Sammler sind auch nur Jäger

2 Min
Der Tisch im Arbeitszimmer des 80jährigen Rolf Feulner ist stets mit Alben belagert. Viel Zeit verbringt er mit begutachten, sortieren und archivieren seiner Briefmarken. Fotos: Helmut Will
Der Tisch im Arbeitszimmer des 80jährigen Rolf Feulner ist stets mit Alben belagert. Viel Zeit verbringt er mit begutachten, sortieren und archivieren seiner Briefmarken. Fotos: Helmut Will
Botenpost von Ebern nach Würzburg aus dem Jahr 1660. Dieses Exemplar mit dem Eberner Siegel ist in der Sammlung von Rolf Feulner zu finden. Er hat es damals von einem Sammler für 120 Mark erworben.
Botenpost von Ebern nach Würzburg aus dem Jahr 1660. Dieses Exemplar mit dem Eberner Siegel ist in der Sammlung von Rolf Feulner zu finden. Er hat es damals von einem Sammler für 120 Mark erworben.
 

Eberns Altbürgermeister Rolf Feulner sammelt Briefmarken. Langweilig? Denkste! Was der 80-Jährige dabei über die Geschichte seiner Stadt herausgefunden hat, ist erstaunlich.

Das Sammeln von Briefmarken, die Philatelie, ist bei vielen Menschen noch immer ein sehr populäres Hobby. Daran ändern auch die Frankiermaschinen und Briefmarken aus Automaten oder zum Aufkleben nichts. Einer der sich der Philatelie schon seit vielen Jahren verschrieben hat, ist Altbürgermeister Rolf Feulner aus Ebern.
Der 80-Jährige hat den Fränkischen Tag bei der Ausübung seines Hobbys über die Schulter schauen lassen. "Mein Lieblingsalbum habe ich schon mal bereit gelegt", sagt er freundlich und zeigt auf den Titel. "Die Post in Ebern im Spiegel ihrer Stempel", steht auf diesem Album zu lesen. "Vorweg will ich sagen, dass mir jede Briefmarke die ich eintauschen kann lieber ist, als solche die ich kaufe." Es mache ihm weitaus mehr Spaß, wenn er sich mit anderen Sammlern austauschen kann.
"Nichts ist schöner, als wenn man bei Bekannten oder Freunden eine Marke entdeckt, die einem noch in der Sammlung fehlt."

Eine Sammlung hat Rolf Feulner und zwar eine sehr umfangreiche. "Wie viele Briefmarken ich habe, was meine gesamte Sammlung Wert ist, kann ich wirklich nicht sagen", erklärt er. Eine "Schwarze Einser" hat er vor nicht zu langer Zeit erworben. "Die war nicht billig." In der Kriegs- und Nachkriegszeit gab es nichts zu kaufen, aber Briefmarken bekam man viele. Warum hat er sich der Philatelie verschrieben? "Sammeln und Jagen steckt doch schon immer in den Menschen", sagt Feulner und schmunzelt. Er runzelt seine Stirn und sagt: "So um 1944/45 habe ich mit dem Sammeln begonnen und mit Schulkameraden Marken getauscht. Mein Hobby habe ich bis 1953 recht intensiv betrieben." Der 80-Jährige grinst schelmisch: "Meine Sammelleidenschaft schlief dann ein, weil der Fußball und die Mädchen mehr in den Vordergrund traten, die Briefmarken lagen in der Ecke."

Rund 20 Sammler

Bürgermeister der Stadt Ebern war Feulner bis zum 30. April 1996, über 24 Jahre. Seitdem leitet er die "Arbeitsgruppe für Briefmarken und Münzen", die inzwischen "eingeschlafen" war, wieder. In seiner Bürgermeisterzeit hatte er die Leitung abgegeben. "Wir sind um die 20 Sammler, die sich in den Wintermonaten fünf bis sieben Mal treffen, fachsimpeln und tauschen."

Ein wichtiges Werkzeug für Briefmarkensammler sei Pinzette, eine gute Lupe und vielleicht noch eine UV-Lampe. Feulner weist darauf hin, dass die "Zähne" der Briefmarke komplett und unbeschädigt, keine Fingerabdrücke drauf sein sollten und auch die Gummierung unbeschädigt sein sollte. "Nur dann sind die Marken wirklich etwas wert." Feulner blättert in seinem Briefmarkenkatalog und zeigt auf Preise und Merkmale verschiedener Marken. Hier unterscheidet er zwischen postfrischen und gefalzten Marken, zwischen gestempelten und ungestempelten. "Ob gestempelt oder nicht, sagt nicht immer etwas über den Wert einer Marke aus", erläutert er. Gestempelte allerdings steigen nur im Wert, wenn der Stempelabdruck auch sauber und klar erkennbar ist.
"Mein Lieblingsgebiet sind Marken mit ,Ebern-Stempel'", sagt der Altbürgermeister und schlägt das Album mit Exponaten seiner Heimatstadt auf. Für ihn sind diese Marken etwas ganz besonderes.

Eberns Postgeschichte

Poststempel ist nicht gleich Poststempel, wie beim Betrachten seiner Sammlung deutlich wird. Als die Post im Jahr 1835 nach Ebern kam, gab es zunächst so genannte Rahmenstempel, Halbkreisstempel, Mühlradstempel, Einkreisstempel, A- oder B-Stempel und schließlich Stempel mit Postleitzahlen. Abgerundet wird diese für Rolf Feulner persönlich wichtige Sammlung mit Werbestempeln von Ebern, welche als Motiv den Grauturm oder das Kegelspiel zeigen, sowie Jubiläums- und Sonderstempel und schließlich auch die aktuellen Stempel der Briefzentren. Auch über den "Tellerrand" von Ebern hinaus hat Sammler Feulner geblickt. In seiner Sammlung sind unter anderem Stempel der Poststellen von Jesserndorf, Baunach, Maroldsweisach und Rentweinsdorf zu finden.