Weiterbildung und berufliche Qualifikation sind auch bei Landwirten entscheidend für den Erfolg. Das wurde auf der Hauptversammlung des Verbands für landwirtschaftliche Fachbildung deutlich.
Trotz des unbeständigen Wetters konnten die Landwirte im vergangenen Jahr eine gute Ernte einfahren. Das war eines der Themen, mit dem sich der Verband für landwirtschaftliche Fachbildung (VLF) bei seiner Jahreshauptversammlung im Hotel Goger in Augsfeld beschäftigte.
Behördenleiter Herbert Lang vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wies auf die Herausforderungen hin, denen sich Landwirte stellen müssten: "Die Landwirtschaft wird immer anspruchsvoller und die Ansprüche und Herausforderungen lassen sich nur mit Freude am Beruf und enormen Bildungsinteresse bewältigen. Noch nie gab es so viele bestens qualifizierte Bäuerinnen und Bauern und alle wissen, dass der Wille zur erfolgreichen Weiterbildung über die berufliche Zukunft entscheidet. Das macht den Verband für landwirtschaftliche Fachbildung (VLF) auch so wertvoll und unverzichtbar," soLang.
Weniger Betriebe VLF-Vorsitzender Steffen Beiersdörfer gab zu Beginn einen kurzen Rückblick auf das vergangene Jahr, in dem die Witterung sehr unterschiedlich war und man trotzdem auf einen sehr guten Ernteertrag kam. Allerdings seien auch die Preise leicht in den Keller gegangen und auch der Exportstopp für Russland habe sich ausgewirkt. Im Landkreis seien von 1999 bis heute die Betrieb von 1800 auf die Zahl von 1300 zurückgegangen.
"Die Landwirtschaft steht heute stark im Fokus der Gesellschaft, aber auch die Ausbildung. So viele wie sich derzeit für eine landwirtschaftliche Ausbildung interessieren, hat es in den vergangenen 20 Jahren nicht mehr gegeben. Landwirtschaft kann man heute nicht mehr nur mit Fleiß und gutem Willen betreiben, sondern man muss fachliches Wissen und eine gute Ausbildung besitzen sowie einen erfolgreichen Abschluss vorweisen können", betonte Martin Mack, Ausbildungsberater für Unterfranken.
Während man in anderen Berufsfeldern schon nach Ausbildungswilligen suche, sei der Trend in der Landwirtschaft ganz anders und es habe schon lange nicht mehr so viele Schüler gegeben. Auch in der Weiterbildung sei dies der Fall.
Aus dem Landkreis schlossen sogar zwei Landwirte, Johannes Käb aus Kottenbrunn und Peter Schmidt aus Alltertshausen, ihre berufliche Ausbildung mit einem Fachhochschulstudium Landwirtschaft in Triesdorf erfolgreich als "Bachelor of Science" ab und wurden dafür ausgezeichnet.
Johannes Käb ist nun im Vertrieb einer Firma für Landtechnik tätig, betreibt aber weiterhin die Landwirtschaft im Nebenerwerb. Dass er sich trotzdem gleich nach dem Abitur für ein Studium in der Landwirtschaft entschied, hatte seinen Grund. "Ich komme ja aus der Landwirtschaft und bei meiner Berufswahl nach dem Abitur kam mir deswegen auch der Gedanke, dass es vielleicht Betriebswirte oder andere Berufe zukünftig wie Sand am Meer gibt. Aber Berufe in der Landwirtschaft und Ernährung werden immer benötigt, schließlich ist die Ernährung für jeden wichtig. Ein Beruf in diesem Bereich hat also Zukunft."
Peter Schmidt aus Allertshausen hat sich nach seiner mittleren Reife für das Fachabitur an der Fachoberschule in Triesdorf entschieden und ist dann ins Studium der Landwirtschaft eingestiegen. "Für mich gab es nie eine Alternative zur Landwirtschaft. Mir machte es schon immer Spaß individuell und selbstständig zu arbeiten und damit auch den Betrieb nach vorne zu bringen. Ich bin auch heute noch im Nebenerwerb in der Landwirtschaft tätig."
Erfolgreiche Abschlüsse Ihre Berufsausbildung als staatlich geprüfte Wirtschafter für Landbau schlossen Martin Mantel aus Buch und Jörg Dellert aus Burgpreppach ab, während Julia Heil aus Rauhenebrach ihren Abschluss als Hauswirtschaftsmeisterin machte.
Mack freute sich über die große Zahl an Prüflingen für den Beruf des Landwirts. In der Region Main-Rhön hätten sich 50 zur Prüfung angemeldet, von denen 48 ihren erfolgreichen Abschluss bekamen. Zwölf davon kamen aus dem Landkreis Haßberge, 14 aus Schweinfurt, zwölf aus Bad Neustadt und zehn aus Bad Kissingen.
Die "frisch gebackenen Landwirte" aus dem Landkreis Haßberge sind Markus Nusser, Hainert, Georg Gräf, Ottendorf, Martin Zapf, Dörflis, Alexander Beierle, Dampfach, Matthias Biertempfel, Krum, Matthias Braterschofsky, Burgpreppach, Jürgen Hepp, Kerbfeld, Sven Jünger, Voccawind, Jürgen Mann, Burgpreppach, Volker Schuler, Krum, Tobias Schwappach, Aidhausen und Bernhard Achtziger, Prölsdorf.
Eine besondere Ehrung, die nur sehr selten verliehen wird, wurde auch zwei VLF-Mitgliedern zuteil. Mit dem goldenen Verbandsabzeichen geehrt wurden Imelda Hetterich aus Zeil und Harald Schäfer aus Üschersdorf.
Direktor Herbert Lang bezeichnete dabei Imelda Hetterich als das "Rückgrat im VLF Haßberge und ein Vorbild im Ehrenamt. Sie beweist immer wieder ihr Organisationstalent zum Beispiel beim Ball der Landwirte, und auf sie ist immer Verlass." Seit dem Jahre 1992 sei sie Sprecherin der Meisterausbilder und seit 2003 stellvertretende Vorsitzende des Verbandes. Ebenso sei sie seit 1992 Ortsbäuerin und von 2003 bis 2012 habe sie auch stellvertretende Kreisbäuerin gewesen. Außerdem engagiere sie sich kommunalpolitisch als Stadträtin in Zeil und Kreisrätin im Landkreis Haßberge.
Goldenes Verbandsabzeichen Das goldene Verbandsabzeichen erhielt auch: Harald Schäfer aus Üschersdorf, der den Verband als Erster Vorsitzender von 1992 bis 2008 führte, 2003 auch Bezirksvorsitzender geworden wurde und seit 2013 sogar "Vorsitzender des Verbandes landwirtschaftlicher Meister und Ausbilder für ganz Bayern" ist. Darüber hinaus sei er im Milcherzeugerring und sei Jagdvorstand in Üschersdorf. Vor allem habe Harald Schäfer seit 23 Jahren die Bildung in verantwortlicher Funktion nach vorne gebracht. "Der VFL ist ihm dabei ans Herz gewachsen. Er ist unser VLF-12-Zylindermotor. Als Vorsitzender des VLM in Bayern ist er heute einer der ersten Gesprächspartner von Landwirtschaftsminister Brunner in Fragen der Ausbildung. Dabei ist Harald Schäfer bekannt für seine Zielstrebigkeit und seine Hartnäckigkeit, aber auch sein diplomatisches Verhandlungsgeschick", so Lang.
"Tier, Technik, Terrawatt - Landwirtschaft im Fokus der Gesellschaft" hieß der Vortrag, bei dem Markus Heinz, Leiter der Abteilung Pflanzenbau und Versuchswesen von den Lehranstalten in Triesdorf die Wichtigkeit der Landwirtschaft betonte: "Die Landwirtschaft steht immer mehr im Fokus der Gesellschaft und genießt auch gesteigerte Aufmerksamkeit der verschiedensten Interessengruppen. Bei einer guten Situation bei Milch und Getreide in den vergangenen Jahren treten dabei auch Neider auf. Der Trumpf der Landwirtschaft ist aber, dass wir Güter produzieren, die jeder braucht. Damit muss aber auch Geld zu verdienen sein," bilanzierte Heinz.
Dabei ließ er keinen Zweifel daran, dass die Landwirtschaft noch leistungsfähiger werden müsse, wenn man das Wachstum der Weltbevölkerung betrachte. So gehe das Produktionsniveau nach oben, das beim Getreide schon bei 2400 Millionen Tonnen liege. Hinsichtlich der Energie habe man jedoch Entscheidungen gefällt, "die bis heute noch nicht bis zum Ende durchdacht sind. Die Energiewende gelingt nur mit einer Strategie und ausreichend Zeit. Ohne politische Verlässlichkeit gibt es keine Energiewende."
Hinsichtlich des Technikeinsatzes in den Betrieben betonte er, dass sich die Landwirtschaft in den vergangenen Jahren stark gewandelt habe - mit Veränderungen der Massen je Hektar und im Transportaufkommen. Hier spiele zum Beispiel auch durch den Maisanbau die Wahrnehmung des Umfeldes eine besondere Rolle.
Bei der Tierhaltung habe man immer wieder mit gesellschaftlichen Idealvorstellungen von früher zu kämpfen. Die Grenze zwischen Massentierhaltung und artgerechter Haltung sei oft ein äußerst schmaler Grat und überhaupt sei es schwierig, eine Grenze zwischen diesen beiden Bereichen festzulegen. Er zog das Fazit, dass die Landwirtschaft nicht zum Spielball für gesellschaftliche Interessen werden dürfte.
Behördenleiter Lang vom Amt für Landwirtschaft ging in seinem Geschäftsbericht auf das Ende der "Milchquote" nach 31 Jahren, die mit vielen persönlichen Erinnerungen verbunden sei. Er weine der Quote jedoch keine Träne nach. Bei Einführung der Quote im Jahre 1984 habe es im Landkreis Haßberge noch 13 000 Milchkühe in 1928 Betrieben gegeben, was einen Durchschnitt von sieben Kühe pro Betrieb gewesen sei. Heute gebe es noch rund 7080 Milchkühe (ein Minus von 46 Prozent) in 268 Betreiben (minus 86 Prozent). Trotzdem habe der Landkreis Haßberge das stärkste Milchaufkommen in Unterfranken.
Weiter ging er auf die neue EU-Agrarreform ein, die in diesem Jahr den absoluten Arbeitsschwerpunkt im Amt darstelle. Antragstermin sei der 27. Februar. Er rechne mit über 600 Anträgen und einem Fördervolumen von mehr als zwei Millionen Euro.
Lang war sich sicher, "dass unsere Bauern auch diese Herausforderungen bestehen. Die Landwirtschaft hat zu jeder Zeit auf die gesellschaftlichen Ansprüche erfolgreich reagiert. Sei es die Ernährungssicherung in Zeiten der Not vor 70 Jahren, sei es der Wunsch nach preiswerten und hochwertigen Nahrungsmitteln." Dies sei durch eine beispielhafte Arbeitsproduktivität und enorme Ressourceneffizienz gelungen. Dabei sei auch der Umweltschutz gestiegen durch reduzierte Düngung und verbesserten Erosionsschutz. Erfreulich im UN-Jahr des Boden sei, dass sich auch der Humusgehalt der unterfränkischen Böden deutlich verbessert habe.