Ostsiedlung macht gegen Umgehung mobil

2 Min
Kinder und Eltern wollen keine Umgehung im Osten
Kinder und Eltern wollen keine Umgehung im Osten
 
Die Anwohner aus den Siedlungen im Osten von Reckendorf, die fürchten, dass an den Hängen im Hintergrund künftig die Bundesstraße verlaufen soll.
Die Anwohner aus den Siedlungen im Osten von Reckendorf, die fürchten, dass an den Hängen im Hintergrund künftig die Bundesstraße verlaufen soll.
 
Durch den Talgrund (im Hintergrund) würde durch die Querung der Bundesstraße in Richtung Laimbach verlaufen.
Durch den  Talgrund (im Hintergrund) würde durch die Querung der Bundesstraße in Richtung Laimbach verlaufen.
 
In Baunach weist dieses Plakat auf die Verkehrsbelastung in der Stadtmitte hin.
In Baunach weist dieses Plakat auf die Verkehrsbelastung in der Stadtmitte hin.
 
Die erste "Protestnote"- von Kindern niedergeschrieben.
Die erste "Protestnote"- von Kindern niedergeschrieben.
 

In Reckendorf verläuft die Bundesstraße 279 mitten durch die Ortschaft. Sie markiert damit auch eine Trennlinie zwischen Befürwortern und Gegnern der alternativen Trassen, die künftig den Durchgangsverkehr um die Gemeinde herumführen sollen.

Victoria ist ein aufgewecktes Mädchen - und ein schlaues. Während sich ihre Eltern für ein Protestfoto wegen einer möglichen Ostumgehung aufstellen, schnappt sich die gewiefte Grundschülerin ihre Freunde aus der Nachbarschaft und den Notizblock des Zeitungsmannes, um eine erste Unterschriftenaktion zu starten: Neun Knirpse aus der Siedlung östlich der Bahnlinie drücken das aus, was viele Familien in rund 200 Anwesen bewegt: Sie alle betrachten eine Umgehung der Bundesstraße 279 im Osten von Reckendorf als Horrorszenario, wie bei einer Spontan-Demonstration am Dienstagabend deutlich wurde.

Nachdem sich wegen der Pläne zu einer Westumgehung bereits eine Bürgerinitiative gegründet und jede Menge Unterschriften gesammelt hat, gehen nun auf der "Gegenseite" die Siedler im Osten auf die Barrikaden. Mit einer Menge guter Argumente. Die hatten zunächst acht Ehepaare in einem Schreiben an den Gemeinderat zusammengetragen. Binnen weniger Tage hat sich der Widerstand zu einer breiten Protestfront formiert. Die meisten der Häuslebauer haben ihre Grundstücke in den letzten zehn Jahren von der Gemeinde erworben - im Vertrauen darauf, dass dort nie eine Umgehungsstraße verlaufen würde. "Das wurde mir von der Gemeinde in die Hand versprochen", versichert ein Anwohner, der erst vor eineinhalb Jahren gekauft hat. Seine Nachbarn pflichten ihm bei: "Mit Hinweis auf die unmittelbar angrenzenden Natur- und Vogelschutzschutzgebiete europäischen Ranges hat es stets geheißen, dass niemals eine Bundesstraße kommen wird." So sahen es zuletzt auch die Verantwortlichen des Staatlichen Bauamtes in Bamberg bei einer Informationsveranstaltung im Juli.

Angst vor einem Einlenken


Durch den öffentlichen Druck, der nunmehr gegen die Westumgehung aufgebaut wurde, fürchten die "Ostler", dass die Planer eine Kehrtwende vornehmen könnten. Oder: Dass gar nichts passiert. "Eigentlich hat sich jeder, der gegen die Westtrasse unterschrieben hat, dafür ausgesprochen, dass gar nichts passiert. Dann kommt eben nichts und die Autos fahren weiter mitten durchs Dorf", schlussfolgert eine junge Mutter aus dem Eduard-Wagner-Ring. "Wenn von Anfang mit offenen Karten gespielt worden wäre, hätten wir hier nie einen Bauplatz gekauft", klagt ein Häuslebauer.

"Wir haben bei Westwind seit Jahren doch auch die Abgase von der jetzigen Straße abbekommen", versucht eine ältere Frau, einem Kritikpunkt aus der Westsiedlung den "Wind" zu nehmen. Viele Mütter treibt eine ganz andere Sorge um: "In keiner anderen Siedlung gibt es so viele Kinder wie bei uns."

Auch Naturfreunde kommen zu Wort: "Die notwendigen Schallschutzwände würden die Sicht auf den Wald komplett versperren." Ein Gräuel ist vielen Anwohnern auch die Vision von einer Talquerung vor Laimbach, wo die Straße wegen der ständigen Hochwasser auf Stelzen gestellt werden müsste: "Ein Wahnsinn!", entfleucht es einer Frau, die das Futterrevier der Störche vor der Zerstörung wähnt und dies mit Fotos belegt.

"Haben schon eine Lärmbelästigung"


Die Anwohner aus der Alt- und Neusiedlung im Osten sehen ihren Anteil an der Gemeinschaft schon erbracht: "Wir müssen täglich den Zug ertragen, am Wochenende auch bis mitten in die Nacht. Und außerdem wurde uns noch die Kläranlage vor die Nase gesetzt." Daher würde eine Bundesstraße, die bis 50 Meter an die Bebauung heranreicht, nicht geduldet. "Die geht ja bei mir fast über die Terrasse", schimpfte ein Holzhausbesitzer beim Blick auf den Plan mit den Trassenvarianten. Auch die Verkehrsbedeutung haben die Ost-Reckendorfer mittlerweile unter die Lupe genommen: "Eine Westumgehung nimmt den Verkehr aus Appendorf, Dorgendorf und Gerach viel effektiver auf. Bei einer Ostlösung müssten diese Autofahrer weiterhin quer durch die Ortschaften hindurch", rechnete eine Wortführerin vor. Sie sieht durch eine Ostumgehung auch keine Entlastung der Bahnhofstraße im Ortskern, weil "unsere Siedlung gar nicht an die Umgehung angebunden wird".