In dem Oberauracher Gemeindeteil Kirchaich tanzen am Kirchweihmontag wilde Burschen aus Stroh durch die Straßen. Bei Walzerklängen werden sie ganz zahm. Aber wehe, die Musik endet ...
Wenn Kinder und Mädchen kreischend durch Kirchaichs Ortskern rennen, dann ist Kirchweihmontag, und die Strohbären sind los. Das Schauspiel, das weit und breit nur in Kirchaich zur Kerwa gehört, lockte bei strahlendem Sonnenschein viele Zuschauer zum Lindenplatz.
Fünf junge Männer werden alljährlich vorher in stundenlanger Kleinarbeit in Stroh eingewickelt und mit bunten Blumen verziert, bevor sie als Strohbären mit der Blaskapelle zum Lindenplatz ziehen. Dort angekommen, haben ihre Führer alle Hände voll zu tun, die wilden Gesellen an der Kette und im Zaum zu halten. Sie sind auf der Suche nach Mädchen, die von den stacheligen Gesellen erst umarmt und dann zu Fall gebracht werden - dabei bleibt ein Strohbär aber ganz Gentleman, er fällt nämlich nach hinten, die Dame also relativ weich.
Schönes Wetter wie am Montag ist für die Kerwa optimal, die Strohbären allerdings müssen dann umso öfter "gegossen" werden: Denn wenn das Stroh nicht ständig feucht gehalten wird, wird das Klima für die eingewickelten Burschen sehr unangenehm.
Wird Walzer gespielt, sind die Bären brav Viel Gaudi herrschte an diesem Kerwas-Montag wieder beim Strohbärentanz - Tanz deshalb, weil die wilden Gesellen ganz brav werden, wenn die Blaskapelle einen Walzer anstimmt. Dann fordern sie die Frauen zum Tanz - aber wehe, die Musik endet: schon liegt die Partnerin am Boden, wenn sie nicht schnell ist.
Kerwas-Organisations-Chef Ralf Dicker ehrte Daniel "Shaggy" Stäblein: 13 Mal hat er schon im Strohbärengewand für Stimmung gesorgt. Heuer wechselte er erstmals die Seiten und fungierte als Führer.
Wenn die Strohbären tanzen In der Region ist Kirchaich der einzige Ort, der die Strohbären tanzen lässt. Eigentlich vertrieben die wilden Gesellen früher im Frühling den Winter. Der Brauch schlief in Kirchaich ein. Als einige junge Männer in den 70er Jahren den Strohbärentanz "wiederbelebten", verlegten sie ihn auf den Kirchweih-Montag und verschafften der Kerwa Anfang September so einen Höhepunkt.