Fassungslosigkeit herrscht bei der Feuerwehr Untermerzbach, nachdem am Wochenende ein Defibrillator offenkundig entwendet wurde. Das etwa 2000 Euro teure Gerät kann bei Herz-Notfällen unschätzbare Hilfe leisten.
Tausende Menschen sterben vorzeitig am plötzlichen Herztod, weil keine flächendeckende Versorgung mit professionellen Notfall-Defibrillatoren gewährleistet ist. Diese Lücke wurde Dank der Feuerwehr Untermerzbach in der Itzgrundgemeinde Untermerzbach im Juni 2014 geschlossen. Sie schaffte ein solches lebensrettendes Gerät an und deponierte sie an einer für jedermann zugänglichen Stelle im Rathaus. Nun ist die Lücke, sprichwörtlich gesehen, wieder aufgerissen worden. An der Stelle im Behälter, in dem der "Defi" untergebracht war, herrscht gähnende Leere. Ein unbekannter hat den Defibrillator mitgenommen.
"Mir fehlen die Worte", sagt der Untermerzbacher Feuerwehrkommandant Ralph Morgenroth. Am Montagmorgen hatte ein Bauhofmitarbeiter der Gemeinde zufällig bemerkt, dass der "Defi" nicht mehr an seinem Ort im Flur des Erdgeschosses im Rathaus vorhanden war.
Kommandant Morgenroth blickt nachdenklich und schüttelt den Kopf. "Mal abgesehen vom finanziellen Schaden - der 'Defi' hat den Feuerwehrverein 2000 Euro gekostet - geht mir nicht in den Kopf, wie jemand dieses Gerät, mit dem im Notfall Menschenleben gerettet werden können, einfach mal so mitnimmt."
Spurlos verschwunden Morgenroth sagt, dass er bei der Integrierten Rettungsleitstelle in Schweinfurt nachgefragt habe, ob eventuell ein medizinischer Notfall war, bei dem der "Defi" benutzt wurde. Das war nicht der Fall. Auch Umfragen im Dorf brachten kein Ergebnis, sodass davon auszugehen ist, dass dieses Gerät, mit dem Menschenleben gerettet werden können, geklaut wurde.
Auf Anfrage zeigte sich auch Bürgermeister Helmut Dietz (SPD) verbittert. "Das ist schon sehr dreist ein medizinisches Gerät zu entwenden, im Wissen, das es sich um ein Gerät handelt, mit dem bei Herzstillstand Mitbürgerinnen oder Mitbürgern das Leben gerettet werden kann. Das ist für mich nicht nachvollziehbar", sagte der Bürgermeister sichtlich enttäuscht. Er kann sicher sagen, dass der "Defi" am letzten Freitag, 13. März, noch vorhanden war. Deshalb müsste die Tatzeit, wie auch von Kommandanten Ralph Morgenroth angenommen, am letzten Wochenende (14./15.März) gewesen sein.
Jede Minute zählt Der Zeitrahmen für die Rettung ist bei einem kardialen Notfall äußert eng. Ein beispielloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Jede untätige Minute ohne Defibrillation mindert die Überlebenschancen. Nach längstens fünf Minuten entstehen bereits die ersten massiven neurologischen Defizite und bald danach irreparable Hirnschäden. Fachleute gehen davon aus, dass bis zu 75 Prozent der Betroffenen mit Hilfe eines professionellen Defibrillators schadensfrei gerettet werden könnten. Auch in der Akutphase eines Herzinfarktes treten häufig gefährliche Herzrhythmusstörungen auf. Selbst kleinere Infarkte führen nicht selten zu Kammerflimmern und anschließendem plötzlichen Herztod.
"Das sind Fakten, die uns bei der Feuerwehr bewegten, einen "Defi" für unsere Gemeinde anzuschaffen", sagt Ralph Morgenroth. Die nächst- erreichbaren Defibrillatoren finden sich in Ebern im Bereich der Grauturm-Apotheke und im LMV-Gebäude der Firma FTE. Doch der Weg dorthin ist aus Sicht der Bewohner im Itzgrund sicher keine Angelegenheit für einige wenige Minuten...
Die Polizei ermittelt Wie sagte Zweiter Bürgermeister Siegfried Kirchner, als im Juni 2014 der "Defi" in Untermerzbach übergeben wurde: "Die Gemeinde dankt der Feuerwehr für diese lebensrettende Investition. Dabei hoffen wir, dass der Defibrillator nicht zum Einsatz kommen muss, analog wie bei der Feuerwehr, der man gute Übungen aber keine Einsätze wünscht." Dass zwielichtige Gestalten das Gerät mitnehmen könnten, hatte er damals ganz sicher nicht in Erwägung gezogen.
Ralph Morgenroth hat bei der Polizeiinspektion Ebern Anzeige wegen Diebstahls erstattet. Jeder, sofern er irgendwelche Wahrnehmungen gemacht hat, die in Zusammenhang mit dem dreisten Diebstahl stehen könnten, ist aufgerufen, sich bei der Polizei in Ebern, Telefonnummer 09531-9240, zu melden.