Ohne Geld, aber mit Ideen im Überfluss reiste Michael Wigge um die Welt. In Haßfurt erzählte der Reisereporter von lukrativen Kissenschlachten und einem kostenlosen Menü aus Obst und Blumen auf Hawaii.
"Ich hatte als Kind immer Angst, auf Leute zuzugehen, weil ich ein sehr schüchternes Kind war." Das ist ein eher überraschendes Geständnis des mittlerweile 39-jährigen Lebenskünstlers, der 2010 ohne einen einzigen Cent für Essen, Reisen und Schlafen insgesamt 30 000 km durch elf Länder in 150 Tagen von Berlin bis in die Antarktis gereist ist.
Angst vor Menschen hat der Reisereporter Michael Wigge schon längst nicht mehr, eher im Gegenteil, sonst wären seine verrückten und leidenschaftlichen Herausforderungen mit Nervenkitzel definitiv schon vor dem Startschuss zum Scheitern verurteilt. Die Volkshochschule Haßberge, die Stadtbibliothek Zeil und das Zeiler Kino "Capitol-Theater" holten den charismatischen und witzigen Überlebungskünstler am Mittwochabend auf die Zeiler Bühne.
Mit einer Multimediashow nahm Wigge die Besucher auf seine verrückte Abenteuerreise "Ohne Geld bis ans Ende der Welt" mit. Mit Fotos, lustigen Animationen und Ausschnitten aus der fünfteiligen ZDFneo-Serie erzählte Wigge über urkomische, rührende, spannende und dramatische Erlebnisse in Europa, Nord- und Südamerika.
Anstrengende Radtour
Eine große Hilfe war für den Weltenbummler oftmals das Tauschprinzip. So musste er in einem Antwerpener Café mit einem Witz den Kellner zum Lachen bringen, um dafür einen energiereichen Schokoladen-Muffin zu bekommen. Den Nordatlantik überquerte Wigge mit einem Containerschiff, dafür musste er im Maschinenraum arbeiten. Nach einem mehrtätigen Aufenthalt im US-amerikanischen Berlin einer amischen Gemeinde setzte er mit dem geschenkten Fahrrad der Glaubensgemeinschaft seine Reise "anstrengend fort, weil es nur im 18.
Gang lief".
Mit kreativen Ideen verdiente sich er als Straßenkünstler ein paar Dollar als menschliche Couch in Las Vegas dazu. In San Francisco sogar 300 Dollar für seinen nächsten Flug, weil viele Passanten seine angebotenen Kissenschlachten sehr amüsant fanden, die Polizei allerdings nicht so sehr. Bei dem Selbstversuch lernte Wigge auch Obdachlose, Aussteiger und Zuhälter kennen: "So viele tolle Menschen, die mir geholfen haben, mein Ziel zu schaffen. Wenn man ein wenig aufpasst, dann ist die Welt ein guter Planet."
Er schlief in Parks, Scheunen, Hotelzimmer gegen ein Interview mit dem Hotelinhaber, fuhr auch mal als blinder Passagier in einem Zug mit, und eine Autofahrt per Anhalter würde frühzeitig beendet, weil der Fahrer betrunken war.
Auf Hawaii lernte der europäische Lebenskünstler von einem Ex-Banker hilfreiche Überlebenstipps, wie man sich zum Beispiel von Obst und Blumen ohne Geld ernähren kann.
Beim deutschen Botschafter in Panama bewies sich Wigge als Butler. Er musste erleben, wie das Haus seines Gastgebers in Peru abbrannte, er konnte aber noch rechtzeitig das Videomaterial retten.
Cool bleiben am Südpol
Kurz vor dem Ziel drohte sein Projekt zu scheitern. Zwei Tage lang war das Glück nicht auf Wigges Seite, weil er sich kein Essen organisieren konnte. Doch dann bekam er einen Job auf einem Touristenschiff - mit eisigem Ziel. Wigge erinnerte sich an seinen ersten Gedanken am Südpol: "Es ist megakalt hier."
Der mehrfach ausgezeichnete Reisereporter und Buchautor hat schon viele verrückte Touren "mit Challenge-Charakter" hinter sich gebracht. Sein Buch "Wigges Tauschrausch" erzählt von 41 Tauschaktionen in 14 Ländern auf fünf Kontinenten in 200 Tagen.
Angefangen hat es mit einem angebissenen Apfel bis zu einem kleinen Haus auf Hawaii.
Die unglaubliche Tauschreise wurde vom Fernsehsender "ZDFneo" dokumentiert. Der Sender "Deutsche Welle TV" schickte Wigge mit einem Tretroller los, er brauchte insgesamt 80 Tage für 2000 Kilometer vom nördlichsten bis zum südlichsten Punkt Deutschlands (Buchtitel: "Auf dem Tretroller durch Deutschland").
Smalltalk mit der Kanzlerin
Vor neun Jahren schmuggelte sich der Ausnahmekünstler als "Wigge-Partycracker" für Sat.1 in fünf Promiparties ohne Einladung, darunter auch die Bayreuther Festspiele. Dort unterhielt er sich sogar mit Bundeskanzlerin Merkel, auch wenn nur ganz kurz.