Die Corona-Pandemie stoppt zwar Großveranstaltungen, nicht aber den Appetit der Franken. Im Landkreis Haßberge wird am "Tag der fränkischen Bratwurst" fleißig gebrutzelt.
Der Streit, ob nun die Thüringer die ersten waren oder doch die Franken, ist den meisten Leuten wurst. Aber wenn eine frischgebrutzelte Bratwurst zu ergattern ist, dann dann kennen die meisten Franken nichts. Egel ob einzeln oder gleich "a Bäärla" - eine Bratwurst geht immer! Bei Großveranstaltungen wie den Weinfesten in Sand und Zeil oder dem Eberner Altstadtfest sowieso. Da dürfen Bratwurststände nicht fehlen.
Aber auch bei großen Vereinsjubiläen gehen "schon ein paar Tausend" weg, sagt Marion Müller. Zu Bier und Wein schmeckt "a Bratwurstbrötla" immer. Normalerweise stünde die Metzgermeisterin aus dem Eberner Stadtteil Höchstädten stünde zurzeit an jedem Wochenende irgendwo zwischen Baunach und Maroldsweisach bei Festen am Grill. In diesem Jahr jedoch lässt Corona all diese Anlässe platzen, keine Großveranstaltungen, Jubiläen und Sommerfeste.
Und doch lassen sich die Franken ihre Liebe zur Bratwurst nicht nehmen. Davon berichtet auch Johannes Forster. Der gelernte Metzger brät seit mehr als zehn Jahren auf dem Parkplatz eines Eberner Supermarkts Bratwürste für die Einkäufer. "In den ersten paar Wochen nach Ausbruch der Krise war's eine Katastrophe", sagt er. Aber inzwischen ist der gewohnte Appetit der Kunden längst zurückgekehrt. "Hunger gibt es immer, Corona hin oder her."
Tag der Bratwurst
Der Pandemie verdankt die fränkische Spezialität sogar einen erstmals ausgerufenen eigenen Ehrentag: Der "Verein zur Förderung der fränkischen Bratwurstkultur" und die drei fränkischen Handwerkskammern haben den heutigen Samstag wurde zum "Tag der fränkischen Bratwurst" deklariert.
Metzgereien aus verschiedenen Regionen Frankens haben Aktionen in Verbindung mit ihren Bratwurstspezialitäten angekündigt und Kunden sind aufgerufen, via Onlinevoting ihre Lieblingsmetzger zu bestimmen. Wer in Gunst und Geschmack bei Publikum und Jury am meisten punkten kann, darf beim nächsten Bratwurstgipfel um den Titel des fränkischen Bratwurstkönigs ringen.
Tatsächlich! Hier steht Bratwurstgipfel und nicht Bratwurstzipfel. Seit 2010 nämlich hatten sich Metzger und Brutzler aus ganz Franken jeweils im Mai in Pegnitz getroffen, um ihre traditionellen Bratwurstspezialitäten und neue Kreationen mit verschiedensten Ingredienzien und Herstellungsmethoden vorzustellen und so die Vielfalt der fränkischen Bratwurst zu zelebrieren. Doch Corona hat den Veranstaltern diesmal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nun ersetzt den Bratwurstgipfel ein Aktionstag, der dieses aus Fleisch gewordene fränkische Wahrzeichens überregional würdigen soll: ob als Coburger auf Kiefernzapfen gegrillt, "nach Thüringer Art" mit Majoran gewürzt, als "original Nürnberger" gemäß jahrhundertealter Rechtsverordnung zwischen sieben und neun Zentimeter lang und 20 bis 25 Gramm schwer und mit Vorliebe als "Drei in an Weggla" konsumiert; oder eben einfach als "fränkische" Bratwurst nach hauseigenem Rezept.
Variierende Kreationen
Experimentierfreude bei der Herstellung von Bratwürsten beweisen seit zwölf Jahren David Pfeufer und die Mitglieder seines Vereins, der Fleisch- und Wurstfreunde Ebern-Heubach. Sie haben auch schon mal in Pegnitz beim Bratwurstgipfel ihren Grill aufgebaut. Den Aktionstag als Corona-Alternative findet Vorsitzender David Pfeufer eine gute Idee: "Aber groß mitbekommen hat man nichts davon", meint er. Der Tag hätte besser beworben werden müssen, findet er.