Lehrerin war ihr Traumberuf

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Gut vier Jahrzehnte lang war Roswitha Ebert Grundschullehrerin, zuletzt Rektorin der Grundschule Rauhenebrach in Untersteinbach. Mit dem Ende des Schuljahres geht sie in den Ruhestand. Dann tritt sie letztmals durch die Tür des frisch sanierten Schulhauses. Foto: Sabine Weinbeer
Gut vier Jahrzehnte lang war Roswitha Ebert Grundschullehrerin, zuletzt Rektorin der Grundschule Rauhenebrach in Untersteinbach. Mit dem Ende des Schuljahres geht sie in den Ruhestand. Dann tritt sie letztmals durch die Tür des frisch sanierten Schulhauses.  Foto: Sabine Weinbeer

Roswitha Ebert, die Rektorin der Grundschule in Rauhenebrach, geht in den Ruhestand. Sie hat viele Veränderungen erlebt.

"Ich wollte nie etwas anderes machen, ich würde es auch wieder tun, aber jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um aufzuhören." Das ist das Fazit von Roswitha Ebert, die nach 42 Jahren als Grundschullehrerin nun als Rektorin in den Ruhestand geht. Im Gespräch mit unserer Zeitung blickte sie zurück auf diese Zeit.

"Ich wollte immer Lehrerin werden. Als Grundschülerin habe ich ganz genau aufgepasst, wie meine Lehrerin unterrichtet hat. Das hat mich sehr vom eigentlichen Lernen abgelenkt. Irgendwann hat mir dann jemand gesagt, wie das mit der Ausbildung läuft. Und weil man dafür Abitur brauchte, bin ich halt aufs Gymnasium gegangen". Das klingt alles sehr entspannt und pragmatisch, doch so ist Rosi Ebert.
Gelassen und realistisch geht sie mit den Kindern um "und ich hatte auch nie echte Probleme, wir haben uns immer gemocht, meine Klassen und ich".


Probleme nehmen zu

Natürlich sei der Schulalltag schwieriger geworden im Laufe der Jahrzehnte, gesteht sie ein, aber die Arbeit mit den Kindern mache Freude. Deshalb habe sie auch nicht abgeraten, als zwei der vier Töchter ebenfalls die Lehrerlaufbahn einschlugen.

Roswitha Ebert, geboren in Bad Kissingen, trat nach Abitur und Studium im Schuljahr 1974/75 in den Schuldienst ein, schon nach zwei Referendariatsstellen in Sand und Erlangen kam sie nach Rauhenebrach. Dort unterrichtete auch der junge Kollege, mit dem sie schon in Sand zusammengearbeitet hatte: Oskar Ebert, der erst ihr Mann und später Bürgermeister in Rauhenebrach werden sollte.


Anfangs eine Ausnahme

Vier Töchter zogen sie groß. Als berufstätige Mutter war Roswitha Ebert vor drei Jahrzehnten noch eher eine Ausnahme. "Krippenplätze gab es nicht. Und wenn, für Konferenzen, Fortbildungen, Schullandheimaufenthalte braucht es ohnehin mehr Betreuung." Also stellte Familie Ebert eine Haushaltshilfe ein - "ein Glücksfall für mich und die Kinder, eine echte Perle, ohne die es nicht gegangen wäre", ist Rosi Ebert dankbar.

Die Volksschule Rauhenebrach war damals eine große Grund- und Hauptschule. Im Laufe der Jahre sanken die Kinderzahlen, die Hauptschule löste sich auf. Die Grundschule befindet sich jetzt im komplett generalsanierten Schulhaus. Die ganze Bauzeit gestaltete Roswitha Ebert als Rektorin mit - und jetzt geht sie in Ruhestand.


Richtiger Zeitpunkt

"Es ist jetzt richtig", erklärt die 64-Jährige. "Ich gehe mit meiner aktuellen vierten Klasse. Ein neuer Lehrplan steht an, eine neue Schulverwaltungssoftware. Sich da einzuarbeiten, wäre ein großer Aufwand für kurze Zeit."
Diese Energie steckt sie lieber in ihre drei Enkel. Mit Begeisterung deckt sie als Oma die oben erwähnten Lücken auch in der heute umfangreicheren öffentlichen Kinderbetreuung ab, wenn ihre Töchter außerhalb des normalen Lehrbetriebs gefordert sind. "Ich bin ein echt beliebter Babysitter", sagt sie lächelnd. Außerdem will sie sich einigen Dingen widmen, die in den vergangenen Jahren etwas zu kurz kamen. Die romanischen Sprachen lagen ihr in der Schule. Sie lernt jetzt Italienisch, ein Intensiv-Sprachkurs in der Toskana ist gebucht. Denn auch hier hat sie gewisse Maßstäbe.


Für musische Bildung

Diese Maßstäbe setzte sie auch als Lehrerin, Konrektorin und Rektorin. "Wir versuchen den Kindern hier, auch wenn sie auf dem Land leben, möglichst viel musische Bildung mitzugeben. Literatur, Musik, Kunst, die spielen neben dem Lehrplan eine große Rolle", erklärt sie. Ein-bis zweimal ins Theater pro Schuljahr, mindestens eine Autorenlesung und die Musikerziehung, das sind Anliegen, die auch der Elternbeirat mitträgt.
Der ist nämlich sehr engagiert und versiert in dem Bemühen, Geld zu erwirtschaften, damit der Bus ins Theater auch finanziert werden kann. "Bei uns gibt es quasi zu jedem Elternabend Kaffee und Kuchen, beim Schulfest Haxen. Die Eltern sind da extrem fit", freut sich Roswitha Ebert über diese enge Beziehung zur Schule, die auch von einem Förderverein unterstützt wird.
Ansonsten gab es natürlich auch an der Grundschule Rauhenebrach die üblichen Veränderungen: mehr alleinerziehende Elternteile, Kinder, die in Patchworkfamilien leben - und das geänderte Übertrittsverhalten. Den Begriff "Grundschul-abitur" quittiert die Pädagogin mit Augenrollen. "Aber ich kann die Eltern schon verstehen. Was sollen sie denn machen, wenn überall in den Medien der Eindruck vermittelt wird, dass man schon mindestens Mittlere Reife haben muss, um was zu werden? Gott sei Dank setzt da inzwischen ein spürbares Umdenken ein. Der Handwerksberuf gewinnt wieder mehr Ansehen und das nimmt auch Druck von den Kindern."
Die Kinder, die stehen für Roswitha Ebert immer im Mittelpunkt. Deshalb bemüht sie sich mit ihrem Lehrerkollegium sowohl um Gesundheitserziehung als auch um moderne Medien. Der Computerraum der Schule ist etwas Besonderes. "Da hat uns die Gemeinde sehr geholfen", erklärt sie. Dass die Rauhenebracher Grundschüler die vierte Klasse mit dem Computerführerschein verlassen, das macht sie stolz, denn von den weiterführenden Schulen, die die Kinder besuchen, kommen dazu positive Rückmeldungen.
Sehr wertvoll sei auch die Mittagsbetreuung, die in engem Kontakt mit den Lehrkräften stehe.
Durch die lange Zeit in Rauhenebrach hat sie viele Schülergenerationen groß werden sehen, ihren Lebensweg beobachtet, sie als Eltern wieder getroffen und festgestellt, wie sich die Arbeit der Grundschule auf die Menschen auswirkt. Deshalb blickt sie zufrieden zurück und freudig in die Zukunft mit Laufen, Radfahren, Schwimmen, ihren Italienisch-Vokabeln, ihrem Ehemann, der ihr schon zwei Jahre (Un-)Ruhestand voraushat, und den Enkelkindern.