Die "Georg-Göpfert-Mittelschule" in Eltmann hat einen neuen Rektor. Raimund Willert übernimmt die größte Mittelschule im Landkreis Haßberge. Wir haben mit dem Rektor über seine neue Aufgabe gesprochen.
Sie sind Rektor der Mittelschulen Ebelsbach und Eltmann, wechseln nun von einer kleinen Schule an die größte Mittelschule des Landkreises mit ca. 45 Lehrern und pädagogischem Personal. Mit welchen Herausforderungen ist das verbunden? Willert: Nun, es lässt sich mit einem einfachen Faktor ausdrücken: Allein die Mittelschule Eltmann hat vier mal so viele Schüler, vier mal so viele Lehrer und ein breiteres Angebot. Zum Glück arbeiten an der Schule erfahrene Kolleginnen und Kollegen. Ihnen danke ich an dieser Stelle für ihr Offenheit, Geduld und Zuverlässigkeit. Man kann sich das wie ein Orchester vorstellen. Jeder ist ein Könner auf seinem Gebiet, ein Virtuose auf seine Art. Meine Aufgabe ist es für ein harmonisches Zusammenspiel zu sorgen.
Die Mittelschule hatten in den vergangenen Jahren doch eine schwierige Phase zu durchlaufen. Hat sich dies in jüngerer Zeit geändert und wie sehen Sie die Zukunft der Mittelschule? Was heißt "schwierige Phase"? Wir wissen alle um die demografische Entwicklung, die zusammen mit der erhöhten Durchlässigkeit zwischen einzelnen Schularten zu einem Schülerrückgang führt. Zum Schuljahr 2014/15 haben 35,5 Prozent der Viertklasseltern im Landkreis Haßberge die Mittelschule für ihre Kinder gewählt. Dieser vergleichsweise hohe Anteil (bayernweit liegt dieser Anteil bei 28 Prozent) zeugt von dem Vertrauen der Eltern in unsere Schulart.
Gründe dafür werden vor allem im Klassenleiterprinzip, in der vertieften Berufsorientierung und dem breiten Ganztagesangebot gesehen. Hinzu kommt, dass auch an einer allgemeinbildenden Mittelschule ein mittlerer Bildungsabschluss erreicht werden kann.
Zu Ihrem Mittelschulverbund gehört auch Zeil-Sand; dazu gibt es noch weitere Klassen an der Mittelschule Ebelsbach und in der Außenstelle Trossenfurt. Werden die Standorte erhalten bleiben oder sind noch weitere Konzentrationen zu erwarten? Vor fünf Jahren, bei seiner Gründung, waren es insgesamt fast noch 700 Schüler, die an den Mittelschulen Ebelsbach, Eltmann sowie Zeil-Sand unterrichtet wurden. In fünf Jahren werden es den aktuellen Prognosen zufolge insgesamt noch ca. 400 Schüler sein. Es liegt auf der Hand, dass wir inhaltlich, organisatorisch und personell zusammenwachsen werden. Bekanntlich liegen allerdings zwischen rationaler Einsicht in eine Notwendigkeit, emotionaler Zustimmung und persönlichem Engagement für eine Veränderung viele kleine Schritte. Erste sind von den drei Kollegien bereits gemeinsam gemacht worden.
Wo sehen Sie die Schwerpunkte und Ziele Ihrer Schule und Ihrer zukünftigen Arbeit? Es gibt zwei Herausforderungen. Die erste ist es, den Verbund in die Köpfe aller Beteiligten - also Schülern, Eltern, Lehrern, Sachaufwandsträgern - zu bringen und entsprechende Schritte konsequent weiterzugehen. Das andere ist die Komplementierung des neuen Lehrplans, der stärker als bisher auf das Erlangen von Kompetenzen bei den Schülern ausgerichtet ist. Auch dieses wird übrigens im Verbund erfolgen.
An "Schulberg" in Eltmann wurde in den letzten Jahren und wird derzeit auch noch viel investiert. Gibt es nach Ihrer kurzen Einarbeitung noch oder schon Wünsche für Ihre Schule an die Stadt und die beteiligten Gemeinden? Das klingt fast wie "wünsch' dir was". Ich bin der Meinung, wir sollten realistisch sein. Notwendige Dinge gilt es direkt anzugehen. Es muss nicht alles auf einmal sein und dennoch muss einmal alles erledigt werden. Mit der Außenwelt vernetzte Klassenzimmer und eine medien- und informationstechnische Grundausstattung zählen beispielsweise zu diesen Notwendigkeiten. Auch die Situation an der Schulbushaltestelle am Schulberg braucht eine Lösung. Meiner Meinung nach wird es ein konzertierter Maßnahmekatalog sein. Die Stadt Eltmann sucht bereits Freiwillige, die für eine Aufwandsentschädigung ihre Hilfe anbieten. Zukünftig brauchen die Ganztagesangebote entsprechend Raum, und auch hier hat die Stadt signalisiert zu helfen. Für dieses Engagement der Stadt kann ich mich nur bedanken und hoffen, dass diese notwendigen Wünsche auch wahr werden.
In Ihrer bisherigen Schullaufbahn haben Sie einige Schulen im Landkreis kennengelernt und haben sogar durch einen mehrjährigen Auslandsaufenthalt in Spanien auch einmal in ein anderes europäisches Schulsystem einen Blick werfen können. Welche Anregungen oder Ideen konnten Sie mit in den Landkreis nehmen oder sind Ihnen heute noch nützlich? Auch das portugiesische Schulsystem habe ich kennen lernen dürfen. Den spanischen und portugiesischen Schulsystemen ist die Vielzahl unterschiedlichster Privatschulen gemeinsam. Ich bin froh, dass wir ein weitgehend staatliches Schulsystem haben, das für eine solide Allgemeinbildung, eine individuelle Berufsfindung und qualifizierte Berufsausbildung sowie vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten sorgt. Wenn Bildung ernsthaft als unsere wichtigste Ressource gesehen wird, dann darf sie nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Die große Politik setzt den Rahmen, das Kultusministerium stellt das Personal und der Sachaufwandsträger sorgt für eine entsprechende Ausstattung. Meine Idee wäre, dass Deutschland im Verhältnis gesehen mindestens so viel in Bildung investiert wie die Länder der iberischen Halbinsel. Mein Wunsch wäre auch, wir könnten mit Dänemark, Schweden oder Finnland mithalten.
Zu Beginn der feierlichen Einführung sprachen Schulrätin Claudia Schmitt und Konkrektor Waldemar Baumann Grußworte:
"Als Rektor bestimmen Sie wesentlich die Qualität und somit die Strahlkraft Ihrer Schule durch das gemeinsame Streben und Bemühen aller Beteiligten Ihrer Schulfamilie um Bildung und Erziehung. Sie sind ein Schulleiter, der impulsgebend und mit ausgeprägter Sozialkompetenz seine Profession begreift. Es wird Ihnen sicherlich gelingen, das Profil Ihrer Schulen positiv fortzuschreiben durch mannigfaltige Ideen und der Bewahrung bestehender Werte." Dies betonte Schulrätin Claudia Schmitt bei der Einführung von Raimund Willert als Rektor der "Georg-Göpfert-Mittelschule" in Eltmann.
Konrektor Waldemar Baumann begrüßte die Gäste und gab seiner Freude Ausdruck, dass er die Einführung organisieren durfte. Sie wären ja gemeinsam auch im Kollegium schon an der Mittelschule Ebelsbach gewesen. Mit dem neuen Amt übernehme Raimund Willert aber differenziertere und komplexere Aufgaben, die er bisher schon mit großem Fleiß in den Griff bekommen habe. Den neuen Rektor bezeichnete er als Dirigent, der den Takt angebe und die Tonart bestimme. Misstöne sollten auf die Proben beschränkt sein.
Schulrätin Claudia Schmitt ließ keinen Zweifel daran, dass Kollege Willert mit den Anforderungen an einen Schulleiter im 21. Jahrhundert vertraut sei. Jedoch stelle sich die Verantwortung nun weitaus größer als an seiner bisherigen Schule in Ebelsbach, "weil Sie nun seit dem 1. August 2014 in Personalunion auch Rektor der Mittelschule Eltmann sind und dreimal so viele Kolleginnen und Kollegen führen. Das verlangt Ihnen zusätzliche Zeit ab, um allen gerecht zu werden."
Vertrauensvolle Zusammenarbeit Nur auf dem Nährboden der vertrauensvollen Zusammenarbeit sei es möglich, Kollegen stark zu machen, was nichts anderes heiße als die Unterrichtsqualität voranzubringen. "Bleiben sie weiterhin ein engagierter Anwalt ihrer Schüler und Kollegen in allen Lebenslagen. Wer Menschen ins Herz schließt und ihnen Respekt entgegenbringt, der kann ihr Potential und ihre verborgenen Schätze heben."
Sie zeigte Respekt vor seiner bisherigen Führungsfunktion. Führung heiße aber auch immer ein sensibles Gleichgewicht herzustellen zwischen Kollege sein und Richtung vorgeben. Dies sei nicht als einmalige Sonderleistung gefragt, sondern werde täglich neu gefordert.
Bürgermeister Michael Ziegler gab gleichzeitig in seiner Funktion als stellvertretender Landrat das Sprichwort mit auf den Weg "wohin die Reise geht, hängt nicht von der Windrichtung ab, sondern davon, wie man die Segel setzt". So werde Rektor Willer als neuer Schulleiter künftig in der Rolle dessen sein, der vorgebe, wie die Segel gesetzt würden. "Als Manager und wichtigster Ideengeber Ihrer Schule ist es Ihre Aufgabe, die Schulentwicklung voranzutreiben und für ständige Erneuerung und Verbesserung zu sorgen. Als Pädagoge kümmern Sie sich um die Qualität des Unterrichts, die Zusammenarbeit mit den Eltern und nicht zuletzt um einen guten Kontakt zu den Schülern. Obendrein sind Sie noch Verwaltungschef, Personalleiter und Controller."
Er sei froh, dass mit Raimund Willert eine Persönlichkeit das Ruder dieser Schule übernommen habe, "die im Laufe der Jahre ein sehr eigenes, an anerkanntes und starkes Profil erarbeitet und ausgebaut hat. Die Eltmanner Schule hat einen guten Ruf und ist weit über die Landkreisgrenze hinaus bekannt, nicht zuletzt mit einer der besten Schülerzeitungen in ganz Deutschland." Die Georg-Göpfert-Schule fördere gezielt Talente, Selbstbewusstsein und Eigeninitiative ihrer Schüler und unterstütze sie auf vielfältigste Weise auf die bevorstehende Berufswahl.
Für die Kollegen überbrachte Personalratsvorsitzender Matthias Weinberger die Glückwünsche und bescheinigte Raimund Willert Schlüsselqualifikationen für dieses Amt. Darin solle er sich auf seine fünf Sinne verlassen wie ein offenes Ohr, einen scharfen Blick für schulpolitische Veränderungsprozesse, einen guten Riecher für problematische Fälle, taktile Fähigkeiten oder auch einen guten Geschmack.
Eine glückliche Hand bei allen Entscheidungen wünschte Elternbeiratsvorsitzende Doris Schramm und die dienstälteste Lehrerin Brigitte Müller hieß den neuen Rektor mit einem Gedicht willkommen. Dazu bot die Lehrerband einige selbst gedichtete Songs wie "ich hör auf mein Herz" oder "Raimund", die Schulband sang "herzlich willkommen" und die 8. Klasse "Four Chord Song".
Biografisches Geboren 27. Juni 1965 in Bad Kreuznach
Abitur 1988 am Friedrich-Liszt-Gymnasium Gemünden;
Lehrer Lehramtsanwärter an der Volksschule Zeil/Sand, Lehrer zur Anstellung an der Volksschule Rauhenebrach, Lehrer an der Hauptschule Zeil/Sand, Hauptschule Theres, Ebelsbach;
2009 Schulleiter-Stellvertreter in Ebelsbach, Rektor an der Mittelschule Ebelsbach;
2014 Rektor an der Georg-Göpfert-Mittelschule Eltmann
Mittelschulverbund Ebelsbach-Eltmann-Zeil-Sand