Rückert macht sich auf Ebern kaum einen Reim

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Zur Eröffnung des Rückertjahres zeichnete Kreisheimatpflger Günter Lipp das Leben des Dichters in den Haßbergen nach.

Ein Bild von Friedrich Rückert, das ein Beamer an die Leinwand wirft wird, empfängt rund 40 interessierte Besucher im Marktsaal. Sie alle wollen eines wissen: Wie hat Friedrich Rückert damals überhaupt in Ebern gelebt?

Diese und viele weitere Fragen beantwortet Kreisheimatpfleger Günter Lipp in seinem Vortrag zum 150. Todestag des Dichters und Sprachwissenschaftlers Friedrich Rückert.

Die Zeit Rückerts in Ebern bildet den Hauptteil des Vortrags. Wie der Kreisheimatpfleger eingesteht, ist es schwierig, nach 200 Jahren noch etwas Neues zu Friedrich Rückert zu sagen.


Briefe analysiert

Wenn man jedoch Briefe und die Gedichte, die Rückert geschrieben hat, analysiert, so könne man noch so manches Detail, gerade zur Zeit in Ebern, entdecken. Der Weg Friedrich Rückerts wird anschaulich mit Fotografien und Gemälden dargestellt, die auf eine Leinwand projiziert werden.

Im Jahr 1809 wurde in Ebern das Amt des Rentamtvorstehers neu vergeben. Schließlich wird der Advokat Johann Adam Rückert, Friedrichs Vater, beauftragt. So zog Johann Adam mit seiner Frau und den fünf Kindern nach Ebern. Ihre Wohnung befand sich im ersten Stock des Finanzamtes. Johann Adam war der erste protestantische Beamte im katholischen Ebern.

Sein Sohn Friedrich ist zu dieser Zeit 21 Jahre alt. Er wurde am 16. Mai 1788 in Schweinfurt geboren. Über seine Heimatstadt verfasst er später auch Gedichte. Nachdem er in Schweinfurt drei Jahre das Gymnasium besucht hatte, begann er das Studium. In Würzburg belegt er Jurisprudenz und Sprachwissenschaft, will aber 1805 in Jena sein Examen machen.

Im Jahr 1811 promoviert er dort in Latein. Von nun an heißt er vollständig "Dr. Johann Michael Friedrich Rückert". Ab April 1812 ist er wieder in Ebern und bleibt mit Unterbrechungen zunächst bis 1815.

Das Verhältnis zwischen Friedrich Rückert und den Ebernern war gestört, man könnte fast sagen, es war nicht vorhanden. Er mochte die Eberner nicht und die Eberner konnten mit dem Herrn Doktor und Rentamtsmannsohn nichts anfangen. Er hatte keinen einzigen Freund in der Stadt. Er habe sich gelangweilt, für ihn war hier zu wenig los.

Im Jahr 1813 ging Friedrich Rückert nach Hanau, um an einem Gymnasium zu unterrichten. Doch schon am zweiten Tag ist er nicht mehr zum Unterricht erschienen. Dann war er für kurze Zeit "Privatgelehrter" in Würzburg.

Unterrichtet und gelehrt hat er nie gerne. So kehrt er ohne Beruf wieder nach Ebern zurück. Doch was macht er hier ohne Beruf? Auch auf diese Frage weiß der Kreisheimatpfleger eine Antwort: "Er dichtete, wanderte, amüsierte und verliebte sich."

Für die Gedichte nimmt Friedrich Rückert Anregungen aus seiner Umgebung auf und schreibt darüber. Er sammelt seine Anregungen und fasst sie in Reime.


Als Wandersmann unterwegs

Über die Stadt Ebern an sich hat er kein Gedicht geschrieben. Wohl aber über die Barbara-Kapelle. Da ihm in Ebern das Publikum für seine Gedichte fehlte, zog es ihn öfter nach Coburg und Hildburghausen.
Friedrich Rückert ist gerne nach Lützelebern, zur Barbara Kapelle, zum Raueneck, nach Lind zur "Eichenkanzel" und zu den vielen Ruinen gewandert. Frei nach dem Motto "wegwärts von Ebern".

Amüsiert hat sich der Dichter beim Tanzen im "Glasholz" in Gereuth. Auf Einladung der Familie Greiffenclau traf sich alle 14 Tage eine bunte Gesellschaft zum Tanzen und Spielen. Besonders der Adel und das gehobene Bürgertum aus der Gegend haben sich r vergnügt. Man kann sagen, dass das "Glasholz" die "Gereuther Tannen" vor 200 Jahren eine Art Naturdisco waren.

Verliebt hat sich der Dichter im Jahr 1912 gleich zweimal. Zum einen in Agnes Müller, einer Tochter des Justizamtsmanns der Rotenhan in Rentweinsdorf. Sie erst 16, er 25 Jahre alt, lernen sich beim Tanzen in Gereuth kennen. Er himmelt sie an, doch sie bekommt dort heftiges Nasenbluten und auch von Schwindsucht ist die Rede. Wahrscheinlich hatte sie TBC und starb schließlich am 9. Juni 1812. Friedrich Rückert verfasst daraufhin 41 Gesänge.

Kurz darauf verliebt er sich in die Wirtstochter der Specke, Marie Elisabeth Geuß, die ebenfalls erst 16 Jahre alt ist. Noch in der Trauerzeit für Agnes balzt er "Marielies" im Frühsommer 1812 an. Sie nimmt ihn jedoch nicht ernst, obwohl er ihr nachsteigt. Rückert ist daraufhin sehr enttäuscht, nach einem Jahr aber auch wieder darüber hinweg.

Friedrich Rückert kommt oft zur Bettenburg und trifft dort Freunde bei der Tafelrunde. Dies war eine Art Akademie für unterhaltsame, geistvolle Gespräche. Danach unternahm er viele Reisen im In- und Ausland. Im Februar 1819 ist der Dichter wieder zurück in Ebern.

Nun treibt er vermehrt orientalische Sprachstudien und schreibt Bücher dazu. Im Herbst 1920 verlässt er Ebern und zieht nach Coburg wo er die Archivratstochter Luise Wiethaus-Fischer kennenlernt. Damit löst er sich endgültig aus Ebern, auch wenn er ab und an zurückkommt.