Im Landkreis Haßberge geht es um die Wurst

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Zum Anbeißen: Der fränkschen Bratwurst ist am heutigen Samstag ein eigener Aktionstag gewidmet. Fotos: Eckehard Kiesewetter
Zum Anbeißen: Der fränkschen Bratwurst ist am heutigen Samstag ein eigener Aktionstag gewidmet. Fotos: Eckehard Kiesewetter
Johannes Forster
Johannes Forster
 
Marion Müller
Marion Müller
 
David Pfeufer
David Pfeufer
 

Die Corona-Pandemie stoppt zwar Großveranstaltungen, nicht aber den Appetit der Franken. Im Landkreis Haßberge wird am "Tag der fränkischen Bratwurst" fleißig gebrutzelt.

Der Streit, ob nun die Thüringer die ersten waren oder doch die Franken, ist den meisten Leuten wurst. Aber wenn eine frischgebrutzelte Bratwurst zu ergattern ist, dann dann kennen die meisten Franken nichts. Egel ob einzeln oder gleich "a Bäärla" - eine Bratwurst geht immer! Bei Großveranstaltungen wie den Weinfesten in Sand und Zeil oder dem Eberner Altstadtfest sowieso. Da dürfen Bratwurststände nicht fehlen.

Aber auch bei großen Vereinsjubiläen gehen "schon ein paar Tausend" weg, sagt Marion Müller. Zu Bier und Wein schmeckt "a Bratwurstbrötla" immer. Normalerweise stünde die Metzgermeisterin aus dem Eberner Stadtteil Höchstädten stünde zurzeit an jedem Wochenende irgendwo zwischen Baunach und Maroldsweisach bei Festen am Grill. In diesem Jahr jedoch lässt Corona all diese Anlässe platzen, keine Großveranstaltungen, Jubiläen und Sommerfeste.

Und doch lassen sich die Franken ihre Liebe zur Bratwurst nicht nehmen. Davon berichtet auch Johannes Forster. Der gelernte Metzger brät seit mehr als zehn Jahren auf dem Parkplatz eines Eberner Supermarkts Bratwürste für die Einkäufer. "In den ersten paar Wochen nach Ausbruch der Krise war's eine Katastrophe", sagt er. Aber inzwischen ist der gewohnte Appetit der Kunden längst zurückgekehrt. "Hunger gibt es immer, Corona hin oder her."

Tag der Bratwurst

Der Pandemie verdankt die fränkische Spezialität sogar einen erstmals ausgerufenen eigenen Ehrentag: Der "Verein zur Förderung der fränkischen Bratwurstkultur" und die drei fränkischen Handwerkskammern haben den heutigen Samstag wurde zum "Tag der fränkischen Bratwurst" deklariert.

Metzgereien aus verschiedenen Regionen Frankens haben Aktionen in Verbindung mit ihren Bratwurstspezialitäten angekündigt und Kunden sind aufgerufen, via Onlinevoting ihre Lieblingsmetzger zu bestimmen. Wer in Gunst und Geschmack bei Publikum und Jury am meisten punkten kann, darf beim nächsten Bratwurstgipfel um den Titel des fränkischen Bratwurstkönigs ringen.

Tatsächlich! Hier steht Bratwurstgipfel und nicht Bratwurstzipfel. Seit 2010 nämlich hatten sich Metzger und Brutzler aus ganz Franken jeweils im Mai in Pegnitz getroffen, um ihre traditionellen Bratwurstspezialitäten und neue Kreationen mit verschiedensten Ingredienzien und Herstellungsmethoden vorzustellen und so die Vielfalt der fränkischen Bratwurst zu zelebrieren. Doch Corona hat den Veranstaltern diesmal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nun ersetzt den Bratwurstgipfel ein Aktionstag, der dieses aus Fleisch gewordene fränkische Wahrzeichens überregional würdigen soll: ob als Coburger auf Kiefernzapfen gegrillt, "nach Thüringer Art" mit Majoran gewürzt, als "original Nürnberger" gemäß jahrhundertealter Rechtsverordnung zwischen sieben und neun Zentimeter lang und 20 bis 25 Gramm schwer und mit Vorliebe als "Drei in an Weggla" konsumiert; oder eben einfach als "fränkische" Bratwurst nach hauseigenem Rezept.

Variierende Kreationen

Experimentierfreude bei der Herstellung von Bratwürsten beweisen seit zwölf Jahren David Pfeufer und die Mitglieder seines Vereins, der Fleisch- und Wurstfreunde Ebern-Heubach. Sie haben auch schon mal in Pegnitz beim Bratwurstgipfel ihren Grill aufgebaut. Den Aktionstag als Corona-Alternative findet Vorsitzender David Pfeufer eine gute Idee: "Aber groß mitbekommen hat man nichts davon", meint er. Der Tag hätte besser beworben werden müssen, findet er.

Hätte den Hobbymetzgern aus Ebern und Umgebung nicht das Virus dazwischen gepfuscht, dann würden sie auch heuer wieder bei einem Bratwurstfest im Rathaus ihre Kreativität beim Entwickeln neuer Rezepturen beweisen. Dann hätte der Verein mit seinen inzwischen mehr als 350 Mitgliedern wohl auch das Schnupperwursteln für Kinder im Schlachthaus am Haus der Bäuerin in Heubach wieder angeboten. "So an die 20 Kinder", schätzt Pfeufer, hatten vergangenen Sommer das Angebot im Ferienprogramm genutzt. In diesem Jahr ist alles anders. "Große Aktionen sind zurzeit schwer planbar", sagt der Vorsitzende, aber das Grillen, wie jüngst wieder bei einer Vereinsversammlung, gehört für überzeugte "Fleisch- und Wurstfreunde" einfach dazu.

"Die großen Mengen bei Festen fallen weg heuer, aber privat grillen die Leute trotzdem unheimlich viel", weiß Marion Müller. In ihrem Laden sind die hausgemachten Würste zurzeit heiß begehrt. An Sommerwochenenden wie diesen glühen die Grills bei den Leuten zuhause. Im Übrigen aber findet die Geschäftsfrau und Mutter die derzeitige Situation "eigentlich perfekt; für mich ist das ideal so", sagt sie.

Am Grillstand gäbe es eine Fülle von Corona-Auflagen zu beachten. Außerdem fallen Standgebühren, Unwägbarkeiten wie schlechtes Wetter, die Unsicherheit bei der Bestellung der Brötchenkontingente oder mögliche Personalausfälle weg. "Da geht nichts kaputt und die Wochenenden bleiben frei für die Familie: Ein ganz entspannter Sommer, man muss sich halt nur anders organisieren."