Eberns Stadtrat zeichnete verdiente Bürger in den zum Bürgersaal umgebauten Räumlichkeiten der früheren Kaserne aus. Das Ambiente kommt an. Früher erhielten dort bis 1500 Rekruten ihren "Mampf zum Kampf".
Eigentlich entspricht es nicht ihrem Naturell, sich ins Rampenlicht zu drängeln. Eher zurückgezogen, aber entschlossen verrichtet Ruth Einwag (49) ihre Arbeit im Sekretariat der Eberner Mittelschule. Dort nahm sie am 29. November 2011 auch den Anruf entgegen, der ihr Leben und den einer befreundeten Familie von einem Tag auf den anderen komplett ändern sollte: Linus hat Leukämie erfuhr Ruth Einwag über den Sohn einer Kollegin an der Schule.
Zusammen mit vielen Freunden und Verwandten der Familie aus Rentweinsdorf stellten Ruth Einwag und ihre Tochter Steffi (20) eine "bislang einzigartige Hilfsaktion, wie sie Ebern noch nicht erlebt hat", auf die Beine, wie es Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) beim Neujahrsempfang der Stadt am Dienstagabend im Bürgersaal formulierte. Und deswegen musste die Pfaffendorferin doch einmal ins Rampenlicht.
Mammutaufgabe gemeistert Sie hat die Shuttle-Busse organisiert, die Feuerwehren als Verkehrslenker rekrutiert, die Sporthalle angemietet und fungierte ständig als "Pressesprecherin". Der Bürgermeister: "Ruth Einwag war Einsatzzentrale und Ansprechpartnerin vor Ort."
Den Erfolg der Hilfsaktion machte das Stadtoberhaupt an Schlagzeilen und ein paar Zahlen fest. Fast 7000 Menschen ließen sich typisieren, über 240 000 Euro sind an Spenden eingegangen, damit die Blutproben in Labors untersucht werden konnten.
Linus hat mittlerweile eine Knochenmarkspende aus Kanada bekommen und "die Behandlung spricht an, das ist schon die halbe Miete", hat sein Vater jüngst verraten, auch wenn es aufgrund der vielen Medikamente Rückschläge gibt, wie seine Mutter unserer Zeitung zu Weihnachten mitteilte.
Über die Auszeichnung durch die Stadt freuten sich Ruth Einwag und Steffi, auch wenn sie stets die Gemeinschaftaktion mit den Freunden aus Mürsbach, Rentweinsdorf, Hallstadt, Viereth und Oberhaid herausstellten. "Zwischen Januar und März ging gar nichts anderes mehr", erinnert sich Einwag. Daheim nicht und auch in der Schule nicht. Bis in den Juli hätten sich die Aktionen hingezogen, seien nun aber abgeschlossen. Die Ehrung bilde somit einen angenehmen Abschluss.
Die Einwags bekamen Urkrunde und Ebern-Buch so wie auch die weiteren Geehrten.
Dies waren Florian Meixner aus Gereuth, der als Auszubildender bei der Firma Lösslein trotz einer verkürzten Ausbildungszeit als Innungsbester abschnitt, Hornmeister Reinhard Lösslein, dessen Bläser beim Landeswettbewerb unter 65 Gruppen zum dritten Mal in Folge Gold holten, Matthias Schad für den Posaunenchor, der sein 50.Jubiläum feierte und Peter Ruppert als Trägervereinsvorsitzender des Weltladens, der vor zehn Jahren seinen Betrieb aufnahm.
Vor 50 Jahren in Kompaniestärke Die Premiere im einstigen Mannschaftsspeise-Saal, wo in Glanzzeiten fast 1500 Soldaten zweier Bataillone verpflegt wurden, nutzte Bürgermeister Herrmann auch zu einem Rückblick, da just am 7.Januar 1963, also vor 50 Jahren, das Jägerbataillon 101 (später Panzergrenadierbataillon 103) in kompletter Stärke seinen Dienst aufnahm. "Wir werden die über 40-jährige Gesichte als Garnisonsstadt nie vergessen." Doch die Zeiten hätten sich gewandelt. Es entstand der "Gewerbepark Alte Kaserne", Auch wenn der Begriff "alt" negativ besetzt sei, habe sich doch viel Neues entwickelt und sich mittlerweile 20 Unternehmen angesiedelt.
Stadthalle-Thema erledigt Es hallt noch gewaltig und die spartanisch kahl gehaltenen Wände hätten noch so manchen Farbtupfer verdient. Aber ansonsten kam der neue Bürgersaal im früheren Wirtschaftsgebäude der Bundeswehr bei den über 200 geladenen Gästen gut an.
Trotz anfänglicher Skepsis ist Kulturringsvorsitzender Eberhard Wohl als Sprecher der Vereine "nun richtiggehend begeistert". Wohl: "Das reicht von der Größenordnung her besonders wenn dann noch eine Bühne angebaut und noch etwas renoviert wird. Damit hat sich das Problem Stadthalle wohl erledigt."
Zum Neujahrsempfang wurde der erste Bauabschnitt gerade noch rechtzeitig fertig. Die neuen Sanitäranlagen sind erstellt, die letzten 70 Stühle waren erst am Tag vor der Veranstaltung eingetroffen. Der zweite Bauabschnitt folgt im laufenden Jahr. So soll die Decke verändert und die Akustik verbessert werden. Der Bühnenbau hängt laut Bürgermeister von der "Prioritätensetzung und der Kassenlage ab".
Weitere Stimmen über den neuen Bürgersaal finden Sie in der Haßbergausgabe vom Donnerstag