor - und auch in die "verbotene Zone" hinein, die eigentlich den Schul- und Linienbussen vorbehalten bleiben sollte. "Es waren auch viele Taxis unterwegs", wunderte sich einer der Busfahrer, der im Auftrag des OVF für ein Unternehmen aus Bad Neustadt unterwegs ist.

"Diese Reaktion war uns bekannt. Viele unserer Stammgäste hatten schon angekündigt, dass sie für die neunmonatige Unterbrechung aufs Taxi umsteigen", wusste Agilis-Kundenberater Hofmann.

Trotz des enormen Verkehrsaufkommens, das die Busfahrer, die erstmals auf der Strecke unterwegs waren, verblüffte ("Was da alles nach Baunach reinfährt!"), wurden die Haltestellen zwischen Hallstadt und Ebern allesamt pünktlich erreicht. Die Überlegung, einen Stopp gar nicht mehr anzusteuern, weil der eigene Bus mit Schülern schon voll ist, wurde schnell verworfen. "Ich wollte das machen, da hat von hinten gleich eine Frau gerufen, dass sie doch aussteigen muss."

Ganz ohne kleinere Anfangsschwierigkeiten ging es also nicht ab. OVF-Berater Landgraf hat in Breitengüßbach beobachtet, dass "ganze Karawanen von der Kirche zur Kapelle zogen", weil es zwei unterschiedliche Haltestellen gibt. "Am ersten Tag wissen die Leute halt noch nicht, wo ihr Bus hält", meint er und zuckt mit den Schultern.

Nach Orientierungshilfen hielten aber auch für die Busfahrer selbst Ausschau. Am Eberner Busbahnhof war die Verwirrung noch groß, bei all den normalen Schulbuslinien und dem neu hinzu gekommenen Schienenersatzverkehr (zumal wenn der gleich mit drei Fahrzeugen anrollt). "Am Wochenende sieht das ganz anders aus", blickte OVF-Planer Landgraf voraus.

So irrten denn auch die wenigen Fahrgäste, die an diesem Dienstagmorgen mit dem Bus in Richtung Hallstadt/Bamberg wollten, zunächst etwas orientierungslos umher und fragten sich bei den Busfahrern durch. Und ein Mangel zeigte sich angesichts des Regens auch sofort: "Eine Unterstellmöglichkeit fehlt", klang schon am ersten Tag des Verzichts Sehnsucht nach dem Zug und dem Bahnhaltepunkt an. Ausgesprochen von einer Frau, die zu einer Untersuchung nach Bamberg musste.

"Wir sind erfolgreich gestartet, es hat fast alles funktioniert", zog Agilis-Streckenmanagerin Elke Berghäuser am Abend eine Zwischenbilanz, nachdem sie den ganzen Tag lang ausnahmsweise in Bussen durch die Gegend gekurvt war. "Und wenn es Fragen gab, standen unsere Reisenden-Lenker helfend parat."

Die Busse seien alle gut ausgelastet gewesen, trotzdem war für jeden Fahrgast war genügend Platz. "Wir hatten eher einige Busse zu viel als zu wenig am Start."


Stimmen von Schülern

Schüler indes berichten vom Problem, dass in Reckendorf zuerst nur zwei von drei Bussen ankamen. Der dritte Bus folgte später. Die Schüler waren sich nicht mehr sicher, ob überhaupt noch ein Bus kommt. Die Busfahrer seien genervt genervt gewesen und wollten keine Schüler in den schon überfüllten Bus lassen, in denen neben Schülern auch Berufspendler saßen.

"Es ist blöd, wenn man schon gestresst ist, ehe man in der Schule ankommt", so eine 17-Jährige aus Recken
dorf, "aber einen Vorteil hat es für mich, ich habe einen kürzeren Weg zu laufen". Eine andere Schülerin ( 17, aus Reckendorf) meint: "Heute hat das noch nicht so gut geklappt, aber in Zukunft wird es sich eingespielt haben und für mich keinen Unterschied zum Zug mehr machen."