Richard Eberts Werke sind runde Sachen

4 Min
Diese "Geburtsschildkröte" die Richard Ebert in Händen hält, ist eines seiner bislang letzten Werke. Foto: Helmut Will
Diese "Geburtsschildkröte" die Richard Ebert in Händen hält, ist eines seiner bislang letzten Werke. Foto: Helmut Will
Einige seiner gedrechselten Werke sind hier zu sehen. Die Ideenvielfalt von Richard Ebert kennt keine Grenzen. Foto: Helmut Will
Einige seiner gedrechselten Werke sind hier zu sehen. Die Ideenvielfalt von Richard Ebert kennt keine Grenzen. Foto: Helmut Will
 
Richard Ebert zeigt einige seiner Wanduhren
Richard Ebert zeigt einige seiner Wanduhren
 
An seiner Drehbank fertigt Richard Ebert hier gerade eine Holzkugel. Solche hat er in seiner Werkstatt zuhauf, viele sind echte Hingucker durch verschiedene Maserungen. Foto: Helmut Will
An seiner Drehbank fertigt Richard Ebert hier gerade eine Holzkugel. Solche hat er in seiner Werkstatt zuhauf, viele sind echte Hingucker durch verschiedene Maserungen. Foto: Helmut Will
 
Standuhren hat Richard Ebert (Foto) einige. Er legt Wert darauf festzustellen, dass diese alle noch funktionieren. Repariert hat er sie alle selbst. Foto: Helmut Will
Standuhren hat Richard Ebert (Foto) einige. Er legt Wert darauf festzustellen, dass diese alle noch funktionieren. Repariert hat er sie alle selbst. Foto: Helmut Will
 
Runde Sache: Alle diese Kugeln hat Richard Ebert aus verschiedenen Hölzern gefertigt.
Runde Sache: Alle diese Kugeln hat Richard Ebert aus verschiedenen Hölzern gefertigt.
 
Für die Funktionstüchtigkeit seiner uhrwerke sorgt Richard Ebert natürlich selbst. Foto: Helmut Will
Für die Funktionstüchtigkeit seiner uhrwerke sorgt Richard Ebert natürlich selbst.  Foto: Helmut Will
 
das Windrad auf seinem Balkon ist zu einem wahren Kunstwerk geworden.
das Windrad auf seinem Balkon ist zu einem wahren Kunstwerk geworden.
 

Der heute 80-jährige Richard Ebert aus Unterpreppach ist ein Tüftler mit verschiedenen Gaben. Der gelernte Schmied hat Uhren und Windräder ebenso geschaffen, wie seine eigene Drechselmaschine.

Im Eberner Stadtteil Unterpreppach gehört Richard Ebert, wie man so sagt, zu den "Urgesteinen." Oft sieht man den heute 80-Jährigen mit seinem Spazierstock durch den Ort gehen, wenngleich er in den letzten Jahren vermehrt auch mit seinem Auto unterwegs ist. "Weitere Strecken gehen fällt mir zunehmend schwerer", sagt er.

Immer wenn ihn seine Leidenschaft packt, zieht sich der "Ritschi", wie er allgemein genannt wird, in seinen Keller zurück. Keller ist eigentlich nicht der richtige Ausdruck wenn man einen Blick in sein Reich wirft. Hier findet man in zwei Räumen eine regelrechte Werkstatt, die für die Bearbeitung von Holz und Metall gleichermaßen ausgerichtet ist. In einem Raum stehen eine Drehbank und eine Werkbank mit zahllosen Werkzeugen. Im anderen Raum eine Drechselmaschine und viele Werkzeuge zur Holzbearbeitung.

Tüftler aus Leidenschaft

"Die Drechselmaschine habe ich mir selber gebaut", sagt Richard Ebert stolz. Sogar Fahrradketten hat er bei der Drechselmaschine als Antriebsübertragung mit eingebaut. Richard Ebert ist ein leidenschaftlicher Tüftler, der sich an viele Projekte wagt. Einige Windräder hat er schon gebaut, die vor seinem Anwesen zu sehen sind. Einen Plan hat er für seine Projekte nicht. "Diesen habe ich im Kopf", lacht der gelernte Schmied.

Etwas Besonderes soll es jeweils werden, etwas, was man nicht in jedem Laden kaufen kann. Stahlbleche, Antriebswellen, Halterungen und weiteres Material muss gefunden werden. In seiner Werkstatt wird er schnell fündig und beginnt zu "werkeln". "Während ich mit Schneiden, Biegen und Feilen angefangen habe, ist mir eingefallen, dass ich Figuren, die sich durch das rotierende Windrad bewegen, mit integrieren möchte", sagt Richard. So nebenbei habe ich mich entschlossen, dass es Figuren sein sollen, die um einen Baum tanzen. Ob er an frühere Kirchweihtänze oder Bräuche gedacht hat, als ihm die Idee kam? "Na ja, kann schon sein", grinst er übers ganze Gesicht.

In der Schmiede gelernt

Richard Ebert hat in den Jahren von 1950 bis 1953 beim "Theins-Hans" in Unterpreppach das Schmiedehandwerk gelernt. Das muss ein guter Lehrmeister gewesen sein, weil die Fähigkeiten von Richard Ebert sicher nicht alltäglich sind. Nach seiner Lehre verdiente er sich bei verschiedenen Arbeitsstätten sein Geld. Auf Bahnhöfen hat er Grubenholz gesägt, zwei Jahre bei der Firma Kugelfischer gearbeitet, als Bauarbeiter beim Kasernenbau in Ebern mitgeholfen, bei einer weiteren Baufirma in Neubrunn gearbeitet bis er schließlich im Bauhof der Stadt Ebern seine letzte Arbeitsstelle fand.

Seine Fähigkeiten kamen seiner Arbeit bei der Stadt Ebern zugute. Der "alte Tüftler", wie er von seinen Arbeitskameraden genannt wurde, hat so manches wieder gerichtet, was sonst wohl auf dem Schrott gelandet wäre. Auch als Konstrukteur betätigte er sich. Für einen Kleintraktor der Stadt Ebern hat er ein Mähwerk gebaut, mit dem Hecken geschnitten werden konnten.

Hat er sonst auch etwas geschaffen was für die Öffentlichkeit bestimmt war? Seiner Frau Gerlind fällt ein, dass er die Tür für die Kapelle am Ruppacher Weg geschmiedet hat. "Auch das Gerippe für die Weltkugel am Gymnasium habe ich geschmiedet" ergänzt Richard Ebert und beim Bau der Skaterbahn in Ebern brachte er seine Fertigkeiten zum großen Teil mit ein.

gedrechselte Meisterstücke

Aber nicht nur Werke aus Metall, wie das Windrad, sind seiner Idee und seiner Hand entsprungen. Auch mit Holz kennt er sich aus und zeigt sich als wahrer Meister an der Drechselmaschine. Klavierstühle, Tische, Kerzenhalter, Spinnräder, rustikale Spiegelhalterungen, Körbe, Eier, Hocker, um nur einiges zu nennen, entspringen seiner Drechselkunst.

Sogar eine Standuhr hat er, komplett aus Holz, gebaut. "Die geht sogar ziemlich genau", freut sich Richard Ebert. Viele von ihm geschaffene Exponate sind in seinem Haus zu finden.
Auch die Kirchenuhr der alten Kirche in Obermerzbach hat er repariert. Diese steht jetzt im Untergeschoss des Feuerwehrgerätehauses in Untermerzbach. Die Reparatur von alten Uhren führt er gerne durch. Viele solche Exponate gehören im selbst und hängen im Keller. "Alle gehen", darauf legt er Wert. "Ich will ja schließlich wissen was die Stunde schlägt", schmunzelt der Rentner.

Vielerlei Talente

In Richard Ebert schlummern Talente, die er ab und zu aufblitzen lässt, wenn es ihm danach ist. Das wird einem auch klar, wenn man sieht, welche perfekten individuellen Werke er aus eigenen Ideen heraus mit echter Handwerkskunst geschaffen hat. Das sieht man dem beliebten und lebenslustigen Rentner nicht unbedingt an. Er selber macht darum kein Aufsehen.
Ob er seine gesamte Freizeit, die er als Rentner zur genüge hat, mit seinem Hobby zubringt? "Nein, nein" lacht Richard, "das wäre noch schöner". "Ich gehe auch gerne, oft sogar täglich, zum "Kaiser" in die Kneipe und trinke dort mein Bier oder hie und da einen Schoppen Wein". Das möchte er auch nicht missen. "Man muss sich ja auch was gönnen". Und so wird man den "Eberts-Richard", solange es seine Gesundheit zulässt, mit seinem Spazierstock in Richtung "Kaisers-Kneipe" gehen sehen oder in den Straßen in Unterpreppach antreffen.

Trick mit Stock

Übrigens: Er ist auch für Kunststücke mit seinem Spazierstock bekannt. Nach einigem Reiben des Stockes an Hand und Jacke schwingt er diesen, ohne ihn festzuhalten, hin und her. Der Stock scheint an seinem Finger zu kleben. Mit diesem Trick versetzt er immer wieder Besucher in der Kneipe in Erstaunen.

"Ach", sagt Richard Ebert, eines muss ich noch zeigen." Er holt eine gedrechselte Holzschildkröte hervor, auf deren Rücken sich eine bunt bemalte und beschriebene Kugel befindet. Auf dieser sind ein Geburtsdatum und ein Name vermerkt, geschaffen zur Geburt eines Kindes. Wird die Schildkröte auf dem Tisch hin und her geschoben, rotiert die Kugel auf ihren Rücken, angetrieben durch die kugelförmig gedrechselten Räder, auf denen sie liegt. Eine runde Sache - wie so viele der Werke von Richard Ebert.