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Knetzgau: Maincor erwägt Produktion im Ausland - wegen hohem Strompreis


Autor: Ralf Welz

Knetzgau, Sonntag, 27. August 2023

Die Firma Maincor mit Sitz in Schweinfurt produziert künftig womöglich auch im Ausland. Grund sind die hohen Energiekosten hierzulande. "Die Frage ist, inwieweit wir in Deutschland noch wettbewerbsfähig handeln können", sagt der Geschäftsführer.
Laut Unternehmensangaben stellt Maincor mit gegenwärtig 430 Mitarbeitern am Standort Knetzgau Kunststoffrohre für verschiedene Anwendungsbereiche her.


  • Schweinfurt/Knetzgau: Rohrhersteller Maincor denkt über Produktion im Ausland nach
  • Unterfränkisches Unternehmen sorgt sich wegen Strompreis-Entwicklung in Deutschland
  • "Verunsicherung der Gesellschaft": Geschäftsführer übt Kritik an Bundesregierung
  • Statt Strom-Rabatt: Das fordert der Firmenchef - "der wesentlich sinnvollere Weg"

Vielen Betrieben bereiten die Strompreise in Deutschland nach wie vor Kopfzerbrechen. Auch wenn sich die Preise inzwischen weitgehend normalisiert haben, ist die Angst vor der Zukunft groß. Hintergrund ist das geplante Energieeffizienzgesetz, das massive Energieeinsparungen vorschreibt. Auch beim Rohrhersteller Maincor mit Sitz in Schweinfurt blickt man mit Sorge auf den Entwurf der Ampel-Koaltion. "Die Frage ist, inwieweit wir in Deutschland noch wettbewerbsfähig handeln können", sagt Geschäftsführer Dieter Pfister im Gespräch mit inFranken.de. Sein Betrieb zieht daher die Produktion im Ausland in Betracht.

Maincor-Chef kritisiert geplantes Energie-Gesetz - "lieber Angebote statt Pflichten und Verbote"

Das Energieeffizienzgesetz schreibt Stromeinsparungen im großen Stil vor. Die Ampel-Koalition will den Energieverbrauch bis 2030 um über ein Viertel senken. So soll der Verbrauch in Deutschland künftig um 26,5 Prozent unter dem von 2008 liegen. Industrieverbände reagierten zuletzt mit vehementer Ablehnung auf den Vorstoß. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer befürchtet dadurch perspektivisch einen Einbruch der Wirtschaftsleistung. Auch Maincor-Chef Pfister hält das Gesetz für grundverkehrt. "Ich will lieber Angebote haben - statt Pflichten und Verbote."

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Laut Pfisters Schilderung macht sich Maincor - unabhängig von Vorgaben aus der Politik - seit Langem Gedanken, wie sich der Stromverbrauch im Betrieb senken lässt. "Wir sind schon seit Jahren dabei, Strom einzusparen." Der Hersteller von Kunststoffrohren zählt zu den energieintensiven Unternehmen. "Wir haben einen Bedarf von acht bis neun Millionen Kilowatt per anno", erklärt Pfister. "Ich sage immer: Die beste Kilowattstunde ist die, die ich nicht habe."

Aktuell denke man vor Ort sogar über eine firmeneigene Windkraftanlage nach. "Wir prüfen momentan auch, in das Thema Wasserstoff einzusteigen", berichtet Pfister. Der Hintergrund: "Ich bin voll für grünen Strom - aber wir brauchen auch eine Lösung, wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint." Hinsichtlich des Entwurfs des Energieeffizienzgesetzes moniert Pfister, dass darin nicht unterschieden werde, wie der verwendete Strom vorab erzeugt worden sei. "Was mich stört: Es wird keine Rücksicht darauf genommen, ob man schon grünen Strom verwendet", kritisiert er.

Rohrhersteller erwägt Produktionseinstieg in Nordamerika - fränkische Standorte bleiben erhalten

Der2004 gegründete unterfränkische Rohrhersteller, der mit seinen Produkten Pfister zufolge 63 Länder bedient, denkt wegen der hierzulande hohen Energiekosten darüber nach, künftig im Ausland zu produzieren. "Wir überlegen, in Nordamerika mit der Produktion einzusteigen." Dort seien die wirtschaftlichen Bedingungen derzeit vergleichsweise günstig. Die Standorte Knetzgau und Schweinfurt sollen gleichwohl erhalten bleiben, wie der Geschäftsführer betont. "Wir werden die Produktion nicht verlagern. Wir wollen vor Ort sogar wachsen", sagt Pfister.

Aktuell stellt Maincor laut eigenen Angaben mit 430 Mitarbeitern am Standort Knetzgau Kunststoffrohre für unterschiedliche Anwendungsbereiche her. Im Vergleich zu ausländischen Akteuren sieht er sein Unternehmen gleichwohl klar im Nachteil. Sein Hauptkritikpunkt: die nach seinem Empfinden mit dem Strompreis verbundenen immensen Zusatzkosten. "Da kommen noch mal 70 Prozent obendrauf", beklagt Pfister. "Hier bin ich der Meinung, dass in Deutschland etwas gemacht werden muss."

Dem von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) geforderten Strom-Rabatt für die Industrie kann der Geschäftsführer indes nichts abgewinnen. Der Vorstoß sieht einen befristeten Industriestrompreis von fünf Cent pro Kilowattstunde vor. "Meine Befürchtung ist, dass davon nur die Großen profitieren und die kleinen und mittelständischen Betriebe leer ausgehen", konstatiert Pfister. Statt Subventionen hält er eine andere Maßnahme für zielführender. "Mein Wunsch wäre, die Nebenkosten wie Stromsteuer deutlich zu reduzieren. Das wäre für mich der wesentlich sinnvollere Weg."

"Deutsche Scheinheiligkeit": Maincor-Geschäftsführer rügt Energiepolitik

Den politischen Entscheidungsträgern wirft er indes eine "deutsche Scheinheiligkeit" vor. "Wir schalten die Kernkraft ab, beziehen sie aber aus Frankreich."

Kritik übt der Maincor-Chef insbesondere an der Ampel-Regierung. "Das Schlimmste ist, dass unsere politische Elite gerade zu einer Verunsicherung der Gesellschaft und Unternehmen beiträgt", sagt Pfister mit Blick auf regierungsinterne Streitthemen, wie etwa das umstrittene Gebäudeenergiegesetz. "Wir als Unternehmen brauchen klare Perspektiven - und zwar kontinuierlich", betont der Maincor-Geschäftsführer.

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