Der Tag der offenen Tür der Lebenshilfe in Ebern war begleitet von Diskussionen über die ungewisse Zukunft der Einrichtung. Mit Kommentar von Helmut Will.
Die Kinder waren unbeschwert, tollten herum, hatten Spaß. Allerdings schien die Stimmung von Eltern, Besuchern und Verantwortlichen beim Sommerfest der Lebenshilfe am Samstag eher gedrückt. Nachdenkliche Gesichter waren zu sehen, Diskussionen in kleinen Gruppen fanden statt. Das Schwert des Damokles schien über dem Sommerfest zu schweben. Gibt es diese Einrichtung nächstes Jahr noch?
Ein grübelndes Gesicht auch beim Vorsitzenden der Lebenshilfe
Ebern, Hans-Werner Steger. Er berichtet von Gesprächen, die mit dem Landrat, dem Bürgermeister von Ebern und der Vorstandschaft der Lebenshilfe stattfanden. "Der Landrat hat sich bemüht zu vermitteln, viel Neues ist dabei nicht herausgekommen, die letzte Hoffnung, die Einrichtung in Ebern zu erhalten, ist noch nicht geschwunden. Wir bemühen uns einen Weg zu finden, dass es weitergeht, aber das Ergebnis ist ziemlich offen", sagte er.
Der Sprecher des Elternbeirates, Ralph Bremicker, drückt seine Enttäuschung über die Vorgänge um die Einrichtung der Lebenshilfe Ebern aus und verbindet damit eine unausgesprochene Kritik gegen die Führung der Lebenshilfe in Haßfurt. "Als wir von den Plänen Kenntnis erlangt haben, dass die Lebenshilfe Ebern in Frage gestellt ist, muss im Hintergrund schon einiges gelaufen sein, wie man im Nachhinein fest stellt", sagte er. Nachfolgend habe man einiges in die Wege leiten und darauf aufmerksam machen können, was für ein wundervolles Haus das in Ebern ist. "Den Tag der offenen Tür habe man für die Kinder der Lebenshilfe und jene, die aus der Nähe zu Besuch kamen, organisiert. "Wir wollen zeigen, was die Lebenshilfe und die Herzlichkeit der Mitarbeiter hier ausmacht, wir wollen das in die Öffentlichkeit tragen." Diese Einrichtung in Ebern habe für Eltern von Kindern, die dort betreut werden, einen hohen Stellenwert und das wirke tief in das Privatleben hinein. Man wolle alles dafür tun, diese "einmalige Einrichtung" zu erhalten.
Landrat: Gespräche finden statt
Landrat Wilhelm Schneider (CSU) hat sich eine kurze Stippvisite beim Sommerfest nicht nehmen lassen, wohl um seine Solidarität mit der Lebenshilfe Ebern zu bekunden. Am Freitag wurde ein Gespräch mit Verantwortlichen aus allen betroffenen Bereichen und einer Vertreterin der Regierung von Unterfranken geführt. Es sei ein sehr umfassendes, teilweise emotional geladenes Gespräch gewesen, sagte Schneider. "Konkret sieht es momentan nicht gut aus, weil für Ebern eine zu geringe Anzahl von Kindern vorhanden ist."
Drei wären es in der Mittelstufe und die Vertreterin der Regierung sagte, dass eine Klassenstärke von acht Kindern vorhanden sein müsse. Sie habe von einer Untergrenze von mindestens sieben Kindern gesprochen, um die Einrichtung in Ebern weiter führen zu können, aber diese Zahl sei offenbar nicht zu erreichen. "Wir haben es abgecheckt, sind konkret alles durchgegangen", sagte Schneider, aber die Anzahl reiche derzeit nicht aus. Ein "Rettungsanker" könnte sich auftun, wenn etwa Kinder aus Reckendorf oder Baunach die Einrichtung in Ebern besuchen würden. "Das wäre noch der einzige Hoffnungsschimmer", resümierte der Landkreischef. "Aus heutiger aktueller Sicht sieht es nicht gut aus, die Einrichtung in Ebern wie bisher weiter zu führen. Es geht vor allem um die Kleinen und wir sind weiter ernsthaft bemüht, nach einer Lösung zu suchen."
Klare Worte fand der 65-jährige Adalbert Holzberg aus Eyrichshof und bemängelte ein gewisses Desinteresse in der Bevölkerung. Er selbst habe aus der eigenen Familie oder von Bekannten kein Kind in der Lebenshilfe. Warum ist er also da? "Ich will mich, als jemand der als Rentner Zeit hat, für Belange, die meine Heimatstadt betreffen, einsetzen", sagt er. Er spannt von der Lebenshilfe einen Bogen zum Krankenhaus in Ebern und zeigt seine Enttäuschung, dass sich zu wenige Bürger an Diskussionen, wo es um den Erhalt von Einrichtungen für Ebern geht, beteiligen.
Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann bezeichnete die Bemühungen aller, die Einrichtung zu erhalten, als nötig und lobenswert. Sein Appell an Eltern, die ihre Kinder nicht in Ebern betreuen und schulen lassen: "Helfen sie mit, dass wir die Einrichtung in Ebern erhalten können, melden sie ihre Kinder dort an, damit der Fortbestand der Lebenshilfe in Ebern gesichert werden kann."
Silke Jeschek als Vertreterin der Eltern im Grundschulbereich sagte: "Wir kämpfen für unsere Kinder, weil einfach diese individuelle Arbeit, die hier geleistet wird, was wertvolles und ganz besonderes ist." Besonders sei für sie, die betreuten Kinder ins Stadtgeschehen zu integrieren, damit sie am Leben teilhaben. "Das ist einfach Gold wert, dafür kämpfe ich."
Kommentar von Helmut Will: Zu wenige Kinder? Solidarität beweisen!
"Das Sommerfest bei der Lebenshilfe in Ebern am Samstag stand unter keinem guten Stern. Die Einrichtung ist in Frage gestellt und nach derzeitigen Erkenntnissen wohl nicht zu halten. Seit vielen Jahren engagieren sich dort Personal, der Landkreis, Stadt und Eltern, um benachteiligte Kinder zu fördern, ihnen ihr Leben zu erleichtern, sie nach Möglichkeit in den Schulalltag zu integrieren. Eltern von Kindern, die in der Lebenshilfe Ebern untergebracht sind, wissen um den Wert der Einrichtung und schätzen diese. Jemand, der nicht direkt betroffen ist, hält sich dagegen eher zurück, sich für die Einrichtung einzusetzen, hat Adalbert Holzberg beobachtet, der sich als Bürger für den Erhalt der Lebenshilfe Ebern stark macht.
Ja, drei oder vier Kinder sind sicher zu wenig, so eine Einrichtung unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit fortzuführen. Deshalb darf auch auf den Appell von Bürgermeister Jürgen Hennemann verwiesen werden, dass Eltern betroffene Kinder in der Lebenshilfe in Ebern anmelden sollten. Das geht auch an die Adresse von Eltern aus dem Raum Reckendorf oder Baunach, die hier Solidarität beweisen könnten, um die kleine Tagesstätte, die tolle Arbeit leistet, zu halten. Die Zahl von sieben oder acht Kindern würde alles in ein anderes Licht rücken, das Schwert des Damokles würde über der Einrichtung verschwinden."
Da muss man aber schon auch die Regierung von Unterfranken in die Pflicht nehmen, die es über all die Jahre versäumt hat, einen bezirksübergreifenden Eberner Schulsprengel mit der Regierung von Oberfranken festzulegen! Wie man sieht, ist der Altlandkreis Ebern kein Hirngespinst, sondern hätte einen direkten praktischen Nutzen.
Das gleiche Schicksal könnte auch dem Eberner Gymnasium bevorstehen, wenn das Dientzenhofer-Gymnasium von Bamberg nach Hallstadt, Memmelsorf (Ofr.) oder Scheßlitz verlagert wird.